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Update – 7. Oktober 2025

 

Mission completed?

 

Mission not completed

 

ENDLICH! Endlich ist das Wort «Drohnenabwehr» in den Köpfen angekommen. Zwar viel zu spät und nicht konsequent genug. Und noch irr und wirr.

 

Seit 2021 schreibe ich mir in diesem Blog die Finger wund: «Ohne effizienten Schutz des unteren und untersten Luftraums sind alle anderen rüstungstechnischen Investitionen für die Galerie.»

 

Glauben Sie mir: Die Stellplätze unserer Flugzeuge in Payerne, Emmen und Meiringen sind bereits auf den Zentimeter genau kartographiert. Die freundlichen Spotter am Flughafenzaun sind nicht nur Flugi-Fans ...

 

Das trifft auch auf die Zivilflughäfen zu. Dort noch einfacher, weil publiziert.

 

Ein Minidröhnchen programmieren – und weg sind die 100 Millionen teuren Hornissen unserer Luftwaffe. Oder der 200 Millionen teure Fehleinkauf aus Trumpistan. Und schon gar nicht auszudenken, was bei einem Treffer eines Airliners am Gate passieren würde!  

 

Lassen Sie es mich etwas pathetisch, aber in voller Überzeugung sagen: Ohne den umfassenden Schutz des unteren und untersten Luftraums können wir uns alle anderen angedachten Beschaffungen des VBS sparen. Piff – paff – puff – und unsere schönen Luxusbeschaffungen sind duss ...   

 

Kindische Sprache? Vielleicht ja. Aber leider auch die brutale Sprache der Realität

 

Milliarden ausgeben, um in völliger Asymmetrie von nur tausend Franken teuren Mini-Hornissen aufgerieben zu werden? Und was ist mit unserer Bevölkerung, unserer Infrastruktur, unserem Siedlungsraum? Ist dieser Schutz nicht der wahre Auftrag unserer Armee?

 

Was ist passiert (1): Unsere «sicherheitspolitische Elite» hat sich mit vollem Einsatz für den F-35 stark gemacht, hat eine Verteidigungslinie aus Nichtwissen, Behauptungen, Lügen und Abhängigkeiten aufgebaut. Da blieb kein Platz mehr für andere Meinungen.  

 

Was ist passiert (2): Unsere Verteidigungsstrategen, Armeeplaner, die VBS-Führung und auch die Experten der ETH haben die Entwicklung ganz einfach verschlafen.

 

Wo war (ist) das millionenteure W+T Technologiezentrum (und Spielwiese) der armasuisse? Wo der Armeestab? Die Chefs der Armeeplanung und Luftwaffe? (die Frage nach dem Wo des CdA und dem C LW erübrigt sich). Wo die Chefs der Zivilflughäfen? Und nicht zuletzt: Wo war die Presse? (auch die Frage nach der NZZ – Häsler – erübrigt sich).

 

Nun ist der Drohnenabwehr-Aufbruch da, einem Tsunami gleich. Und auch schon die ersten Lobbyisten (NZZ vom 3. Oktober «Australische Gewehre können kostengünstig Dutzende Drohnen pro Minute neutralisieren – ein Nato-Land hat bereits bestellt»).   

 

«Aufbruch» in der Schweiz heisst immer auch Kakophonie. Die Suche nach Experten, nach Fakten – und nicht zuletzt nach Rechtfertigung. Wie kann es denn sein, dass «wir» das Problem so lange ausgeblendet haben? Ist es – äh – vielleicht aus Gründen der Neutralität? Wollen/können wir partout nicht über den Tellerrand hinaus ins Ausland schauen?

 

Die Tsunami-Hektik schaltet den Verstand aus: Gewehre und Fangnetze! Solche Mittel können sich für die Objektsicherung im Einzelfall eigenen. Aber nicht bei Nacht und Nebel! Nicht bei einem Drohnenschwarm!  

 

Beim ca.1000 Hektaren grossen Flughafen Zürich (mit den An- und Abflugsektoren noch um vieles grösser) spielt sich die Drohnenabwehr etwa so ab: «Ruedi, holsch Du bitte s Gwehr us em Waffenschrank? Mir händ da e paar Drone ...». Pause. «Ruedi? Ah, du machsch grad Pause? Wen hesch Ziit?»

 

Eine effiziente Drohnenabwehr muss vollautomatisch sein, 7 Tage, 24 Stunden! Sie muss über Sensoren verfügen, die Kleinstobjekte erfasst (<30 cm) und Dutzende, ja Hunderte Ziele neutralisieren kann. ETH-Professor Siegwart diktiert der Sonntagszeitung «... es gibt bis heute kein Abwehrsystem, das vollständigen Schutz bietet». Diesen Unsinn hat vor Jahren schon eine andere ETH-Mitarbeiterin in der SZ verlauten lassen. Eine Richtigstellung von mir wurde von der «Expertin» nicht beantwortet, ein Leserbrief an die SZ nicht veröffentlicht.

 

Im Jahr 2019 wurden am Flughafen London Heathrow Drohnen gesichtet, das war faktisch der Beginn des Themas «Drohnen». Der Flugverkehr wurde eingestellt, Chaos und Unsicherheit die Folge. Seither wird der Flughafen mit Systemen der israelischen Firma Rafael (Drone Dome) gesichert – wie viele andere Flughäfen und kritische Infrastrukturen weltweit auch. https://www.rafael.co.il/system/drone-dome-family/

 

Ich war damals Vertreter von Rafael in der Schweiz. Wir kontaktierten die CEO der Flughäfen Bern und Zürich und wurde an die Kantonspolizei verwiesen. Die Kommandanten der jeweiligen Korps delegierten das Thema an die internen Beschaffungsorgane. Die damit überfordert waren. Kein Vorwurf an diese Mannen; aber ein riesiger Vorwurf an die Chefs der Flughäfen und der Polizei. Verdammt noch mal, ihr seid für die Sicherheit der Menschen am Flughafen verantwortlich!   

   

Auch der armasuisse wurde Anfang der 20er-Jahre das System präsentiert. Antwort? Null. Logo – es klopfte der falsche Absender an die Tür. Im «System armasuisse» leider die übliche und fatale Normalität.     

 

Bei allen bad feelings über die Untätigkeit und Ahnungslosigkeit der vergangenen fünf Jahre und die geschäftige Hektik der Gegenwart könnte ich mich jetzt bei diesem Thema zu Ruhe setzen. Mission completed! Endlich ist das Problem erkannt.

 

Aber die mission is not completed. Die Drohnenabwehr hat (noch) keine Fürsprecher in der Armee. Diese Kleinarbeit ist nicht sexy genug. «Der grosse Nachholbedarf» (BR Pfister) ist für die Tribüne. Und wer zufällig den Amherd-Nachfolger am Montag in 10 vor 10 gesehen/gehört hat: Jetzt hat Ahnungslosigkeit auch filmisch ein Gesicht.    

 

So lange unsere Regierung, unsere Armee und die Mehrheit der Politiker den F-35-Flop nicht ohne Wenn und Aber beenden, sind alle anderen Massnahmen zur Sicherheit der Schweiz nur Lippenbekenntnisse.

 

Mir scheint, dass mittlerweile auch ehemalige F-35-Befürworter den Kauf der Flugzeuge anzweifeln. Doch nun steht plötzlich nicht mehr der militärische Nutzen im Mittelpunkt, es wird mit politischen Gründen argumentiert. Zehn Milliarden teurer Flugzeugschrott, um einen Narzissten zu besänftigen! Kopfschütteln ...   

 

Diese Armee hat keine Budgeterhöhung verdient.

 

 

Update – 28. August 2025

 

«Frau Bundesrat Amherd dankt ihnen für ihr Interesse an der Armee und lässt Sie freundlich grüssen ...»

 

(Noch) kein freundlicher Gruss von Bundesrat Pfister

 

Von kleinen Geschichten die das Leben schreibt.

 

Am 21. Januar 2018 schrieb ich Frau Amherd einen Brief. So wie damals noch üblich - auf Papier. Meine naive Vorstellung: Ich wollte sie über die unhaltbaren Verhältnisse bei armasuisse informieren.

 

Ein Brief in freundlichem Ton, aus Gründen der (vorläufigen) Vertraulichkeit ohne Namen oder spezifische Projekte zu nennen. Einen Satz aus dem Brief will ich den Bloglesern aber nicht vorenthalten: «... kann ich als Direktbetroffener leider nur sagen: getrickst, gemauschelt, gelogen.»

 

Einschub: Mir ist natürlich klar, dass Bundesräte*innen viel Post aus der Bevölkerung erhalten. Da bleibt kaum Zeit, solche Briefe zu lesen, geschweige denn zu beantworten.

 

Zusätzlich - Frau Amherd hatte eine unüberwindbare Verteidigungslinie aufgebaut. Mit Topexperten, Chefbeamten und Kommunikationsspezialisten in grosser Zahl. Sie alle schirmten sie ab – oder wohl genauer, schirmten sich ab.

 

Kurz, mein Brief wurde nie beantwortet.

 

Nach mehr als einem Jahr stach mich der Hafer: Ist der Brief vielleicht gar nie im VBS eingetroffen? Und wenn doch, gibt es intern eine Regelung, wie mit solchen Zuschriften umgegangen wird?

 

Dann im Mai 2019 ein Mail des Chefs Kommunikation VBS! Ja, eine solche Regel existiert (innerhalb von 2 Wochen). Und Kalbermatten fügte bei: «Warum das in Ihrem Fall nicht der Fall war, werde ich so rasch als möglich abklären.»

 

Zwei Tage später Anruf seines Stellvertreters: «Danke für Ihre Zuschrift und wir entschuldigen uns für die interne Panne.» Und: Frau Amherd sei an keinem Dialog interessiert. Dann, zum Trost, Frischknechts «Ritterschlag»! «Frau Bundesrat Amherd dankt ihnen für ihr Interesse an der Armee und lässt Sie freundlich grüssen ...». Wow!

 

Eigentlich eine langweilige, unbedeutende Geschichte, nicht? Oder eben doch nicht. Wer zweimal lügt, lügt sich auch weiter problemlos durch die Welt.

 

Wer zählt sie, die Lügen aus dem VBS? Eine PUK? Die GPK? Weshalb nicht die Presse?

 

Die naive Quintessenz: Noch immer bilde ich mir ein, dass das eine oder andere sich anbahnende Desaster zumindest hätte antizipiert werden können.   

  

Zeitenwechsel – 2025 - Bundesrat Pfister

 

Am 25. Februar 2025, als noch vor seiner Wahl zum Bundesrat, schrieb ich Martin Pfister eine kurze Mail. Naiv wie ich bin, dachte ich, dass ein paar Infos zur Schieflage des F-35-Projekts ihm bei den Anhörungen in den Fraktionen einen Wissensvorsprung bringen könnte.

 

Die (automatisch) generierte Antwort traf sofort ein: «Vielen Dank für Ihre Kontaktanfrage und ich werde mich baldmöglichst bei Ihnen melden».

 

Sechs Monate sind jetzt vorbei.  

 

Zurück zu den Lügen. Naiv wie ich bin, glaube ich immer noch an das Gute. Aber auch an das Talent der PR-Profis, Lügen umzudeuten: Missverständnis, Fehleinschätzung, Versehen, Mär, Dichtung, Fabelei, Hirngespinst. Und schuld sind sowieso die anderen.

 

Dieser kleinen und privaten Geschichte steht die grosse, alles zerrfressende Story der Gegenwart gegenüber: Der F-35 liegt wie ein viel zu grosser Wal im kleinen Schweizer Swimmingpool. Ein finanzielles und terminliches Fiasko. Ein exemplarisches Beispiel der behördlichen Dysfunktion. Eine unrühmliche Hypothek für unsere Nachkommenschaft.  

 

Er (der Wal) frisst der Armee die nötigen Mittel weg. Er (der Wal) zerstört die Glaubwürdigkeit unserer Regierung. Er (der Wal) tut unserem Selbstverständnis und dem Ansehen unserer Armee überhaupt nicht gut.  

 

Er (der Wal) kann nichts für den Grössenwahn der Schweizer «Beschaffungsprofis» - gebt ihm sein Revier in der grossen, weiten Welt zurück. Sofort!          

 

 

Update – 17. August 2025

 

  1. Danke, liebe Freunde!

  1. Rute oder Nüsselein?

  1. Guggemusig aus dem VBS

  1. Politiker ohne Kompass – Gantner springt ein ...

  1. Legosteine

 

Danke, liebe Freunde!

Vier Jahre lang wurde ich als Spinner, als durchgedreht, als Linker und Armeeabschaffer und anderen Attributen diskreditiert. (Vermeintlich gute) Freunde wandten sich von mir ab. Und meine ehemaligen Journalisten-Kollegen hatten schlicht keine Lust, sich die «andere» Seite anzuhören.

 

Mein «Vergehen»? Ich wusste mit Sicherheit, dass es keinen Fixpreis gibt. Ich kritisierte die Ausschreibung, weil der «Sieger» schon vor Abschluss der Evaluation feststand. Und ich hielt immer fest, dass dieses Kampfflugzeugkonzept aus den 90er-Jahren nicht den heutigen Anforderungen entspricht.

 

Nun, nach vier Jahren und millionenteuren Gutachten muss Bundesrat Pfister eingestehen, dass es keinen «Fixpreis» gibt. Er wird über kurz oder lang und einigen weiteren hundert Millionen Mehrkosten auch eingestehen müssen, dass die Beschaffung grundsätzlich nicht bedürfnisgerecht ist. Auch wenn er sich, mit anderen Träumern (und Profiteuren!), noch immer krampfhaft am Halm von «... aber wir brauchen die Flugzeuge» festklammert.

 

Ist Pfister Eingeständnis eine Genugtuung? Nein – es ist die Bestätigung, dass im VBS desaströs gearbeitet wird. Ich mag die Probleme gar nicht mehr alle aufführen – lieber wäre mir, einmal über eine geglückte Beschaffung zu berichten.

 

Fazit: Danke! Wahre Freunde lernt man in der Krise kennen. Und der kritische Journalismus unserer Mainstream-Medien ist - wo?

       

Konzepte, Strategien, politische Zwänge hin oder her: Solange die verantwortlichen Sicherheitspolitiker nicht mit höchster Priorität eine allumfassende Drohnenabwehr einfordern ist es müssig, sich anderen Beschaffungen zuzuwenden. Wer am Ertrinken ist, braucht zuerst einen Rettungsring. Konzepte und «... wir brauchen» nützen nichts.   

    

Rute oder Nüsslein?

Gespannt und ängstlich schauen unsere Politiker ins ferne Amerika. Nach Mar-a-Lago, dem Wohnort des Samichlous.

 

Wird er unsere Lobpreiselieder hören? Unsere guten Taten würdigen? Wird ihn unser Geld und noch mehr Geld und noch viel mehr Geld gütig stimmen? Gibt es die Fitze oder gar ein Nüsselein? Jetzt nur kein falsches Wort!

 

Was für ein verabscheuungswürdiges Verhalten.

 

Donald Trump ist nicht der Nikolaus. Donald Trump ist ein Lügner und Betrüger, ein Vergewaltiger und Soziopath. Ein unerträglicher Narzisst. Und die Schmutzlis an seiner Seite spielen das skurrile Welttheater opportunistisch mit.

 

Sehen wir nicht, wie die ICE in Amerika wütet? Dass er internationale Verpflichtungen und internationales Recht mit Häme ignoriert? Sein menschenverachtendes Tun?

 

Ob Präsident der USA oder nicht: Diese Person «verdient» keine Huldigungen, keine Anbiederungen und schon gar kein «... wir müssen für die Schweiz das Beste herausholen ...». Legen wir ihm doch ganz einfach unsere grenzenlose Verachtung vor die Füsse! Und sagen wir ihm weshalb.

  

Für die Schweiz «... das Beste herausholen» muss heissen: Wir bleiben unseren Prinzipien treu. Anstand und Verlässlichkeit. Demokratie und humanitäre Tradition. Toleranz und – Innovation!

 

Lassen wir uns nicht irre machen! 

 

Aber genau das passiert. So der Ruf nach Gianni. Gianni Infantino! Nach McMullen! Deutlicher kann die Verzweiflung über das eigene Versagen nicht sein. Der Zollhammer hat der Sünneli-Partei die totale Sonnenfinsternis beschert.

 

Lassen wir uns nicht irre machen!

 

Aber genau das passiert.

 

  • Stefan Holenstein, ehemaliger Präsident der SOG und aktuell Präsident des VMG fordert den Kauf von 48 F-35, um die Amis gnädig zu stimmen. Honi soit qui mal y pense. Also: pfui!
  • NR Jacqueline de Quattro sagt im SRF-Interview: «Vielleicht kann man weniger F-35 bestellen und die Lücken Rafales oder Eurofigther füllen». Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Also: Klappe halten!
  • Larissa Rhyn im Tages-Anzeiger: «Wir brauchen diese Flugzeuge!». Glückselig die Unwissenden. Nächstens Pressesprecherin im Bundeshaus?
  • Thierry Burkart im Tagesanzeiger: «Wir dürfen uns nicht blindwütig selbst ins Knie schiessen und das F-35-Programm abbrechen». Der Meisterschütze. Gewehr entladen und abtreten! Dittli/Riniker gleich mit.  

 

Es ist ernüchternd, wie Prominente ihre Inkompetenz so leichtfertig öffentlich zelebrieren.  

 

Was wir jetzt im Trump-Stress und mit schweissigen Achselhöhlen entscheiden wird uns 40 Jahre lang um die Ohren fliegen. Wollen wir das wirklich?

 

Die KI wird unseren Enkeln und Urenkeln erklären, weshalb es KI braucht. Weil in den Zwanzigerjahren die letzte analoge Politiker-Generation der Schweiz völlig überfordert war. Abhängigkeiten, Eitelkeiten, Schwatzhaftigkeit.         

 

Guggemusig aus dem VBS

Gugge-Posaunist Pfister gibt Gas!

Strategiewechsel 1: Mehr Beschaffungen aus Europa und aus der Schweiz. Wobei Zweiteres mehr für die Tribüne ist: Drohne, Mörser und Co. lassen grüssen. Aber gut gemeint.

 

Strategiewechsel 2: Doch mehr aus Amerika! Um den Beserker aus Florida zu besänftigen ...

 

Damit lege meinen Goodwill für den neuen Chef VBS definitiv ins hinterste Gefrierfach. Herrgott noch einmal: Wie plant, evaluiert und kauft man eigentlich Systeme, Herr Pfister?   

   

Fehlender Kompass

Die Trump-Präsidentschaft trifft die Schweiz wie ein Blitz. Scheinbar hat ihm im Wahlkampf niemand zugehört.

 

Und: Weshalb liebt er uns nicht mehr, Frau Martullo-Blocher? Hat er die Schweiz (Schweden, Swasiland) je geliebt? Oder sind wir alle einfach nur dreamer?

 

Ja.

 

Doch wieder einmal Glück gehabt! Gantner/Wietlisbach und ihr «Kompass» stehen jetzt der Bundespräsidentin zu Seite. Edel und nur dem Wohl der Schweiz verpflichtet.

 

Der Fuchs im Hühnerstall. Diesen Fuchs kriegt KKS nicht wieder raus.

 

Legosteine

Wir wissen es: Die wirklichen Probleme in unserem Land (der Leute!) sind nicht gelöst. AHV- und Armeefinanzierung, Energie- und Umweltpolitik, Gesundheitskosten, und und und ...

 

Was aber unsere Mandatsträger nicht daran hindert, über die Milliardenteure Anschaffung der Kampfflugzeuge wie über den Kauf eines neuen Velos zu parlieren. Was für ein Trauerspiel.

 

Oder anders: Als würden sie Legosteine kaufen. Rote, blaue, gelbe, grüne. Was für ein Expertenglück!   

 

 

 

Update – 28. Juli 2025

 

Rückwärts rudern

 

Begriffen – überhaupt nichts begriffen

 

Damals, beim ersten gemeinsamen Auftritt von Rüstungschef Loher und seiner Chefin Amherd sass der neugebackene Chef armasuisse wie ein Konfirmand neben seiner Vorgesetzten, in demütiger Dankbarkeit und Loyalität. Was für eine Körpersprache! Und dann kam SEIN Auftritt: «Fixpreis!» Lohers Gesellenstück ...

 

Heute tönt Loher anders: «Für mich war es ein Rätsel, wie die Schweiz von den Amerikanern so spezielle Konditionen bekommen konnte», diktiert er der NZZ beim Interview.  

 

Auch Tuena, der den Vertrag zwar nie gelesen hat, aber als Lautsprecher der US-Botschaft agierte, versucht sich halbwarm aus der Verantwortung zu stehlen. Anstatt Briefträger zu sein, hätte er sich (wie alle anderen auch!) doch eine eigene Meinung bilden können. Ist das von einem Parlamentarier zu viel verlangt?    

 

Trotzdem: Jetzt haben auch die letzten Hinterwäldler begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Und um es klarzustellen: Hinterwäldler wohnen nicht hinter dem Wald – sie trifft man im hippen Zürich, im internationalen Genf und im seligen Bern ebenso häufig, wie anderswo. Also überall.

 

Aber nun haben alle begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Nur sagen werden sie es nicht. Die Katholischen schonen ihre ex-Bundesrätin, die FDP ihren abtretenden Chef und die amtierende Nationalratspräsidentin. Und Dittli. Weil Inkompetenz kein Grund sein soll für seine Wiederwahl. Die SVP? Sie ist ins Schweigen versunken: mit Salzmann und Hurter als massgebliche Ursache der Situation.

 

Wäre rückwärts rudern eine Olympische Disziplin, wären wir Schweizer die grössten Medaillenanwärter.  

 

Zum eigentlichen Thema:  

 

Nun haben also alle begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Die Presse listet die Verantwortlichen auf: von Amherd bis Savic, Sonderegger, Süssli und Co. Richtig so. Aber die Liste ist unvollständig. Mehr dazu in meinem nächsten Blog.

 

Es sei aber jetzt schon festgehalten: Hauptverantwortlicher für die heutige Situation ist ex-Bundesrat Maurer. Er steht explizit für den Anfang der Beschaffungsmisere. Seinen grossen Worte (Sie wissen schon) folgten miserable Personalentscheide. Ich denke dabei primär an die Rüstungschefs Sonderegger und, kurz, Appenzeller. Um nur zwei Beispiele zu nennen. 

 

Die Liste der Fehlentscheide ist ellenlang. Da werden mir auch die Vertreter der Bodentruppen zustimmen. Nur: Wo ist deren Stimme zum Mittel fressenden Monster F-35? Soll das aufgestockte VBS-Budget allein und ausschliesslich in den F-35 fliessen?

 

Nun haben also alle begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Teil davon ist auch der hochgelobte und vielumworbene ex-US-Botschafter McMullen. Bitte lesen Sie dazu meinen Blogeintrag vom 23. Juni: «Have you ever bought a used car in the USA?» 

 

Nun haben also alle begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Im Wissen um den Irrsinn schweigen sie aber alle. Aus Angst vor dem «Zollhammer» aus den USA.

 

Nun haben also alle begriffen, dass das F-35-Geschäft ein toxischer Deal ist. Aber: Haben das wirklich alle begriffen? Nein!

 

«Ja, aber ...» ist nun die Devise. «Reduzieren wir die Stückzahl, wir brauchen dieses Flugzeug!». Diejenigen, die den Vertrag nie gelesen haben (oder ihn nicht verstanden haben), sind nun plötzlich Luftwaffen-Experten. Und plaudern – wie schon zu «Fixpreis-Zeiten» - ungeprüft und frei von jeglichem Sachverstand die vorgegebenen Parolen nach. Denkfaul? Denkunfähig? Bedenklich in jedem Fall.

 

Soll mir mal jemand dieser Befürworter*innen nur einen Grund nennen, weshalb wir den F-35 «brauchen»! Weshalb wir den Rigi-Murks und das kostentreibende Offset-Geschäft brauchen? Einen Nuklearwaffenträger, der nur im grossen Verbund (Nato) seine Stärken ausspielen kann. Dessen Kosten sich insgesamt weit über zehn Milliarden summieren werden. Der uns in eine unkontrollierbare Abhängigkeit führt. Der (viel) lauter sein wird, als prognostiziert. Und der letztlich unter allen heute verfügbaren Kampfflugzeugen den Kernauftrag der Luftwaffe – den Luftpolizeidienst – am schlechtesten erfüllt.

 

Und last but not least: Der zu spät ausgeliefert wird, nicht in der von uns bestellten Konfiguration sein wird (die Nachrüstungen werden wir bezahlen müssen ...) und mit seiner unterirdischen Verfügbarkeit («Hangarqueen») und reduzierten Stückzahl die Luftwaffe der internationalen Lächerlichkeit aussetzen wird.

 

Zur Begründung: Leider kenne ich die Antworten schon, diktiert vom Fixpreis-VBS und von den Profiteuren (sprich von Lobbyisten sowie der Industrie, genannt Know-how-Transfer – oder genauer formuliert: fett bezahlte Staatsaufträge).

 

Wo ist unser Schweizer Selbstbewusstsein? Wo sind unsere stolzen Hellebardenträger, unsere (wenigen verbleibenden) EWR-Sieger, unsere lautstarken Brüssel-Phobiker, unsere Bewahrer der Neutralität?

 

Sie schweigen. Knicken ein. Traurige Opportunisten! Nichts begriffen.

 

 

Update – 30. Juni 2025

 

Fixpreis – nix Preis!

 

Krisenkommunikation nach CH-Art

 

Rüstungschef Loher gibt zu Protokoll: «Ein Vertrag ist ein Vertrag, sollte man meinen. Doch bei der Beschaffung der Kampfjets stehen wir nun vor einer anderen Realität.»  

 

Sollte man meinen ... Krisenkommunikation nach CH-Art.

 

Schon beim ersten gemeinsamen Auftritt von Amherd und Loher (Amtsantritt) machte Loher seiner Chefin mit dem Ausspruch «Fixpreis» den ultimativen (und äusserst peinlichen) Loyalitätskniefall.

 

Zu diesem Zeitpunkt konnte Loher die Verträge noch gar nicht gelesen haben. Aber spielt ja auch keine Rolle; wenn die Chefin «meint», dann darf auch ihr Untergebener «meinen».

 

Ich weiss gar nicht mehr, was ich dazu meinen soll ...

 

Aber ich weiss, was ich weiss:

  • Das Geschäft wird mega überteuert sein; viel mehr, als heute im Raum steht!
  • verspätete Auslieferung und nicht in der geforderten Konfiguration
  • faktisch unbewaffnet (ein weiterer riesiger Kostentreiber)
  • mega Infrastrukturinvestitionen an unseren Flugplätzen im US-Auftrag (zusätzlich zum Beschaffungsbudget)
  • last but but not least: Die absolut falsche Typenwahl. Geben wir unsere Order an die Engländer weiter. Sie, tragender Pfeiler der Nato, wollen den Tarnkappen-Nuklearträger so einsetzen, wofür er ja entwickelt wurde.
  • Es gibt einen Plan B, einen Plan C. Aber man muss wollen!   

 

Nun denn, es ist ja nicht nur Loher. Die Fixpreis-Lüge wurde zum tragic running gag. Die Sicherheitspolitiker; die Journalisten; der Mann/die Frau auf der Strasse und am Stammtisch: Alle plauderten sie nach. Ich meine: Das ist beschämend – und beängstigend dazu.

 

Mehrere Personen ausserhalb des VBS weisen schon seit Jahren auf die Fixpreis-Missinterpretation (und auch andere so genannte Missverständnisse) hin. Aber die Lüge – immer und immer wiederholt – hat sich aus Recherche-Bequemlichkeit in den Gehirnwindungen gemütlich gemacht.    

    

Nun kann ich es ja sagen: Im Rahmen der EFK-Abklärungen wurde ich von einem Mitglied der Finanzkontrolle befragt. Und war überrascht, wie kompetent der Befrager war. Er (und die anderen Mitglieder der EFK) hatten die Durchsicht, die scheinbar NIEMAND im VBS hat.

 

Kein Wunder entsorgte das VBS-Laientheater den kompromittierenden EFK-Schlussbericht umgehend. Fakten haben es immer schwer gegen «Meinen». Es wäre die letzte Möglichkeit gewesen, die Kurve noch zu kriegen.

 

Logisch wäre nun, dass sich die Fixpreis-Schreier schämen, in sich gehen und Besserung geloben. Leider sieht es bisher nicht danach aus.  

 

OK - Amherd, Savic, Merz und Süssli haben den Notausgang genommen oder nehmen ihn. Loher? Da ist Pfister gefragt. Und wie steht es mit Br Oppliger, dem designierten Luftwaffenchef? Hat er davon gewusst? Tritt er sein Kommando mit einer Lüge in seinem FlightLog an?

 

Ernüchternd: Ich hatte meine Erkenntnisse (und Fakten) auch einigen ehemaligen Kollegen der Tagespresse angeboten: «Interessant, Max! Wir treffen uns zu einem Kaffee?» Diese Kaffees wurden nie getrunken; die Fixpreis-Story und andere Absurditäten der Beschaffung aber weiterhin als Prawda weitererzählt.  

         

Daniel Foppa schreibt in der NZZ einen Kommentar unter der Überschrift «Fixpreisdebakel beim F-35: Wie aus dem Lehrbuch des Missmanagements».

 

Zitat daraus: «Ausbaden kann die Chose der neue Verteidigungsminister Martin Pfister. Eine naheliegende Schadensbegrenzung wäre, für den vom Volk bewilligten Betrag weniger Jets zu kaufen. Die bereits bezahlten 700 Millionen abzuschreiben und vom Vertrag zurückzutreten, ist finanz- und sicherheitspolitisch keine vernünftige Option. Die Schweiz braucht dieses Flugzeug.»

 

Phuuu! Nichts gelernt. Wer früher «Fixpreis» proklamierte ist jetzt mit der Endlosschlaufe «Die Schweiz braucht dieses Flugzeug» unterwegs. Lasst es uns nur genug oft wiederholen, dann wird dieser Nonsens zum neuen tragic running gag.

 

Ich frage Herrn Foppa: Warum braucht die Schweiz dieses Flugzeug? Weil die NZZ-Redaktion es so entschieden hat?

 

Und: Logisch, wenn das Geld für zwei Kilo Orangen nicht reicht, dann kauft man sich nur die Hälfte.

 

Aber: Jeder/jede der/die jetzt sagt/schreibt, dass man aus Kostengründen ein paar weniger Flügerli bestellen soll, disqualifiziert sich selbst!

 

Solchen Quatsch in Online-Kommentarspalten zu lesen tut weh. Und jetzt auch in meinem Leibblatt!?

 

 

Update – 26. Juni 2025

 

Missverständnisse noch und noch …

 

Sprachlosigkeit der Ertappten

 

«Eigentlich kann ich ja schwimmen!» ruft der Ertrinkende laut seinen Rettern zu, bevor er lautlos untergeht.

 

Eigentlich kann Häsler ja Journalismus; in seinem Kommentar schreibt er den Lesern zu, dass alles gut und nachvollziehbar sei. Um dann im Sturm der NZZ- Leserkommentare unterzugehen.

 

Die Sprachlosigkeit der Ertappten ist frappant. Wortreich winden sie sich, ohne etwas zu sagen. Oder weisen mit dem Finger – das alte Muster – auf die «Linken und vereinzelte Irrlichter». Oder diskreditieren den Überbringer der Botschaft. Oder zündeln gegen SRF (NR Gmür).

 

Ich wiederhole mich an dieser Stelle gerne zum zigsten Mal: Seit der Gründung des neuen Schweizer Bundesstaates sind die Räte bürgerlich dominiert. Das EMD/VBS hat nie ein Linker geführt. Irrlichter jedoch schon …

 

Häsler schreibt auch: «… Doch das Problem ist nicht der Jet, sondern das fehlende Vertrauen ins Verteidigungsdepartement». Gut gebrüllt, Löwe!

 

Selbstverständlich ist dieses milliardenteure Missverständnis der Supergau. Soweit richtig analysiert. Wer soll denn dieser Verwaltung noch vertrauen?

 

Aber ebenso: Wer soll Vertrauen in Journalisten haben, welche die vielen und eindeutigen Hinweise und die offenen Quellen salopp mit «Linke und Irrlichter» verunglimpfen?

 

Und völlig falsch ist Häslers Behauptung « ...Doch das Problem ist nicht der Jet …». Damit sind die NZZ-Leser (Kommentare) und auch ich überhaupt nicht einverstanden.

 

Die aus dem Ruder laufende NKF-Beschaffung war schon von Anfang an ein riesiges Missverständnis (vornehm ausgedrückt).

 

Um es kurz auf den Punkt zu bringen, es lief, wie es immer läuft im VBS: Man will etwas, verbiegt das Pflichtenheft so weit, dass es nur noch das Produkt X sein kann und adelt dann alle Parlamentarier*innen und Medienschaffenden mit dem Narrativ «bestes Kosten-Nutzen-Verhältnis» als Rüstungsexperten*innen. Nennen Sie mir bitte nur EIN bürgerliches SiK-Mitglied, das diesen Unsinn noch nie in der Öffentlichkeit erzählt hat.

 

Kosten? Darüber brauche ich mich nicht mehr weiter auszulassen. Ausser: Es werden drei Milliarden mehr sein, garantiert! Die Bewaffnung nicht eingerechnet.

 

Nutzen? Ein Nuklearwaffenträger für die Nato. Nothing else. Schon kommt der Einwand «aber stealth!». Herzig, und passt ganz gut zum Niveau der aktuellen Diskussion. Früher delektierten sich die self-proclaimed experts an Fachausdrücken wie Interoperabilität und im Verbund. Schmunzelnd stelle ich fest, dass auch die eifrigsten F-35-Verwechter diesen Zungenbrecher nicht mehr verwenden. Sie wissen schon ...

 

Wie weiter? Stop this nonsense immediately!

 

Leider wird das so nicht geschehen. Die unheilige Allianz der Inkompetenten, Profiteure (Offset) und Lobbyisten finden schon einen Weg. Wir wursteln uns in vertrauter schweizerischer Art einfach durch (Zusatzkredite). Die Brandstifter als Feuerwehr. Und unsere Referendumsdemokratie wird ad absurdum geführt.

 

Rüstungschef Loher sagt, ein Rücktritt vom Vertrag sei die allerletzte Option. Ziehe sie jetzt!

 

Loher wie Sonderegger? Pfister wie Amherd?

 

Soll mir keiner mehr für ein höheres Armeebudget kommen! So unprofessionell und liederlich darf mit dem Geld unserer Steuerzahler nicht umgegangen werden.

 

Zu schlechter Letzt: Milliarden für einen unnötigen und falschen Deal mit den USA und null Ahnung, wie man die Schweiz vor der einzig wirklichen Gefahr – Drohnen! – schützen will.

 

Darüber schreibe ich gerne ein anderes Mal. Aus ganz eigener Erfahrung. Leider.

 

 

Update - 23. Juni 2025

 

Bombe mit (zu) langer Zündschnur

 

Have you ever bought a used car in the USA?

 

Nach drei Monaten Schreibstau bin ich wieder da. Die Ignoranz, Arroganz und der Opportunismus der bürgerlichen Sicherheitspolitiker haben mich mürbe gemacht.

 

Es ist so: Fakten und Fachwissen kommen gegen sicherheitspolitische Flacherdler nicht an. Das ist fatal, aber leider in unserem Land nicht aussergewöhnlich.

 

Doch nun ist die Bombe geplatzt; gute SRF-Recherche sei Dank. Tatsachen, die zwar jedes Parteisekretariat auch hätte recherchieren können, hätte man denn gewollt. Doch diese texten lieber «Parolen». Macht einfach viel mehr Spass.

 

Happy End? Zu früh. Zumindest bewahrheitet sich, dass Lügen kurze Beine haben.

 

(Zwischenbemerkung: Bis zum aktuellen Zeitpunkt hat die NZZ den SRF-Bericht noch nicht kommentiert. Tipp: Lasst eure Wirtschaftsredakteure ran …).

 

Amherd! Loher! Merz! Oppliger! Savic! Süssli! Ihr alle habt von den höheren Kosten gewusst; und wenn nicht, ist das mindestens so schlimm. Loher und Oppliger werden uns als einzige dieses Sextetts «erhalten bleiben». Oppliger gar als neuer C LW. Na dann.

 

Über eine Milliarde Mehrkosten, so wird berichtet. Das ist so richtig, aber konservativ und mit kurzem Zeithorizont gerechnet.

 

Rekapitulieren wir meine früheren Aussagen:

  • Noch immer sind viele wichtige technische Details nicht definiert/getestet/zertifiziert.

  • Die von der Schweiz bestellte Version wird nicht am vereinbarten Termin ausgeliefert werden können. Die Mehrkosten für die verspätete Einsatzbereitschaft trägt die Schweiz (z.B. Zwischenlösung oder F/A-18-Verlängerungsupdate).

  • Die Kostenentwicklung ist sehr volatil, in der Tendenz stark steigend. Über die gesamte Beschaffungszeit ist von Mehrkosten von 30% auszugehen; dies gilt nur für die Beschaffung. Die Auswirkungen auf die Betriebskosten sind wohl linear.

  • The dream of our would-be security politicians has been shattered. Wie finden diese wieder auf den Pfad der Redlichkeit zurück?

  • Noch immer unklar, weil noch nie kommuniziert: Wie steht es mit den Infrastrukturanpassungen in der Schweiz? Budget? Bereits investiert?

  • Last but not least: Ein guter Freund und Kenner der Szene berichtet vom Einsatz der F-35 in Israel, jetzt auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Iran. Der JSF im Dauereinsatz. Oder fast. Auf die Verfügbarkeit, resp. die ungeplant langen Wartungsintervalle angesprochen fiel das Wort Hangarqueen.

  • Begreift es doch endlich: Für die Schweiz gibt es keine Sonderkonditionen; unser Dream-Team-Sextett liess sich eiskalt über den Tisch ziehen.

 

Und da sind wir beim Punkt: Have you ever bought a used car in the USA? Wahrscheinlich nicht. Aber es wäre wichtig, um das US-Business zu verstehen.

 

Und es wäre auch wichtig, um den damaligen US-Botschafter und Dealmaker Ed McMullen zu verstehen ...

 

 

Update – 3. April 2025

 

(Flugwaffe)

 

Oberst Salzmann (Experte)

 

Eigentlich bedaure ich es fast ein bisschen, TalkTäglich auf TeleZüri geschaut zu haben.

 

Weshalb?

 

(Lassen Sie mich zunächst etwas ausholen: Ich akzeptiere andere Meinungen, versuche tolerant gegenüber Andersdenkenden zu sein. Ich bin bei guten Argumenten absolut bereit, meine Meinung zu ändern. Damit bin ich in Vergangenheit ganz gut gefahren.)

 

Jetzt aber habe ich Salzmann bei TeleZüri gesehen.

 

Werner Salzmann: Seit 2015 Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission des NR (später des SR). Von 2017-2019 Präsident der SiK NR, von 2022-2024 Präsident der SiK SR.

 

Um auf die TV-Sendung zurückzukommen: Dieser Ständerat mit einer beeindruckenden sicherheitspolitischen «Karriere» sitzt im Studio und plaudert locker vom Hocker von Flugwaffe (richtig: Luftwaffe), vom Rafael (richtig: Dassault Rafaleziemlich peinlich für für einen Ständerat aus einem zweisprachigen Kanton) und verteidigt die bestehenden Verträge über den grünen Klee. Logisch, er hat ja in seiner «Karriere» den F-35-Kauf ohne Kritik durchgewinkt.

 

Salzmann hat in einer halbe Stunde so viel Unsinn, Unwissen und Unwahrheiten offenbart, wie es eigentlich nur Steve Bannon (Flooding the zone with shit) hätte besser machen könnte. Der Unterschied: Salzmann glaubt, was er sagt.

 

Zumindest: glaubt, was auf seinen vielen vor ihm liegenden Blättern steht; das ganz Wichtige mit roter Farbe markiert. Und abliest: «Nowho». Herr Ständerat, jetzt bin ich mir sicher, dass Sie noch NIE ein englischsprachiges Dokument zum Thema F-35 gelesen haben. Sprich: Diese Dokumente, die Sie kommunizieren, kennen Sie nicht.

 

Das «sicherheitspolitische Schwergewicht» hat nicht nur den F-35-Schwindel durchgewinkt, sondern steht auch für fehlende Kontrolle bei der ADS15 Drohne, dem IT- und RUAG-Debakel und allen anderen Problemen im VBS.

 

Fehlende Kontrolle, fehlende Kompetenz, fehlendes politisches Gespür: Dass aber ausgerechnet die SVP die Souveränität unserer Verteidigung so fahrlässig «auslagert» ist bemerkenswert.

 

Halten wir fest: Der F-35 ist nicht, wie Salzmann sagt, das am besten geeignete Flugzeug für die Schweiz. Wir brauchen keinen Stealth-Nuklearbombenträger, wir brauchen primär ein Kampfflugzeug, das für den Luftpolizeidienst geeignet ist.

 

Uns wie ich in einem früheren Blogbeitrag geschrieben habe, das kann der F-35 nicht sein: Fliegt ein unbekanntes Objekt im hohen Unterschallbereich bei Basel über die Grenze, dann werden F-35, aus Payerne kommend, das Flugzeug bis zum Verlassen des Luftraums im Süden der Schweiz nicht identifizieren können! (Was unsere selbstverständlich F/A-18 können.)

 

Halten wir fest: Der Preis für unsere F-35 wird nicht 6 Milliarden sein. Diese Kalkulation basiert auf der damals gefertigten Version. Alle Kosten für die Weiterentwicklung werden den Käufern übertragen. Kostenplus mindestens 30%.

 

Halten wir fest: Die vom VBS kolportierten 700 Millionen für bereits getätigten Zahlungen sind nicht die ganze Geschichte. Auch in der Schweiz wurden schon hohe Planungs- und Infrastrukturkosten getätigt.

 

Halten wir fest: Die Aussage von Salzmann «der Rafale sei teurer» ist falsch. Dassault hat ganz einfach transparent offeriert. Andere nicht.

 

Halten wir fest: Natürlich gibt es Alternativen. Die Angstmacherei («ab 2030 keine einsatzfähige LW mehr») ist falsch und manipulativ.

 

Eigentlich bedaure ich es fast ein bisschen, TalkTäglich auf TeleZüri geschaut zu haben. Mein Leben ist zu kurz, um sich noch solchen Unsinn anzuhören.

 

Aber diese Erfahrung passt gut zum Argument der Halbierungs-Initianten: die Privaten werden es richten … Werden sie es? Fox News, Swiss like.

 

So, und jetzt hoffe ich, dass sich der neue Chef VBS von all diesen halbwissenden Schwätzern, Lobbyisten, gescheiterten Chefbeamten und vermeintlichen «Kameraden» emanzipiert und eine klare Linie fährt. Kann er das? Das wäre für die Schweiz eine einmalige Geschichte.

 

 

Update – 19. März 2025

 

Politik: Der rote ist Teppich ausgelegt!

 

Trump macht euch sündenfrei

 

Die Gelegenheit war noch nie so gut, um aus dem F-35 Vertrag auszusteigen – ganz ohne Gesichtsverlust. Trump! Andere Länder machen es vor.

 

Kanada denkt über den Ersatz für die 88 bestellten Maschinen nach. Portugal hinterfragt den geplanten Kauf. Auch in Deutschland tut sich Unmut kund. Und in allen europäischen Betreiberländern herrscht blankes Entsetzen. Betreiberländer wissen, dass es den vielzitierten «Button» zwar nicht gibt. Aber die Betreiberländer wissen, wie dünn die Kettenglieder der Logistik sind – das ist der eigentliche «Kill-Switch».

 

Die Schweiz? Hier ticken die Uhren anders. Noch immer wird gehofft, temperiert und eiskalt behauptet. Statt Entscheidungen Sprechblasen, statt Mut und Eigenständigkeit stehen unsere Mannen wie der Hase vor der Schlange. Wärs nicht tragisch, so müsste man lächeln: Die Brüssel-Basher (und F-35-Promotoren!) sind verstummt ...

 

So klingt das dann in der Presse:

Tagesanzeiger, Zitate kursiv: Heute würde FDP-Präsident Burkart zwar bei gleichwertigen Angeboten europäische Anbieter bevorzugen. Doch: Die F-35-Beschaffung jetzt noch abzubrechen, wäre falsch und führte zu einer eklatanten Lücke in unserer Luftverteidigung.

 

Und: «Innert Kürze hat Donald Trump die Unsicherheit zum politischen Prinzip erhoben». So ist es Herr Burkart, sehen Sie keinen Handlungsbedarf? Null.

 

Tagesanzeiger, Interview mit Peter Merz, Chef der LW: Theoretisch könnten wir vom Vertrag zurücktreten, aber dies wäre absoluter Nonsens. Mehr noch: Ein Ausstieg aus dem F-35-Programm wäre für die Sicherheit der Schweiz fatal. Erstens haben wir schon viel Geld ausgegeben. Zweitens dauert die Beschaffung einer neuen Flotte 12 bis 15 Jahre. Unsere F/A-18-Jets kommen bald ans Ende ihrer Nutzungsdauer. Wir müssen schon heute schauen, dass wir den Betrieb aufrechterhalten können, bis die neuen Flugzeuge voll einsatzfähig sind. Spätestens ab 2032 wäre unser Luftraum ohne F-35 ungeschützt. Und drittens gibt es keine Alternativen.

 

Peter Merz ist eine feine Person, das sei hier festgehalten. Ob das seine Worte sind, sei dahingestellt (wer schon jemals mit dem VBS gearbeitet hat, weiss wie Interviews beim Gegenlesen «bearbeitet» werden). Nur: er hat die Veröffentlichung offensichtlich so autorisiert.

 

Über seine Argumente kann man geteilter Meinung sein. Für mich sind sie nicht nachvollziehbar, weil sehr einfach konstruiert und falsch. Beschämend ist das drittens, weil a) eine Führungskraft in dieser Position immer Alternativen in der Hinterhand haben muss und weil b) es solche tatsächlich gab und gibt. Doch wer blinde Kuh spielen will, geht nicht zum Optiker. Um mit Merz zu sprechen: absoluter Nonsens.

 

Und da sind wir wieder, wir Schweizer: Haben wir die Tunnelbohrmaschine erst einmal in Stellung gebracht, dann gibt es kein zurück mehr. Koste es, was es wolle. Sei es sinnvoll, oder nicht.

 

Zum Schluss, CBC: Billie Flynn, a retired lieutenant-colonel and former F-35 test pilot, says the threats made by Trump have shaken confidence in the U.S. defence sector. «I believe Canada has to adopt a transactional view that this is a contract that will go forward — or at the risk — of the trust that is always behind every purchase of American arms».

 

Capito?

 

 

Update – 6. März 2025

 

Leak

 

Spiegel-Bericht: top!

 

Unsere Führungsstruktur der staatlichen Sicherheitsorgane ist eben implodiert. Chefin VBS weg, Chef der Armee weg, Direktor des NDB weg, Chef der LW weg, Projektleiter F-35 weg.

 

Und was ist die heisseste Diskussion im Bundeshaus? Das Leak … Mir fehlen die Worte.

 

Jetzt hoffe ich nur, dass der neue Chef VBS wirklich Nägel mit Köpfen macht. Und die Herren Süssli und Dussey per sofort freistellt. Sollen bis auf Weiteres deren Stellvertreter ran.

 

Ein Neustart mit Altlasten ist kein Neustart. Und schreibe mir doch keiner der Hofberichterstatter, damit ginge viel Know-how verloren.

 

Jetzt aber etwas erbauliches, lesen Sie doch unbedingt folgenden Spiegel-Artikel: https://www.spiegel.de/wirtschaft/verteidigung-moritz-schularick-fordert-drohnen-statt-panzern-und-wirbt-fuer-atomare-aufruestung-a-bb66fd65-5d8b-47b8-9d09-6e1a43bd9615?giftToken=0fa50997-5ed1-4020-9243-3d7e90b0494f

 

Unbedingt! Weil klug, kompetent und eins zu eins auch für unser Land gültig.

 

Meine Gedanken, meine Worte.

 

(Und jetzt hätte ich zum Schluss fast noch geschrieben, weshalb meine Schweizer Kollegen nicht so schreiben wollen oder können. Hä nu de so.)

 

 

Update – 23. Februar 2025

 

NZZ am Sonntag: «F-35 droht Hunderte Millionen teurer zu werden»

 

verlassen das sinkende Schiff

 

Endlich ein Zeichen! Und das aus dem Pressehaus, das den F-35 Eiferern am nächsten steht. Das über Jahre hinweg mit Georg Häsler embedded nur Grossartiges aus dem VBS und zum F-35 zu berichten hatte – zu einem Zeitpunkt, als Experten das sich anbahnende Fiasko schon genau so voraussagten - auch in diesem Blog.

 

Nun, zum Glück ist die NZZ am Sonntag nicht die NZZ. Danke, Georg Humbel!

 

Zu den Fakten: Humbels finanzielle Überlegungen zum Kaufpreis sind richtig, wenn auch sehr vorsichtig formuliert. Meine Schätzungen liegen deutlich höher.

 

Leider sind seine Überlegungen aber nicht abschliessend. Weshalb? Weil substanzielle Verzögerungen schon jetzt sicher sind. Und weil der Preis für die noch nicht vorhandenen Triebwerke noch nicht bekannt ist. Dasselbe für das ECU; dieser Vertrag wird mit dem Hersteller wohl frühestens im Dezember unterzeichnet werden. Das sind die eigentlichen Kostentreiber!

 

Worüber sich niemand aufzuhalten scheint: Ohne präzise Kosten können auch die Betriebskosten nicht abgeschätzt werden. Das Dinner (den Kauf) können wir uns (vielleicht) mit hängen und würgen noch leisten, das Dessert (den Betrieb) aber definitiv nicht.

 

Doch alles technische/terminliche/finanzielle der Reihe nach (siehe weiter unten). Zunächst sind ein paar Einschübe fällig:

 

Wie heissen die herzigen Tierchen wieder, die das sinkende Schiff als Erste verlassen? Ja, genau.

 

Rette sich, wer kann! Die Chefin VBS. Der Projektleiter Air2030. Der Chef LW. Sie wissen, was Sache ist.

 

Spannend auch, ob der kolportierte IT- und Logistikspezialist Ende Jahr noch CdA sein wird? Hoffentlich nicht.

 

In diesem Einschub muss ich auch auf die erbärmliche Rolle der Schweizer Sicherheitspolitiker hinweisen. Beim Thema F-35 nie nachgefragt, nie Zweifel gehabt, faktenresistent, naiv oder überfordert. Im militärischen Sprachgebrauch: untauglich!

 

Und selbst jetzt noch, im Wissen um das Wirken der US-Wüteriche, lassen sie sich hilflos mit «Vertrag ist Vertrag» zitieren. Shame on you. Oder einfach nur Verzweiflung pur?

 

Es ist ja nicht so, dass die F-35 Probleme sich nicht angekündigt hätten. Es ist ja nicht so, dass geopolitischen Veränderungen nicht voraussehbar gewesen wären. Aber es ist scheinbar so, dass sich das das Narrativ F-35 (im Verbund! Stealth! Interoperabilität! Fixpreis! Sister Republic!) so in die Gehirnwindungen unserer Politiker eingenistet hat, dass sie nie bemerkt haben, dass das F-35 Geschäft wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Schweizer Swimmingpool liegt.

 

Und bevor ich jetzt zu den Fakten kommen - die leider wie gewohnt nur wenige Leser interessieren - noch ein letzter, typischer Makel unserer Schweizer Beschaffungspolitik: Es gibt nie einen Plan B! Lieber durchwursteln, verschleiern, rechtfertigen, Schuld zuweisen und ja: lügen! Die aktuellen Grossprojekte des VBS lassen Grüssen.

 

In meinem allerersten Blog (Mai 2021) führte ich zehn Thesen zur Beschaffung auf. These 5: Für die armasuisse ist die Beschaffung zwei Nummern zu gross.

 

Heute muss ich mich korrigieren. Nicht nur für die armasuisse …

 

Und sorry, ich kann es mir nicht verkneifen: Mit den Gripen F hätten wir heute eine topmoderne Luftwaffe auf dem Tarmac. Die technischen Probleme des F/A-18 wären eine Randnotiz. Was bei der damaligen Abstimmung an Unwahrheiten, bewussten Lügen und Unkenntnis verbreitet wurde, ist einmalig. Ebenso die Illoyalität gewisser VBS Exponenten.

 

Zu den Fakten. Lesen Sie bitte den Artikel im Air & Space Forces Magazine, einem gut unterrichteten Fachmagazin. www.airandspaceforces.com/f-35-lots-18-and-19-airframe-engine-contracts/

 

Mein lieber Freund Michael, regelmässiger Beobachter der internationalen Szene, fasst kurz zusammen (Preise USD):

 

1. Die Verträge über das ECU werden wohl nicht vor Dezember 2025 unterschrieben (und das Datum wandert immer weiter nach hinten).

wie lange die Entwicklung des neuen Triebwerks dauert, wie lange es dauert, bis es in den Body der F-35 eingepflegt ist und wie lange es dauert, festzustellen, ob TR3- und Block4-Systeme damit "gepowert" und gekühlt werden können, steht in den Sternen.

2. Die Preise für Lot18 und Lot19 (aus jenen soll die Schweiz ihre F-35 bekommen): Da ist immer noch die Frage offen, ob die Lots Block3TR3 oder Block 4 sein werden. Angesagt sind 82 Mio ohne Triebwerk pro F-35. Bei den Lots 15 bis 17 waren es noch 75 Mio pro Stück (ohne Triebwerk).

3. Das bisherige Triebwerk F135 schlug mit 15 Mio zu Buche. Block3TR3 trunketed wird als Take-Off-Price mindestens 97 Mio USD pro Stück kosten. Der Systempreis mit Ausbildung, Anpassung der Infrastruktur usw. fehlt in der Rechnung. Wie teuer dann die Flugstunde mit dem neuen Triebwerk kommt, kann man noch nicht abschätzen.

4. Die Entwicklungskosten werden gemäss früherer F-35-Bulletins auf die Käuferstaaten umgewälzt.

 

Zu den Folgen (zusammengefasst von mir):

- Es ist unklar, wann die Flugzeuge (und nicht nur ein erstes Vormodell zu PR-Zwecken) geliefert werden.

- Folglich ist es unklar, wann die Luftwaffe voll einsatzfähig sein wird.

- Folglich ist unklar, wie die Luftwaffe die Lücke (volle Bereitschaft) sicherstellen will.

- Es ist unklar in welchem technischen Stand das Flugzeug geliefert wird. Aber ganz sicher nicht im vertraglich vereinbarten Zustand.

- Es ist unsicher, was der Endpreis sein wird.

- Es ist unsicher, was der Preis pro Flugstunde sein wird. Aber ganz sicher nicht, der vom VBS kalkulierte.

- Es ist unsicher, was die Folgen der Verspätung sind. Und deren Kosten.

- Es ist unklar, was die Verspätung auf die Ausbildung/Infrastruktur/RUAG für Folgen haben wird.

- Es ist unklar, welche Einsatzszenarien der Schweiz (Neutralitätsdiskussion) zugestanden werden.

- Es ist klar, dass das neue Triebwerk (mehr Leistung) wesentlich lauter sein wird, als die vom VBS kommunizierten Werte (Flugeinschränkungen in Payerne).

 

Und letztlich ist es völlig unklar, wie das Gespann Musk/Trump entscheiden wird. Produktion einstellen und auf neue Technologie setzen? Auslieferung nur an befreundete Staaten? Prioritäten bei der Auslieferung? Neue politische Forderungen?

 

Was klar ist und nicht wegdiskutiert werden kann: Für die US-Regierung sind Verträge höchstens soviel wert, wie es das Papier ist, auf dem Vertrag geschrieben wurde.

 

 

Update – 2. Februar 2025

Furrer for Bundesrat!

Den Bundesrat outsourcen

Nun bleibt also, Stand heute, noch ein Bundesratskandidat. Das ist irgendwie bedenklich; auf der anderen Seite hat es auch sein Gutes. Keinem/keiner der «Absagenden» hätte ich das VBS zugetraut. Und ganz bestimmt nicht den Damen und Herren, die in einer Sicherheitskommission sitzen. Sie sind nämlich mitverantwortlich für das desaströse VBS-Bild. Nachfragen? Nie. Nachplappern und durchwinken. Kontrolle? Null.   

Jetzt steht Markus Ritter vor der weit geöffneten Tür. Und hinter ihm Lorenz Furrer, sein Spin Doctor. Wählen wir doch Furrer gleich selbst in den Bundesrat! Er braucht keinen Ritter als sein Pressesprecher. Aber vielleicht ein Stallbursche für die Polo-Pferde? Win-win.

Noch konsequenter: Sourcen wir den ganzen Bundesrat aus! Zu furrerhugi. Die Agentur hat, was unseren Bundesräten fehlt: ein wirklich allumspannendes Netzwerk, Kompetenz, gediegene Kommunikation, den Sitz in Bern und – Erfolg!

Themawechsel. Haben Sie die peinlichen Rechtfertigungen des Trios Amherd/Loher/Süssli auch gelesen? Alles unter den Augen der noch peinlicheren Sicherheitskommissionen. Candinas! Götte! Hurter! Riniker! Tuena! Oder Gmür-Schönenberger! Dittli! Jositsch! Salzmann! Wicki! Die Granden haben grandios versagt. Und ducken sich jetzt vielsagend weg.

Beim nächsten «Chlapf» gibt es aber kein wegducken mehr. Dieser Chlapf steht vor der Tür. Der F-35!

Frau Amherd ist als Chefin VBS gescheitert; sie hat auf die falschen Spin Doctors gesetzt. Politisch sozialisiert im Wallis des Furkaloch-Desasters weiss sie, dass Skandale kommen und gehen. Dass man sie aussitzen kann.

Aber Frau Amherd ist auch eine kluge Frau. Sie weiss, dass niemand den kommenden F-35-Skandal wird aussitzen können. Ein Erdbeben, das sogar für erdbebenerprobte Walliser zu stark sein wird.  

Mit ihren Rollator-Witzchen trickst sie gesamte «Sicherheitselite der Schweiz» aus. Das ist ziemlich smart.

Oder anders: Nach mir die Sintflut!      

 

 

Update – 18. Januar 2025

 

Schettino!

 

Stealth – die unsichtbare Sicherheitskommission

 

Niemand wird der Kapitänin des sinkenden VBS-Schiffs «Va a BORDO!» zurufen. Alle sind einfach nur froh, dass sie geht. Endlich.

 

Frau Amherd fand beim Amtsantritt perfekte Voraussetzungen vor: Ein heruntergewirtschaftetes Departement mit desolaten Personalentscheiden, Beschaffungsklüngeleien und einer offensichtlichen Orientierungslosigkeit.

 

Da konnte es nur aufwärts gehen. Raus aus dem SVP-Mief, von der B- in die A-Liga! Dazu der Frauenbonus - alles war so perfekt angerichtet für veni, vidi, vici!

 

Vici? Weit gefehlt. Es ging im alten Maurer-Stil weiter. Fehlbesetzungen noch und noch (BACS, NDB, SEPOS, Ruag, armasuisse). Dazu im grossen Stil selbst verursachte Milliarden-Beschaffungsknörze in den Sand gesetzt (ADS 15, Kommunikation, IT, SkyView, Bodluv u.v.a.). Und letzten Endes keine klare Strategie, keine Kontrolle und als i-Punkt den Verkauf von Ammotec.   

  

Aber es kann noch schlimmer: Hinter diesem desaströsen «Erfolgsausweis» zeigt sich das alles verschlingende Schwarze Loch der F-35 Beschaffung. Kein Wunder, will sich in Bern niemand mehr zum Thema äussern.

 

Die himmlischen Botschafter von «Interoperabilität und fixen Preisen» sind verstummt. Ihre Verantwortung aber für das Hinausposaunte, die bleibt.

 

Verstummen wird auch der Leiter des Geschäftsbereich Beschaffung Integrierte Luftverteidigung, Darko Savic. Er verlässt armasuisse. Herr Savic ist eine hochintelligente Person. So überrascht sein Abgang nicht.

 

Liebe Blogleser: Schon bald werden Sie meine etwas kryptisch formulierte Einleitung besser verstehen …

 

In Bern steht die Zeit gerade (wieder einmal) still. Bundesratswahlen!

 

Und schon zeichnet sich ab, dass das Trauerspiel der letzten Jahre eine Fortsetzung findet. Es soll der/die Gmögigschte sein, er/sie soll keine Ecken und Kanten haben; gesucht wird das Idealmodell der Durchschnittlichkeit.

 

Hilfe, liebe Presse! Verschont uns mit diesem Kandidatenkarussell. Gmögige hatten wir genug. Frau Amherd soll im privaten Umgang angenehm sein. Und Ueli Maurer auch.

 

Fertig damit! Wem jetzt unser Land, das VBS und die Wahrheit wirklich wichtig sind, macht keine peinlichen Schwarznasen-Spielchen.

 

Martin Candinas? Als Mitglied der SiK NR hat er die heutigen Probleme nie antizipiert, den Finger nie hochgestreckt oder Auskunft eingefordert. Er hat sich, wie alle bürgerlichen SiK-Mitglieder, am VBS-Problem im höchsten Masse diskreditiert. Sie (die SiKs) haben in den Stealth-Modus geschaltet: unsichtbar, unangreifbar. Aber halt eben auch, wie der F-35, nur für die Tribüne.  

 

 

Update – 9. Januar 2025

 

Franz Carl Weber (FCW)

 

Sonntags Zeitung im Kokon

 

Zuerst eine kurze Geschichte und die geht so: Mein Enkel (13) fand auf Ricardo ein Motocross-Töff, der ihm sehr gefiel. Ich muss gestehen, mir als Motorenfan (Autorennen, Kunstflug) wurde es etwas warm ums Herz. Sollte mein Enkel Nr. 3 gar in Grossvaters Stapfen treten?

 

Natürlich war sein Ansinnen grotesk. Das ersehnte Gefährt hat keine Strassenzulassung, er keinen Fahrausweis – und auch nicht das Geld dafür. Doch, wer kennt das nicht? Hier ist mein Traum und den will ich mir erfüllen! Jetzt! Da sind auch die besten Argumente und einfühlsamsten Gespräche nutzlos. Zur Finanzierung meinte er: «Du schiesst mir das vor und ich werde es (bei Gelegenheit) abarbeiten …»

 

Kommt Ihnen das bekannt vor? Unsere Parlamentarier! Unsere F-35-Träumer! Sie müssen den weit übersetzten Preis nicht abarbeiten; sie können stämpfelen wie ein ungezogenes Kind im FCW-Geschäft und kriegen was sie wollen, auch wenn es unbrauchbar ist. Die besten Argumente und einfühlsamsten Gespräche? Nutzlos.  

 

Wenn die lautesten F-35-Stämpfeler die Kosten abarbeiten wollen, müssen sie wohl Tausend Jahre alt werden … Dumm nur, dass der Zeithorizont genau dieser Personen maximal bis zur Wiederwahl reicht. Also, dann lasst uns zumindest hoffen, dass die Schweiz noch so lange existiert, um die Jahrtausendschuld abzugelten.

 

Bekannt ist, dass Träumer die Realität verkennen. Und diese ist so: Die Schweiz braucht keine Flugzeuge für die Tribüne, die Schweiz braucht dringend Ressourcen und funktionierende Strukturen im Nachrichtendienst, in der Cyber- und Drohnenabwehr, der Bundesanwaltschaft. Das sind die wahren Prioritäten!

 

Aber wir leben offensichtlich nicht auf dem gleichen Planeten, wie die anderen Erdbewohner. Unsere Welt ist die Kunst der Abkapselung. Das behaupte ich nicht einfach so vor mich hin. Aktuelles Beispiel? In der Sonntags Zeitung vom letzten Wochenende gab es keine einzige Zeile zu den Hotspots der Welt: zur Ukraine, zu Israel, Myanmar, Syrien oder wo auch immer. Waren die Auslandredaktoren in den Skiferien? Oder lebt die SZ nun auch im geschützten CH-Kokon?  

 

Als ehemaliger Journalist lese ich noch immer (gerne) Print. Auch Sie kennen die PR-Aussagen unserer Zeitungsverlage, die sich so gerne gegen den Internetmatsch zu profilieren versuchen: Journalismus & Recherche.

 

Aha.  

 

 

Update – 31. Dezember 2024

 

Copy paste

 

Rückblick: gestern ist morgen …

 

Die CS-PUK hat geliefert, zeitlich gut getimt – und dann ab in die Ferien! Erledigt, ad acta, vorbei.  

 

Was lernen wir daraus? Dass sich in Bundesbern nichts ändern wird. Schuld sind immer die anderen: Swissair, UBS, CS. Politische Verantwortung? Aber doch nicht wir!

 

Wie verarbeiten wir unsere Probleme? Copy paste. Abgehakt.

 

Sehr geehrte Parlamentarier*innen, Sie kennen Ihre Aufgabe: Die Bundesversammlung hat die Oberaufsicht über die Tätigkeiten des Bundesrates, der Bundesverwaltung, der eidgenössischen Gerichte und anderer Träger von Bundesaufgaben. Um diese Aufsichtspflicht wahrzunehmen, kann sie eine PUK einsetzen, wenn Vorkommnisse von grosser Tragweite zu klären sind.

 

Meine Frage: Weshalb wird eine PUK immer erst nach dem «Sündenfall» eingesetzt? Setzt JETZT eine PUK beim VBS ein! 

 

Die Fakten: Das F-35 Geschäft läuft komplett aus dem Ruder, die Konsequenzen werden schmerzhaft und teuer sein und die Luftwaffe wird ihren Auftrag auf Jahre hinaus nicht erfüllen können. Es gibt ja (gab) nie einen Plan B.

 

Gerne wüsste ich zusätzlich im Detail (die Politik scheinbar nicht, wenn ich das richtig wahrnehme?), wofür bereits eine halbe Milliarde in die Infrastruktur investiert wurde. Und wieviel noch nachgeschoben wird.  

 

Bereits aus dem Ruder gelaufen sind die IT-Beschaffungen (IKT) des VBS, ein Fünf-Milliarden-Projekt. Die Eidgenössische Finanzkontrolle hat dies erkannt, aber das VBS nimmt die Empfehlungen der EFK nur widerwillig an.

 

Oder sprechen wir von der ADS 15 Drohne, einem zwar relativ kleinen, aber einem Musterbeispiel des Versagens: Schweizerische Sonderwünsche im Verbund mit unqualifiziertem Marketinggeschwafel (CH-Lösung weiterverkaufen). Ich kenne alle Rechtfertigungen des VBS zum Drohnen-Debakel; es sind dünne Ausreden, selbstverschuldet und zeigt im Kleinen auf, wie armasuisse (auch) im Grossen tickt.

 

Das Ruag-Gewurstel ist schon fast business as usual, aber deshalb nicht weniger skandalös. Und last but not least: Die geplante Drohnen-Eigenentwicklung wird der nächste Blindgänger sein. Affaire à suivre …

 

Wird uns das neue Jahr Besserung bringen? Neu Erkenntnisse mit Sicherheit!

 

Zum Jahresabschluss möchte ich Ihnen aus meinen 2024-Beiträgen ein paar Schlüsselstellen «aufwärmen». Ich hasse es Rückblicke zu schreiben - aber sind diese Textstellen nicht auch Aussagen zur Zukunft?  

 

17. Dezember 2024

Mutmasslich?

Mutmasslich wird eine PUK in den Jahren 2030+ das unsägliche Versagen des VBS aufarbeiten; und mutmasslich werden nach dem grössten Debakel der Schweizer Rüstungsbeschaffung alle Verantwortlichen in gehobenem Wohlstand ihre Pension geniessen.

 

27. November 2024

Elon “First Buddy” Musk auf X: The F-35 design was broken at the requirements level, because it was required to be too many things to too many people. This made it an expensive & complex jack of all trades, master of none. Success was never in the set of possible outcomes. Spätestens jetzt müssten im Bundeshaus und im Berner Pentagon die Alarmanlagen so laut heulen, dass ich sie auch in meinem zehn Kilometer entfernten Wohnort noch hören kann. Aber das tun sie nicht. Der F-35-Deal ist schon lange gescheitert. Aber das explizit zu sagen traut sich niemand, ganz sicher nicht, wenn man Teil der «VBS Biosphäre» ist.

 

19. November 2024

Nun wird also Musk Chef des neu geschaffene Department of Government Efficiency. Musk wird auf die Zukunft setzen, und nicht aufs Verschlimmbessern eines gescheiterten Projekts. Die Zukunft heisst NGAD (Next Generation Air Dominance). Diese in Entwicklung stehenden bemannten oder unbemannten Flugzeuge der 6. Generation sind leistungsfähiger und günstiger als die never ending story des F-35. Die USAF, grösster Kunde der F-35, priorisiert die Entwicklung NGAD.

 

27. Oktober 2024

Wer immer was sagt, was meint, was wem unterstellt oder aus Prinzip den Krieg in Israel in Gut oder Schlecht einteilen mag: Der Angriff auf den Iran war eine Meisterleistung. Strategisch, taktisch und politisch. Das war die ultimative Warnung an die greisen Despoten: Wir können jederzeit, überall und noch viel mehr!

 

18. Oktober 2024

Der Ukraine-Effekt ist verpufft. Politisch und empathisch. Unser Mitleid ist müde geworden. Das Elend von Kiew stört unsere Wohlfühl-Bubble. Traurig, aber wahr. Militärisch werden die falschen Schlüsse gezogen. Die wirklich dringenden und folgerichtigen Beschaffungen für unsere Sicherheit sind Mittel für den Schutz des unteren und untersten Luftraums. Nur: Das VBS spinnt in Brüssel lieber supranationale Hirngespinste: Sky Shield (ESSI), statt den eigenen Luftraum autonom und allumfassend zu verteidigen. Aber der F-35-Deal hat die Büchse der Pandora schon längst geöffnet. 

 

24. September 2024

Wesentlich, aber von den politischen und schreibenden Flugi-Fans konsequent ausgeklammert: Wann werden unsere F-35 voll integriert sein?

 

16. September 2024

Dass der F-35 seine Stärken nur im internationalen Verbund ausspielen kann, haben die «Experten» der ehemaligen Bauernpartei nicht gecheckt. Jetzt sitzen sie in der (Neutralitäts-)Falle. Schadenfreude ist nicht angesagt; aber Entsetzen über die Fahrlässigkeit unserer Beschaffung und der abnickenden Politiker sehr wohl.

 

26. August 2024

Ich wiederhole mich: Die Probleme rund um den F-35 sind bei armasuisse selbstverständlich bekannt, die Luftwaffe weiss es und die Armeeführung auch. Und sicher auch der PR-Stab der Bundesrätin. Aber weiss es Frau Amherd?

 

30. Juli 2024

Die Putin-Versteher sind nicht nur blöd, aber auch dumm. Sie schauen RT International (Russia Today) und lassen sich so ihre schrägen Wahrheiten bestätigen. Oder verkaufen das Gesehene/das Gehörte als die wahre Wahrheit. Die einzige Wahrheit besteht nur darin, dass jeder User der RT anklickt, dem GRU seine digitale Identität überlässt. Ich weiss, Cyber-Bewusstsein ist nicht unsere Stärke. Unser rückwärtsgewandtes Land tut sich schwer, die Zukunft zu antizipieren. Aber ich will mir lieber nicht vorstellen, wie viele sensible oder gar klassifizierte Geschäfts- und Militärgeheimnisse sich auf den mobilen Geräten dieser Männer (es sind nur Männer) befinden ... Blöd, dumm und staatsgefährdend.

 

3. Juli 2024

In der NZZ vom 22. Juni titelt Daniel Friedli: «Die Schweiz hat zwar einen Liefervertrag, muss im Notfall aber auf die F-35-Kampfjets warten». Endlich Klartext.

Dazu passt mein Lieblingswitz von 1968: «Ich habe einen Farbfernseher bestellt. Bekommen habe ich aber nur ein schwarz-weiss-Gerät. Die Farben sollen später mit der Post nachgeliefert werden …».

 

28. Mai 2024

NZZ-Leserkommentar (Jürg Simeon): «Der wichtigste, dringlichste und effizienteste Schutz der Schweiz ist die Unterstützung der Ukraine mit Waffen. Ausgerechnet hier ist die Schweiz selbstverschuldet ein Totalausfall.»

Genial!

 

3. Mai 2024

Der Iran hat es gezeigt und im Ukraine-Krieg ist der russische Terror allgegenwärtig: Drohnen! Drohnen! Drohnen! Tausendfach, Welle um Welle. Und was macht das VBS? Etwas mehr Patriot und European Skyshield. Milliarden für das gute Gewissen. Aber null für den Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur. Der CdA schreibt in seinem «Zielbild und Strategie für den Aufwuchs»: sollen Fähigkeiten aufgebaut werden, um Bedrohungen im unteren Luftraum abwehren zu können. Im Vordergrund steht dabei der Schutz der eigenen Bodenverbände gegen Luftangriffe mit Kampfhelikoptern, tieffliegenden Kampfflugzeugen und Drohnen. Lesen Sie den fett markierten Satz drei Mal, um dessen Sinn wirklich zu verstehen: Kein Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur – Schutz der eigenen Mittel!

 

17. April 2024

Liebe Blog-Leser: Der Mirage Skandal war nur der Apéro. Das nun aktuelle F-35-Fünfsternmenü ist das letzte Mahl für die Unbelehrbaren. Ein Dessert gibt es nicht.

Aber, hoffentlich, eine PUK. Und: Wäre es bei allen Grossaufträgen des Bundes nicht angebracht, dass die Mitglieder des Parlaments ihre privaten, geschäftlichen und familiären Verbindungen zum Auftrag offenlegen (müssen)?

 

15. März 2024

Forbes (zum Thema Verzögerungen): If you’re a future F-35 operator sitting in Helsinki, Bern or Berlin, you’ll likely have to plan for that. Defense News (zum Thema Block 4 & Kosten): Block 4 was originally meant to add 66 new capabilities at a cost of $10.6 billion by 2026, Ludwigson said. That has swelled to 80 capabilities costing $16.5 billion, he said, and now isn’t expected to be done until 2029.

 

11. März 2024

Ich sage hier – und Sie können mich dafür behaften - die Beschaffung F-35 kostet a) doppelt so viel, wie vom VBS kommuniziert (Beschaffungskosten Flugzeug/Bewaffnung, Infrastruktur, Training, Verwaltungskosten). Und wird b) frühestens fünf Jahre nach dem versprochenen Termin im Einsatz sein. Und wird c) in keiner Beziehung den Anforderungen/dem Pflichtenheft entsprechen.

 

12. Februar 2024

Nehmen die verantwortlichen (politischen) Entscheidungsträger ihre Verantwortung war, dass sie a) sich in die gnadenlose Abhängigkeit der US-Administration begeben? Dass sich b) das Flugzeug nur sinnvoll im Nato-Verbund betreiben lässt? Und dass c) jetzt schon eine Übergangslösung für die entstehende Lücke in der Luftverteidigung geplant werden müsste? Natürlich nicht.

 

3. Februar 2024

Einem wirklich ernsthaftem und zwingenden Aufwuchs steht die F-35- Beschaffung im Weg. Sie liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische.

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Update – 17. Dezember 2024

 

Mutmasslich …

 

Liebe Schweizer und Schweizer!

 

Wer ärgert sich nicht über die neuen Gender-Sprachregelungen? Wenige. Für mich ist das ein Nebenschauplatz. Aber damit habe ich bei meinen Blog-Lesern wohl die Glaubwürdigkeit verspielt. Nun denn.

 

Als älterer Mitbewohner dieses Planeten amüsiere ich mich noch immer gerne an meine Jugendzeit. Und an die folgenden Dekaden – bis heute! 1. August-Rede, der Gemeindepräsident tritt nach zwei Gläsern Weisswein ans Rednerpult: «Liebe Schweizer und Schweizer!»

  

Na also. Es geht doch. Das -innen ist dem Fiaz geschuldet.

 

Schlimm? Es ist halt einfach so. Viel schlimmer finde ich den Eingang juristischer Floskeln in unsere Sprache: mutmasslich! Welch’ schreckliche Selbstbevormundung der Journalisten*innen! Beispiele muss ich hier wohl kaum anführen.

 

Diese Redewendung erlaubt uns aber auch, juristisch wasserdicht (un)klare Behauptungen zu tätigen. Here weg go:

 

  • Mutmasslich ist unsere Verteidigungsministerin völlig überfordert.
  • Mutmasslich weiss sie über die immensen Lieferprobleme und gigantische Kostenüberschreitung des F-35 und tritt deshalb 2026 zurück.
  • Mutmasslich weiss sie nichts über die immensen Lieferprobleme und gigantische Kostenüberschreitung des F-35. Und läuft in den Hammer.
  • Mutmasslich wird eine PUK in den Jahren 2030+ das unsägliche Versagen des VBS aufarbeiten; mutmasslich wird dann die Schuld für das Totalversagen der Verwaltung (armasuisse) zugesprochen.
  • Mutmasslich wird der ehemalige Präsident der FDP, Thierry Burkart, zu Protokoll geben: «Wir müssen in Zukunft besser hinschauen».
  • Und mutmasslich werden nach dem grössten Debakel der Schweizer Rüstungsbeschaffung alle Verantwortlichen in gehobenem Wohlstand ihre Pension geniessen.
  • Nicht mutmasslich, sondern (leider) Realität: So funktioniert unsere Schweiz, liebe Schweizer und Schweizer …
  • Oh ja, und mutmasslich sind die exorbitanten Anwaltskosten, die Abgangsentschädigungen unfähiger Manager und die Nachfolgekosten für unternehmerischen Fehlentscheide des VBS höher, als ein wirkungsvolles Drohnenabwehrsystem für den untersten Luftraum kosten würde.
  • Mutmasslich bin ich (noch) der einzige der findet, dass das VBS einer radikalen Totalrevision unterzogen werden muss (müsste). Der einsame Rufer in der Wüste …?

  

Mutmasslich werde ich in meinem kommenden Blog Fakten präsentieren. Nur, solche scheinen niemanden zu interessieren.

 

Und: Weshalb werden PUK’s immer erst NACHHER eingesetzt? JETZT ist die Devise!  

 

 

Update – 27. November 2024

 

“Manned fighter jets are obsolete in the age of drones anyway” (Elon Musk)

 

Auf zum Rütlirapport!

 

Initiative «Für eine bedürfnisgerechte Bewaffnung der Schweizer Armee – Schluss mit den gigantisch teuren Prestigebeschaffungen!»

 

Elon “First Buddy” Musk auf X: The F-35 design was broken at the requirements level, because it was required to be too many things to too many people.

 

This made it an expensive & complex jack of all trades, master of none. Success was never in the set of possible outcomes.

 

And manned fighter jets are obsolete in the age of drones anyway. Will just get pilots killed.

 

Man kann von Musk halten, was man will. Ich zumindest pflichte seiner zweiten Aussage voll und ganz zu; regelmässige Blogleser wissen das.

 

Es ist ja nicht so, dass Musk einfach mal wieder einen Kommentar zur Weltgeschichte abgibt. Es ist so, dass er der zukünftige Leiter des Department of Government Efficiency sein wird. Seine Message ist nicht nur einfach ein Versuchsballon – es ist eine Ankündigung!    

   

Spätestens jetzt müssten im Bundeshaus und im Berner Pentagon die Alarmanlagen so laut heulen, dass ich sie auch in meinem zehn Kilometer entfernten Wohnort noch hören kann. Aber das tun sie nicht.

 

Der F-35-Deal ist schon lange gescheitert. Aber das explizit zu sagen traut sich niemand, ganz sicher nicht, wenn man Teil der «VBS Biosphäre» ist.

 

Jetzt, vor dem faktischen Aus, gibt es eigentlich nur eine Gruppe, die sich über die Entwicklung so richtig zu freuen vermag: Amherds beste Kunden, die Rechtsanwaltschaft.

 

Es ist Zeit für einen neuen Rütlirapport! Unsere Chefin VBS bietet alle Generäle, die armasuisse-Führung und die Sicherheitskommissionen für einen Rapport bei Charkiw auf. Sie darf auch alle ihre internen und externen Berater mitnehmen – was allerdings die Reisekosten verfünffachen wird ...

 

Drei Tage Charkiw, drei Tage im Schützengraben! Kein spezielles Programm - einfach nur sehen, hören, spüren, frieren und verstehen, was Krieg wirklich heisst. Wer zählt die Drohnen? Die Artillerie- und Mörsereinschläge? Die Minenexplosionen? Wer misst die Dauer des MG-Feuers? Wer hat den Mut, über den Schützengraben nach aussen zu schauen? Auf die Ketten eines russischen T-90 Panzers? Wer kennt sich in erster Hilfe aus? Wer putzt das Blut und die Kotze weg? Wer tröstet sterbende Soldaten?

 

Dem «Detachement Shveitsariya» steht eine anspruchsvolle Zeit bevor. Schluss mit Bürgenstock-Fünfstern-Feeling – welcome to reality! Das ist kein gemütlicher Fondue-Ausflug.

 

Dann endlich, so die Hoffnung, werden unsere Entscheidungsträger verstehen, was Krieg wirklich ist.

 

Natürlich wird das nicht geschehen.

 

Ist es an der Zeit, dem irrlichtenden VBS den wahren Weg zu weisen? Die Initiative «Für eine bedürfnisgerechte Bewaffnung der Schweizer Armee – Schluss mit den gigantisch teuren Prestigebeschaffungen!» kann ein Korrektiv sein.

 

 Wer zieht mit?                

 

 

Update – 19. November 2024

 

«Dear Mr. President …»

 

Musk bei armasuisse

 

Jetzt bleiben noch genau zwei Monate, um Führung, Weitsicht und Krisenmanagement zu zeigen. Das sind allerdings keine Eigenschaften, die uns Schweizer auszeichnen.

 

Darum wird das VBS - Gewehr bei Fuss – ganz einfach einmal abwarten. Und sich auf die Ankunft des alten, neuen Botschafters McMullen freuen. Es kommt alles gut.

 

Der begnadete Dealmaker weiss, wie man Schweizer um die Finger wickelt: Gib ihnen etwas Wärme, und sie küssen dir die Füsse (was Brüssel bisher nicht verstanden hat …). Haben Sie die «Dear Mr. President …» Glückwünsche unserer Bundespräsidentin gelesen? Erinnern wir uns: McMullen hat unsere nach Zuneigung dürstenden Luftwaffen-«Politexperten» eiskalt über den Tisch gezogen.  

  

Jetzt stellen wir fest, dass das Wahlergebnis der USA erstaunliche Folgen hat: Die Verfechter unserer unantastbaren Landwirtschaft fordern laut ein Freihandelsabkommen. Und argumentieren, dass die USA unser wichtigster Exportmarkt sei.

 

Ersteres ist so absurd, dass sogar unser SVP Wirtschaftsminister leise den Kopf schüttelt. Und zweiteres stimmt nach Zahlen (Pharma), bringt aber dem KMU im Zürcher Oberland oder im Emmental so gut wie nichts. Dazu: Auch unsere Pharmaindustrie wird sich am neuen Kurs der US-Regierung nicht erfreuen.

 

Liebe SVP-Oberen (die «normalen SVP-Wähler» haben sich schon lange emanzipiert, wie Abstimmungen der letzten Zeit zeigen), liebe FDP (die sich gerade neu erfindet): Glaubt ihr wirklich an den Stuss, den ihr propagiert? Oder anders gefragt, ich kennen den PR-Mechanismus in Bern ganz gut: Wer von euch schreibt seine Motionen/Interpellationen noch selbst?

 

Halten wir fest: Das Rückgrat unserer Volkswirtschaft sind unsere kompetitiven KMU. Sie sind der Kit, die Jobmaschine, die Identifikation und die Sicherheit unserer Bevölkerung. Und nicht die Finanz- oder Pharmaindustrie und auch nicht die internationalen Konzerne in der Schweiz. Verstehen das unsere gewählten Parlamentarier-Lobbyisten in Bern nicht?

 

Bei aller US-Euphorie blenden wir (verblendet) aus, dass wir ein Teil Europas sind. Noch viel mehr: Wir leben im Herzen Europas. Das ist unsere Wertegemeinschaft!  Kulturell und sprachlich – aber eben auch wirtschaftlich – sind wir unseren Nachbarländern viel näher, sie sind unsere Lebensader.

 

Unsere einseitige US-Freundschaft hält gerade so lange, wie es unserem «Freund» dient. Weiss der neue US-Verteidigungsminister, dass sein Vorgänger mit Swaziland … äh, wie heissen die auch wieder? … einen Liefervertag abgeschlossen hat?

  

Sorry, liebe Leser. Das ist eigentlich nicht das Kernthema dieses Blogs. Darum zum Hauptthema, der Sicherheitspolitik und zum Sorgenkind F-35.

 

Dazu eine kurze Einleitung. Elon Musk geniesst in der Tesla-Family eine fast göttliche Verehrung. Ein Genie! Ein Visionär! Und der reichste Mensch der Welt dazu! Ergo: wir Tesla-Piloten sind Teil seiner Genialität; wir Tesla-Piloten schützen die Umwelt; wir Tesla-Piloten sind nicht das gemeine Subaru-Volch.

 

Das teuer eingekaufte «Besserstellungsmerkmal» fällt den Tesla-Jüngern nun auf die Füsse. Sie haben den zweifellos innovativen Elon zum – gefährlichen – Superstar gemacht. Liebe Tesla-Fraktion (GLP), kippt eure Kisten ins Altmetall von Gerlafingen und kauft euch einen Europäer! Auf dass unsere Schweizer Automobil-Zulieferfirmen wieder zu alter Grösse finden. Und auf dass unsere Stahlindustrie weiter Stahl produziert!

 

Stahl aus dem Ausland (Parmelin und andere kluge Wirtschaftsfachleute): Wie war das mit diesem elementar wichtigen Baustoff für die Landesverteidigung im 2. Weltkrieg? Generation heute: mit Legosteinen?    

        

Nun wird also Musk Chef des neu geschaffene Department of Government Efficiency. Was heisst das für «unsere» F-35-Beschaffung?

 

Nichts Gutes, wenn Elon hält, was er verspricht. Es wird das Aus sein für den Windows 7 Flieger, das Aus für ein festgefahrenes, weit verspätetes und stets teurer werdendes Projekt.

 

Musk wird auf die Zukunft setzen, und nicht aufs Verschlimmbesseren eines gescheiterten Projekts. Die Zukunft heisst NGAD (Next Generation Air Dominance). Diese in Entwicklung stehenden bemannten oder unbemannten Flugzeuge der 6. Generation sind leistungsfähiger und günstiger, als die never ending story des F-35. Die USAF, grösster Kunde der F-35, priorisiert die Entwicklung NGAD. Die US Air Force hat, so sagt sie das verklausuliert, vom F-35 die Nase voll.  

 

Was bedeutet das für die Schweiz? Abgesehen davon, dass die zugesagte Version 4 mit Sicherheit nicht zum vertraglichen Termin ausgeliefert werden wird (sondern nur eine abgespeckte Version 3, weit entfernt von den zugesagten Leistungsmerkmalen): Sollten die F-35 nur noch für Export-Kunden weitergefertigt werden, so verpufft der Skaleneffekt. Der Preis wird weiter explodieren!

 

Liebe Blogleser! Sind diese Informationen für Sie relevant? Für die Leute, die mich für einen Stänkerer halten, natürlich nicht. Für die US-Freundschaftsträumer ebenso nicht.

 

Auf der anderen Seite: Es gibt ja in unserem Land auch viele unabhängige, keiner Lobbyarbeit oder dem Offset verpflichtete Pragmatiker. Leute, die 1 & 1 zusammenzählen können. «Normale Leute» eben, so wie meine Freunde aus den KMU.

 

Zum Schluss: Am Sonntag haben 120 Drohnen/Raketen die Ukraine erreicht. Am Tag zuvor waren es annähernd so viele, am Montag hat es wieder Drohnen «geregnet». Wie schreib ich hier immer: Ohne effizienten Schutz des unteren und untersten Luftraums sind alle anderen rüstungstechnischen Investitionen für die Galerie.

  

Das ist kein Grund für unsere Politiker, Führung, Weitsicht und Krisenmanagement zu zeigen. Unser überteures Prestigeprojekt wird durchgezogen; unbeirrt, wie das eine Nation der Tunnelbauer halt eben tut.

 

Und sowieso. Das mit den Drohnen wird Rheinmetall schon irgendwann richten. Zwar viel teurer, viel später und nicht besonders effizient. Hauptsache, die Kirche bleibt im Dorf.

 

Frau Amherd hält es mit Beratern. Der ehemalige LW-Chef steht (z.B.) in ihren Diensten. Sein Erfolgsausweis? Null. Darum: Lasst uns Elon Musk für zwei Wochen hiren: armasuisse weg – und eine neue Organisation mit halb so viel und doppelt so kompetenten Leuten.  

 

 

Update – 27. Oktober 2024

 

Breaking News

 

Meisterleistung!

 

Es wird kommentiert, gerätselt, kritisiert. Es wird gewichtet, prognostiziert, verdammt.

 

Wer immer was sagt, was meint, was wem unterstellt oder aus Prinzip den Krieg in Israel in Gut oder Schlecht einteilen mag: Der gestrige Angriff auf den Iran war eine Meisterleistung. Strategisch, taktisch und politisch.

 

Ob die Schäden nun gross, klein oder unbedeutend sind. Ob die USA gebremst haben oder andere Stimmen zur Mässigung drängten,

 

das war die ultimative Warnung an die greisen Despoten: Wir können jederzeit, überall und noch viel mehr!

 

Wenn Dutzende Flugzeuge tief im Feindesland ihre Operationen mit grosser Präzision und ohne Verluste durchführen können, dann ist das eine Meisterleistung.

 

Erste Reaktion aus dem Iran deuten darauf hin, dass man verstanden hat. Hoffentlich!

 

 

Update – 18. Oktober 2024

 

Dear Mr. President …

 

Schutzklausel!

 

Vier Milliarden zusätzlich für Beschaffungen. Woher nehmen?

 

Von den anderen.

 

Das wird aber nicht funktionieren. Es ist ein Trauerspiel mit Ansage. Unser (viel gerühmtes) politisches System ist unfähig, sich auf einen Konsens zu einigen. Im Gegensatz zum Parlament sind die Stimmbürger mündig: Sie misstrauen faulen Spielchen.

 

Bundessteuer? Mehrwertsteuer? Fonds? Kreditaufnahme? Sinnleere «Vorschläge» unserer verwöhnten Subventionsprofiteure - querbeet durch alle Parteien. Von den gutbezahlen Lobbyisten und Offset-Profiteuren gar nicht zu sprechen.

 

Parallel dazu dreht sich die Welt: Der Ukraine-Effekt ist verpufft. Politisch und empathisch. Unser Mitleid ist müde geworden. Das Elend von Kiew stört unsere Wohlfühl-Bubble. Traurig, aber wahr.

  

Und militärisch werden die falschen Schlüsse gezogen. Die wirklich dringenden und folgerichtigen Beschaffungen für unsere Sicherheit sind Mittel für den Schutz des unteren und untersten Luftraums. Nur: Das VBS spinnt in Brüssel lieber supranationale Hirngespinste: Sky Shield (ESSI), statt den eigenen Luftraum autonom und allumfassend zu verteidigen. Aber der F-35-Deal hat die Büchse der Pandora schon längst geöffnet.    

          

Ohne den Schutz des untersten Luftraums sind alle anderen militärischen Investitionen herausgeworfenes Geld. Begreift das denn niemand? Vielleicht anders: Wenn das unsere Entscheidungsträger nicht wirklich verstehen wollen, dann kürze man das Budget um – sagen wir – vier Milliarden. Weil der Geldhunger riesig ist, der Sparwille aber minimal.  

 

Zurück zur Viermilliarden-Vision. Das Parlament schiebt den Entscheid vor sich her und hofft auf ein Wunder. Oder auf ein Machtwort der Finanzministerin. Wer nicht gewillt (sprich: fähig) ist, Verantwortung zu übernehmen, delegiert diese weg.

 

Kommentar: (gelöscht, da möglicherweise ehrverletzend)  

 

In einigen Pressekommentaren lese ich, dass die Zusatzfinanzierung erst bewilligt werden soll, wenn klar ist, was überhaupt beschafft werden wird. Eigentlich logisch.   

 

Nun, ich kann jetzt schon prognostizieren, wofür mindestens vier Milliarden nötig sein werden: Für die Mehrkosten der Air2030! Und auch dann wird der Verbund Kampfflugzeuge/Bodluv noch immer ein Flickwerk sein. Sauteuer, teileffizient und in der selbstverursachten Abhängigkeit.

 

Das Parlament und das VBS haben es ganz einfach vermasselt. Auch ein Teil der Presse hat in den Interoperabilitäts-Jubel eingestimmt.

 

Wie weiter? Ausblenden oder auf DAS Wunder hoffen? Für das CH-Kakaphonieorchester mit den lauten Trompetern aus der ersten Reihe, den tumben Paukisten im Hintergrund und dem (Miss-)Klangkörper in der MITTE wird es ein solches nicht geben.

 

Also: aussitzen. Und sich gegenseitig die Schuld zuschieben.

 

Da sitzen die Sicherheitsexperten nun also genervt auf der langen Bank; neben ihnen eine grosse Vielzahl von Personen, die schon (sehr) lange auf die Lösung von anderen und ebenfalls dringenden Problemen warten. Problemlösung nach Schweizer Art.      

  

Aktuell 1: Unsere F-35-Basis Payerne verkürzt den Flugbetrieb auf vier Werktage pro Woche. Grund: die F-35 sind laut, lauter als es die F/A-18 sind. Ich kann versichern: Die F-35 werden noch lauter sein, als jetzt ausgehandelt! Wird dann der Flugbetrieb auf drei Tage reduziert?

 

Kommentar: (nur zwischen Klammern, da ich möglicherweise falsch liege: Sollte der C LW dieser Lösung widerspruchslos zugestimmt haben, dann: shame on you)  

     

Aktuell 2: Im VBS wird gezittert, so auch im WDF, EFD und EDA. Schafft der Dealmaker am 5. November die Wiederwahl? Dann gute Nacht. Verträge, Zusagen, Versprechen? Der Stärkere sagt, was Sache ist. Fertig lustig.

 

Hat die Wallis-Connection den Twitter-Text zu Trumps Wahl schon aufgesetzt? «Dear Mr. President …». Nun, er wird es sowieso nicht lesen. Und wenn schon: Switzerland? Swaziland, Sweden? Shithole. Who cares.

 

Drum lieber Populismus als Politik. Das (Un-)Wort des Jahres: Schutzklausel! Hui, da hört die Wählerschaft hin. Tut sie das wirklich? Die tumben Paukisten, ja. Der Klangkörper aus der MITTE? Da weiss man nie. Und die flotten Trompeter blasen sowieso dorthin, wo ihr Dirigent gerade irrlichtet.    

 

Das ist UNSER Brexit-Vorspiel. Die denkfaulen Linken und Rechten haben nichts aus dem GB-Desaster gelernt. Deshalb: Ich wünsche mir eine Schutzklausel vor unfähigen Parlamentariern. Die Verbleibenden können im Singsaal unseres Schulhauses tagen ...   

 

Zum Abschluss etwas Privates. Gestern habe ich eines meiner Enkelkinder aus dem Kinderspital Bern abgeholt. Trotz durchzogener Diagnose haben es ihm die exzellente Pflege und liebevollen Ärzte leicht(er) gemacht. Letztere sechs alle mit ausländischem Hintergrund. Und hier mein Happyend: Die Gewissheit nämlich, dass auch die Kinder der lautesten Schutzklausel-Schreier auf dieselbe umfassende Pflege werden zählen können.

 

Chapeau und merci!      

 

 

Update – 24. September 2024

 

So wird das nichts …

 

NZZ, 19.September: Fabian Schäfers Spitzenkommentar

 

Pflichtlektüre für alle Leser dieses Blogs: Schäfers Kommentar zur peinlichen Suche nach Geld für die Armee:

 

https://www.nzz.ch/meinung/so-wird-das-nichts-mit-dem-armeebudget-das-buergerliche-trauerspiel-wird-langsam-peinlich-ld.1849095

 

Kopfzeile: «Nach über zwei Jahren haben SVP, FDP und Mitte noch immer keinen seriösen Plan, wie sie den schnelleren Wiederaufbau der Armee finanzieren wollen. Rat- und kompromisslos marschieren sie ins Abseits.»

 

Dann folgt eine schonungslose Auflistung und Bewertung der Irrungen und Wirrungen im bürgerlichen Lager – welch ausserordentlich kluger und punktgenauer Kommentar.

 

Mein erweiterter Kommentar dazu: Welcome to the left! Bestellen ja – bezahlen tun die anderen.

 

Schäfer schliesst: «Wenn SVP, FDP und Mitte nicht bald über ihren Schatten springen, müssen sie die Verantwortung für die Folgen tragen. Wer weiter auf aussichtslosen Positionen beharrt, verzögert den Ausbau der Armee.»

 

Hier muss ich eine Klammer öffnen: (SVP, FDP und Mitte werden so oder so Verantwortung tragen müssen. Nämlich für die bireweich F-35 Beschaffung. Glänzende Augen, gerötete Wangen! Im Verbund! Interoperabilität! Stealth! We are the greatest! Und unsere europäischen Nachbarn sind uns so was von egal.

    

Nach der Bescherung kommt aber die Realität: Verspätet. Doppelt so teuer. Nur bedingt geeignet. Brandbeschleuniger der Neutralitätsdiskussion). Good deal!

 

Haben Sie kürzlich unseren CdA im Eco Talk gesehen? Sie werden sich jetzt zurecht fragen, weshalb in diesem Format. Das habe ich mich nämlich auch. Zu ökonomischen Fragen (Armeefinanzierung) blieb Süssli stumm. Logo, ganz der loyale Chefbeamte – ich aber wünschte mir einen CdA mit Ecken und Kanten! Der sich für seine Leute einsetzt und nicht nur ausführendes Organ seiner Vorgesetzten ist.

 

Nochmals Eco Talk. Weshalb gerade bei Reto Lipp? Der schlecht vorbereitete Moderator konnte zumindest zweimal seinen «Heuler» ins Gespräch einflechten: ZS! Zusammenschiss. Lustig, lustig.

 

Süssli zum F-35: «Im Jahr 2028 steht das erste Flugzeug auf unserem Tarmac.»

 

Nachfragen? Nö, so etwas machen Gefälligkeitsjournalisten nicht. Zum Beispiel: Wie viele? In welcher Konfiguration? Was heisst das für die bestehende F/A-18 Flotte? Wann sind alle Flugzeuge ausgeliefert? Eine Frage zu den Kosten? Da hätte Süssli lächelnd verneint.

  

Viel wesentlicher ist und von den politischen und schreibenden Flugi-Fans konsequent ausgeklammert: Wann werden unsere F-35 voll integriert sein?

 

Damit komme ich mit Schäfers Schlussfolgerung – etwas abgeändert – selber zum Ende: «Wenn SVP, FDP und Mitte nicht bald über ihren Schatten springen, müssen sie die Verantwortung für die Folgen tragen. Wer weiter auf der Beschaffung der F-35 beharrt, verzögert den Ausbau der Armee.»

 

Denn: Wie ein riesiger Wal liegt der F-35 im viel zu kleinen Schweizer Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische.

 

 

Update – 16. September 2024

 

Tuena: «… zwischen nötig und wünschenswert unterscheiden …»

 

Wow!

 

Einen so weisen Satz habe ich noch nie aus dem Mund des Zürcher Politikers gelesen.

 

Blick, 14. September: 1,75 Millionen für neue Tische und Bildschirme im Parlament. «SVP-Politiker putzhässig»

 

Ja, 1,75 Millionen Franken ist viel Geld. Ob diese Anschaffung nötig ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Aber beurteilen kann ich, dass bei der Beschaffung des F-35 Nationalrat Tuena dem Grundsatz «… zwischen nötig und wünschenswert zu unterscheiden …» nicht nachgelebt hat. Im Gegenteil.

 

Die F-35-Beschaffung nötig? Nein, natürlich nicht. Es ist ganz einfach ein Prestigeprojekt mit ungewissem Ausgang. Oder genauer: mit desaströsem Ausgang.

 

Weshalb? Sie haben es in diesem Blog schon gelesen: 1. Die Evaluation basiert auf einem Anforderungsprofil des letzten Jahrhunderts. 2. Die falsche Typenwahl: Alle vier Mitkonkurrenten sind für die Hauptaufgabe der LW – den Luftpolizeidienst – um vieles besser geeignet. Und 3. zur Zukunft der getroffen «Wahl»: doppelte Kosten, verspätete Lieferung, Leistungsumfang nicht dem Vertrag entsprechend. Das sind die Fakten.

 

Weiter: Dass der F-35 seine Stärken nur im internationalen Verbund ausspielen kann, haben die «Experten» der ehemaligen Bauernpartei nicht gecheckt. Jetzt sitzen sie in der (Neutralitäts-)Falle.

 

Schadenfreude ist nicht angesagt; aber Entsetzen über die Fahrlässigkeit unserer Beschaffung und der abnickenden Politiker sehr wohl.

 

Wie ein riesiger Wal liegt der F-35 im viel zu kleinen Schweizer Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische. Das ist mit ein Grund, dass sich die Finanzierung der VBS-Finanzen immer und immer wieder im Kreise dreht und nie zu einem positiven Ende kommen wird.

  

So schweigt man das Thema F-35 lieber weg und serviert den Blick-Lesern etwas Tisch- und Bildschirmempörung ...  (Es sind die kleinen Dinge, die Menschen bewegen.)

 

Blicken wir zurück: Tuena ist, wie viele andere auch, dem ehemaligen US-Botschafter in der Schweiz, McMullen, aufgesessen. Dieser verstand es meisterlich, mit seinem CH-Bezug und viel Schweizer Fähnchen in der Botschaft die Herzen der hiesigen Entscheidungsträger (EU pfui!) einzufangen. Doch McMullen war (und ist) ganz einfach nur ein Dealmaker, Stellvertreter seines Mentors Trump. So locker und so einfach hat McMullen in seinem Geschäftsleben noch nie Leute über den Tisch gezogen.  

 

Erinnern Sie sich, wie Tuena triumphierend einen Brief der US-Botschaft in die Luft hielt? Die Preisgarantie des Botschafters! Soll ich solchen Unsinn kommentieren …?

 

Es ist halt so: Für jede Stellenbesetzung muss der Bewerber/die Bewerberin einem Anforderungsprofil entsprechen. Bei der Wahl ins Parlament gibt es solche Hürden nicht.

 

Auch einige Journalisten waren von McMullen angetan. Darum darf er auch heute seine kruden Dealmaker-Statements verbreiten: «Harris versucht, die Schweiz in ihr Machtspiel zu ziehen». Wer das Rededuell Harris/Biden gesehen hat (und nicht nur davon gehört hat) versteht, was von den «Dealmaker» zu erwarten ist. Switzerland last.  

 

Was mich zum Schluss noch bewegt: Die SVP steht für eine starke Armee ein – so wie ich auch. Weshalb nur delegiert die Partei nicht ihre besten Vertreter in die Sicherheitsgremien?

 

Und ganz zuletzt: «… zwischen nötig und wünschenswert unterscheiden …» kommunizierte Bundesrat Maurer beim Gripen-Entscheid. Gedemütigt haben ihn letzten Endes seine eigenen Mannen. An vorderster Front NR Hurter, illoyaler LW-Offizier und Papierli-Bundesrat mit eigener Agenda.

 

Ohne diese unlauteren, idiotischen Ränkelspiele hätten wir heute in unserem Land eine moderne Luftwaffe – und dazu keine ebenso idiotischen Neutralitätsdiskussionen und unlösbaren Budgetdiskussion.

 

Capito?

 

 

Update – 26. August 2024

 

Berechnungsfehler …

 

… und andere Fehler

 

Am 7. August schrieb die NZZ: «Der peinliche Milliarden-Berechnungsfehler bei der AHV ist kein Einzelfall. Wie kann so etwas passieren?»

 

In der Tat, es ist kein Einzelfall - sondern die Regel. Zumindest im VBS. Welche grösseren Beschaffungsgeschäfte wurden in den letzten Jahren a) im vorgegebenen Budget, b) im vorgesehenen Zeitrahmen und c) den technischen Anforderungen entsprechend abgewickelt?

 

Keine.

 

Die Erklärungen (Ausreden) dazu sind vielfältig. Und darum ist auch alles paletti für die SiKs – es gibt kein Handlungsbedarf. Dasselbe gilt für die GPK. Dazu passt die Aussage eines ehemaligen SiK-Mitglieds auf meine Frage betreffend Kontrolle: «Die SiK hat keine Aufsichtsfunktion, wir sind die strategischen Partner des VBS».  

 

Diese «strategischen Partner» sehen mit geschlossenen Augen dem F-35-Debakel zu. Diese grösste Beschaffung des VBS ist jetzt schon auch das grösste Desaster. Verspätet, bei weitem nicht der vereinbarten Konfiguration entsprechend und viel, viel, viel teurer. Und so nebenbei verhindert das Prestigeprojekt wirklich dringliche Beschaffungen. Oder den Ausbau des Nachrichtendienstes. Natürlich ist Zweiteres für Politiker weniger sexy, als über die Zukunft der Patrouille Suisse zu fabulieren ...       

 

Ich wiederhole mich: Die Probleme rund um den F-35 sind bei armasuisse selbstverständlich bekannt, die Luftwaffe weiss es und die Armeeführung auch. Und sicher auch der PR-Stab der Bundesrätin. Aber weiss es Frau Amherd?  

 

Unsere selbstbewussten (Synonym: eitlen) Sicherheitspolitiker haben sich bei diesem Geschäft sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Und nun raten die PR-Profis, das Thema in den Tiefkühler zu legen. Kann man, ist aber unredlich.   

 

Doch die Fakten bleiben auch im Tiefkühler heiss: Die SVP, zum Beispiel, hat mit der bedingungslosen F-35-Unterstützung die Büchse der Pandora geöffnet: Nato, Interoperabilität, internationale Zusammenarbeit (Blick vom 11. August: «Amherd-Kommission diskutiert Geheimverträge mit der Nato»). Salzmann, Tuena und Co.: Ab in die Gefriertruhe! Und dann wieder aufgetaut in den Kampf für die Neutralitätsinitiative.

 

Den Schalmeien des VBS sind ja nicht nur Vertreter der SVP erlegen.  Franziska Roth (SP) zum Beispiel ebenso, die Mitte natürlich und die gesamte FDP-Fraktion. Thierry Burkart auf seiner Website: «Unter Wahrung der Neutralität ist zudem die Zusammenarbeit mit der NATO (wichtig: ohne einen Beitritt!) zu fördern. Ich befürworte die Beschaffung des modernen Kampfjets F-35 für die Luftwaffe».

 

So viel Widerspruch, Unsinn und Inkompetenz in einen einzigen Satz zu packen ist eine Meisterleistung. Aber hallo! Das – ist – der – Chef – der – früher – staatstragenden – FDP!   

 

  Da wär’ noch eine Frage an meine ex-Kollegen der schreibenden Zunft. Ebenfalls die FDP betreffend: Weshalb wird eigentlich jedes Zitat von Josef Dittli mit «der ehemalige Berufsoffizier» ergänzt? Ist das ein Qualitätsmerkmal? Jeder ehemalige Lokführer ein SBB-Verkehrsexperte? Oder einfach nur Mediendatenbank-copy-paste?

 

Wiederholung 2: Der ehemalige Lehrer Dittli hat ein mathematisch desaströses BVG-Modell vorgelegt. Kaum publiziert – und schon im Schämdi-Shredder … An dieser Stelle auch schon geschrieben: Josef Dittli ist wohl der am besten informierte Parlamentarier über die F-35-Problematik. Linkes Ohr rein, rechtes Ohr raus. Was nicht sein darf, darf nicht sein. 

 

 Ich will an dieser Stelle aber nicht nur lästern. Die Welt ist immer wieder für Überraschungen gut!  

 

So hat mir Markus Somm’s Kommentar zur AHV-Falschberechnung in der Sonntagszeitung ein leises Lächeln ins Gesicht gezaubert. Ausgerechnet er, der es mir sonst so schwer macht, ihm zuzuhören. Somm schreibt: «Es rächt sich, dass auch der Bund – wie wir Journalistenviel zu häufig als Fakten ausgibt, was in Tat und Wahrheiten Prognosen und Modellrechnungen sind». Wir Journalisten! Wer Somm kennt, weiss: es sind die anderen …

 

Darum die die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem F-35-Bschiss, Herr Somm? Dem Historiker ist der Mirage-Skandal sicher ein Begriff. Und jetzt sind wir mitten im Auge des noch grösseren Beschaffungsskandals – da waren die paar Deltaflügler der 1960er-Jahre grad mal ein – Fliegenschiss.

 

Themenwechsel. Ich lese: Auch Rüstungschef Urs Loher und Armeechef Thomas Süssli sehen in militärischen Drohnen eine Revolution in der Kriegsführung. Und: Sie seien eine Chance, vielleicht eine Rüstungsindustrie aufzubauen (…).

 

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht nach dieser Aussage. Wow!? Endlich!? Ich glaub, ich spinn’!?

 

Also, halten wir uns an die Fakten.

  1. Militärische Drohnen jeder Art gibt es am internationalen Markt dutzendfach.
  2. Zusätzlich: Weltweit werden unzählige neue und noch effizientere Drohnen entwickelt und zur Marktreife gebracht.
  3. In der Schweiz gibt es an Hochschulen und bei start ups viel Kompetenz im Bereich (ziviler) Drohnen. Der Wille, militärische Anwendungen zu entwickeln, ist, vorsichtig ausgedrückt, klein.
  4. Drohnen sind die wahren Gamechanger, es hat allerdings - wie immer - etwas gedauert, bis das bei uns angekommen. Wie schreibe ich hier Mal für Mal: Drohnen sind die Realität, und als Konsequenz ist die Drohenabwehr im unteren und untersten Luftraum existentiell! DIESE Einsicht ist allerdings bei unseren Strategen definitiv noch nicht angekommen.   

 

Es ist alles so kompliziert.

  1. Die Schweizer Rüstungsindustrie leidet. Nach dem Leopard- und Gepard-Debakel werden wir von ausländischen Kunden als unzuverlässig wahrgenommen.
  2. Nun muss der ehemalige Chef von Rheinmetall und Thales und der von Swissmem (Hess) gepushte Rüstungschef liefern: Industriepolitik!
  3. Wo sind die liberalen Stimmen? Staatliche Industriepolitik ist immer falsch. Teuer, langsam, ineffizient. WIR können das nicht.
  4. Natürlich würde ein solches Projekt irgendwann ein schön designtes und überperfektes Kind gebären – allerdings für den Preis von 100 eingekauften Drohnen …
  5. Liebe Träumer: It’s the quantity, stupid!
  6. Es ist nicht Aufgabe des VBS, Industriepolitik zu betreiben.  

 

Und weiter: Blick und Tagesanzeiger berichten, dass Rüstungsfirmen der Schweiz «keine Luftabwehr liefern wollen». Einzig Diehl sei bereit, ein Angebot zu unterbreiten.

 

Das kann teuer werden. Wundert mich aber nicht. Wie läuft es bei Beschaffungen in der Schweiz? Das VBS weiss, was es will. Es macht eine Ausschreibung. Lässt mehrere Firmen offerieren. Und bekommt letztendlich, was es schon immer wollte. Als ehemaliger Vertreter eines ausländischen Anbieters spreche ich als Insider. Genauso mehrfach erlebt. Und jetzt folgt die Quittung.

 

Zum Schluss: Ich weiss nicht, welche Schlüsse unsere Planer aus dem Konflikt in Israel und dem Ukraine-Krieg wirklich ziehen. Mit dem Luftwaffen-Konzept aus dem letzten Jahrhundert offensichtlich das falsche.

 

Was sehen wir? Hybride Kriegsführung, wie vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten. Dazu: Drohnen, Drohnen, Drohnen. Raketenartillerie. Ungelenkte Raketen. Hundertfach. Tausendfach. Täglich!

 

Verdammt noch mal, ihr «Strategie-Partner» des VBS: Macht endlich Schluss mit den Träumereien von vorvorgestern und stellt euch der Realität. Auf dass das VBS endlich realitätskonforme Prioritäten setzt!  

 

 

Update – 30. Juli 2024

 

MH17

 

Russia Today

 

Im Juli verbrachte ich meine Ferien in Zeeland (NL). Entspannung pur, inspirierende und lustige Kontakte, feines Essen - und den zweieinhalbjährigen Enkel Mäxli mit dabei. So schön kann Urlaub sein!

 

Am 17. Juli kippte die lockere Stimmung. Vor genau zehn Jahren wurde eine Boeing 777 der Malaysia Airlines (MH17) auf ihrem Flug von Amsterdam nach Kuala Lumpur in der Ostukraine abgeschossen. Alle 298 Insassen fanden dabei den Tod. Ein Trauma für die Niederländer, ein Grossteil der Passagiere waren holländische Touristen. Inzwischen sind die Verantwortlichen dieses Terrorakts identifiziert und wurden von einem niederländischen Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt – natürlich in Abwesenheit der Angeklagten. Das ist kein Trost für die Hinterbliebenen, die Wunden bleiben.

 

Terroristen schossen ein Linienflugzeug ab! Ein Horror, der sich jederzeit wiederholen kann. Spätestens am 17. Juli 2014 hätten wir alle verstehen müssen, was in der Ukraine wirklich geschieht. Die Niederländer haben es verstanden. Wir Schweizer auch? Wir haben den «Vorfall» aus dem Kurzzeitgedächtnis gestrichen. Delete. 

 

Aber unser Kurzzeitgedächtnis entlässt uns nicht aus der Verantwortung. Wir alle – Bürger, Presse, Politiker – haben versagt. Kläglich und brutal.   

 

Es wäre interessant zu wissen, wie der NDB das Vorkommnis damals bewertet hat: Wer lüftet den Schleier?

 

Einschub: Auch «wir» haben ein Flugzeug verloren, Swissair 330, Würenlingen, 1970. Haben «wir» etwas daraus gelernt? Heute schreit unsere zukünftige akademische Elite an den Unis «From The River To The Sea». Kurzzeitgedächtnis: deleted.

  

Putin hat mit seinen «Visionen», seiner Rhetorik und seinem menschenverachtenden Handeln ein Klima geschaffen, das seine Adlaten zu widerlichen Terrorakten förmlich animiert. Immer und immer wieder. Und überall auf der Welt.

 

Noch immer gibt es bei uns (zu) viele Leute, die Putins Speichel lecken. Dass diese Leute mehrheitlich aus patriotischen (Selbstdefinition) und rechtsbürgerlichen Kreisen stammen macht mich ganz besonders baff.

   

Diese Putin-Versteher sind nicht nur blöd, aber auch dumm. Sie schauen RT International (Russia Today) und lassen sich so ihre schrägen Wahrheiten bestätigen. Oder verkaufen das Gesehene/das Gehörte als die wahre Wahrheit. Die einzige Wahrheit besteht nur darin, dass jeder User der RT anklickt, dem GRU seine digitale Identität überlässt. Ich weiss, Cyber-Bewusstsein ist nicht unsere Stärke. Unser rückwärtsgewandtes Land tut sich schwer, die Zukunft zu antizipieren.

 

Aber ich will mir lieber nicht vorstellen, wie viele sensible oder gar klassifizierte Geschäfts- und Militärgeheimnisse sich auf den mobilen Geräten dieser Männer (es sind nur Männer) befinden ...  Blöd, dumm und staatsgefährdend.

 

Unser Bundesamt für Cybersicherheit schweigt dazu. Es schweigt eigentlich immer. Und wenn «es» spricht, ist es irrelevant. Aber das ist eine andere Geschichte. Passt ganz gut in die untere Mittelmässigkeit der VBS-Ämter. Mehr dazu in einem nächsten Blogbeitrag.

   

Zum positiven Schluss: Der kleine Junge brachte mich auf Trab, und wie! Aber nach einem ausgefüllten Tag mit Spass und Bewegung braucht auch der aktivste Jungmacker seinen wohlverdienten Schlaf. Zeit, um sich um andere NL-spezifische Angelegenheiten zu kümmern. Lesen Sie davon mehr in meinem nächsten Blog.

 

Zum Allerletzten: Juli in der Schweiz – Blitzhäufigkeit wie noch nie zuvor! Die Daten sind auf Meteo Schweiz einsehbar. Konsequenz: Flugverbot für den Lightning II. Zeit, um RT-TV zu schauen. Wetten, dass auch von VBS- oder Ruag-Usern schon auf Russia Today zugegriffen wurde?    

 

 

Update – 3. Juli 2024

 

Taschenspielertrick 1, Taschenspielertrick 2

 

Welcome to Payerne

 

In der NZZ vom 22. Juni titelt Daniel Friedli: «Die Schweiz hat zwar einen Liefervertrag, muss im Notfall aber auf die F-35-Kampfjets warten». Endlich Klartext.

 

Was für Insider der Rüstungsindustrie schon immer klar war, wurde von den Beschaffern des VBS und den Politikern seit Jahren vertuscht. Oder vielleicht ganz einfach nicht verstanden?

 

Natürlich enthalten Beschaffungsverträge mit den USA Notfallklauseln. Und was ein «Notfall» ist (… wenn ungewöhnliche oder zwingende Gründe vorliegen und die Sicherheitsanliegen der USA betroffen sind…) definiert ganz alleine nur die USA.

 

Nun, das hinderte den neuen Rüstungschef aber nicht, kürzlich die termingemässe Lieferung der F-35 zu bekräftigen. Ein Taschenspielertrick (1). Selbst wenn 2027 ein Flugzeug mit Schweizer Markierung auf dem Tarmac stehen sollte (in den USA - nicht in der Schweiz), dann ist das ein Flugzeug, das nur äusserlich dem Kaufvertrag entspricht. Ein Eierkarton ohne Eier drin. Das weiss der Rüstungschef auch. Darum: Ist eine Notlüge keine Lüge?

 

Dazu passt mein Lieblingswitz von 1968: «Ich habe einen Farbfernseher bestellt. Bekommen habe ich aber nur ein schwarz-weiss-Gerät. Die Farben sollen später mit der Post nachgeliefert werden …». 

 

Ich schreibe an dieser Stelle regelmässig über die technischen und terminlichen Probleme beim F-35. Eigentlich ist alles ist noch viel schlimmer! Wer etwas englisch versteht, der höre sich den Podcast von Aviaton Week an: The F-35 Has A Case Of Long COVID. www.aviationweek.com/podcasts. https://pca.st/2kxizmxv   

 

Liebe Blog-Leser*innen: Lassen Sie sich das Gespräch bitte transkribieren. Und senden Sie dieses «Ihrem» Vertreter in Bern zu! 

 

Viola Amherd sagte zum Thema einmal, dass sie als Anwältin alle Verträge sorgfältig lesen würde. Was wir alle von einer Anwältin so auch erwarten.

 

Nun bleiben aber Fragen: Hat sie den Inhalt des Vertrages verstanden?

Hat sie das «Kleingedruckte» auch gelesen?

Fehlt ihr das geo- und sicherheitspolitische Gespür?

Wer, wenn nicht sie, kann das unsägliche Prestigeprojekt (jetzt noch) stoppen?

 

In einer gut geführten Unternehmung würde spätestens jetzt der Verwaltungsrat die Notbremse ziehen. Aber das VBS ist keine Unternehmung und noch weniger gut geführt.

 

Konsequenz: Wer nicht mehr rückwärts kann geht vorwärts: die unsägliche Strategie namens «Rigi».

 

Politischer Haupttreiber des F-35 Geschäfts ist die FDP. Es ist das süsse Gift der Kompensationsgeschäfte (Offset). Maja Riniker und die ASUW machen Rüstungsbeschaffung nach Schweizer Art.

 

So werden laufend (und bewusst) Fakten geschaffen, die neutralitätspolitisch fragwürdig sind. Who cares.

 

Erinnern sich an die ekstatischen Lobgesänge nach dem Kauf des US-Jets? Im Verbund! Interoperabilität! Aktuell sind diese Worte im VBS-Vokabular ein no go: Keine schlafenden Hunde wecken (Neutralitäts-Initiative) ... Was den internen Verbund- und Interoperabilitätsphantasien aber kein Abbruch tut. 

 

Was jetzt für Rigi so gross angekündigt wird - Produktion und MRO für ausländische F-35-Kunden in der Schweiz – geht allerdings noch weiter: Die Strategen der FDP wissen wohin, während die Vertreter der anderen Parteien nicht wirklich verstehen, was gerade passiert.

 

Kein Wunder jubiliert Rinikers/Burkarts Aargauer Zeitung: «Weltweit einzigartig»: Emmen wird zum neuen Technologiezentrum für den Kampfjet F-35.

 

Ich habe an dieser Stelle auch schon über Salzmann und Tuena gelästert. Ich nehme kein Wort zurück. S und T sind in die Falle der Freisinnigen getappt. Haben nachgeplappert und sitzen jetzt in der selbst verursachten Neutralitäts-Falle. Und die sowohl-als-auch-Mitte Partei? Sie hält sich aus Rücksicht auf ihre bundesrätliche Parteisoldatin zurück.

 

Taschenspielertrick 2, oder präziser gesagt, skandalös: Die Kosten der Endmontage von vier F-35 bei Ruag werden dem Offset-Budget angerechnet.

 

Es ist einfach so, der F-35 liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Schweizer Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische. Das unsägliche Prestigeprojekt des VBS verhindert den nötigen Aufwuchs der Armee, die Beschaffung der absolut unabdingbaren Mittel. Who cares. 

 

Als ehemaliger Insider halte ich fest: Würde in der Schweiz wirklich bedürfnisgerecht beschafft, dann hätte wir jetzt eine funktionierende, moderne (und bezahlbare) Luftwaffe und eine flächendeckende, effiziente BODLUV. Im «System Schweiz» ist ein solcher Ansatz aber pure Illusion.

 

Und ein Letztes. Payerne, unsere F-35-Basis der Zukunft. Mit gemischtem militärischem und zivilem Verkehr. Muss ich ausdeutschen, was das heisst? Welcome to Payerne.       

 

 

Update – 28. Mai 2024

 

VATO

 

NZZ-Leserkommentar: grossartig!

 

Liebe Blogleser. Eigentlich hatte ich für diese Ausgabe einen längeren und faktenbasierten Beitrag zum (Un-)Thema F-35 vorbereitet. Aber was sind schon Fakten gegen Emotionen, Ignoranz, Naivität? Nur verlorene Zeit.

 

Darum zur Aktualität: Die Ukraine wird von einem barbarischen Aggressor überfallen und drangsaliert. Unsere Rolle? Beschämend.

 

In Israel hat die Hamas über 1000 Menschen geschändet, massakriert und über 240 Geiseln brutal verschleppt. Unsere Rolle? Die Duldung pro-palästinensischer Aktionen an den Universitäten – mit professoraler Unterstützung ... Ist das unsere intellektuelle Elite? Beschämend ist es allemal. Und belämmert, gefährlich, ja zerstörerisch.

 

Das Recht auf Selbstverteidigung wird radikal auf den Kopf gestellt - auch unseres! Und dass der zynische, brutale Genozid an der eigenen Bevölkerung von unserer «Elite» als Happening abgefeiert wird ist einfach nur widerlich.  

           

Es ist halt so, unsere Schweizer Welt ist eine andere. Die Realität ist fern. Und Dummheit hat nichts mit Bildung zu tun.

 

Themenwechsel.

 

Unsere Bundespräsidentin und Chefin VBS war kürzlich im Vatikan. Die Schweizergarde! Der Papst! Der Besuch hat ihr -- den überlieferten Bildern zufolge – viel Freude gemacht.

 

Zur Audienz beim Heiligen Vater schreibt BLICK: «Dabei habe sie ihm versichert, dass die Schweiz den Wiederaufbau der Kaserne der Schweizergarde und die Rekrutierung neuer Schweizergardisten unterstütze.»  

 

Schon 2023 war Amherd, zusammen mit dem damaligen Nationalratspräsidenten Martin Candinas, Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller sowie der Chef der Armee, Thomas Süssli, in Rom. Unseren katholischen Miteidgenossen sind Selfies mit dem Papst/den Gardisten wichtiger, als die dringend anstehenden Arbeiten in Brüssel, Berlin oder Paris.  

  

Doch seien wir nachsichtig. 1. Die kleine Privatarmee spricht vorwiegend Wallissertitsch. Hat 2. keine aufmüpfigen Frauen in ihren Reihen. Und trägt 3. die schönsten Uniformen weltweit. Ergo: Verdiente Wellnesstage für die gescheiterte Verteidigungsministerin. Positiv: Vielleicht liegt ihr (uns) das Kleinräumige halt doch einfach besser als die grosse Weltbühne? Für Letzteres fehlt uns nämlich schlicht das geeignete Personal.

 

Einschub.

Was in keiner Pressmitteilung steht: Hat sich der Papst nach dem verlorenen C in der Parteienbezeichnung erkundigt? Wird Pfister dafür gar exkommuniziert? Oder: Nicken die Organisatoren der abgesagten «Air Spirit 24» die Zusage an den Kasernenneubau katholisch und solidarisch ab? Noch wilder: Hat Süssli gar topgeheime Gespräche zu VATO (Vatican Treaty Organzation) geführt?

 

Fragen über Fragen. Die zwar nicht die Welt bewegen, aber dem Niveau unserer Regierungsarbeit entsprechen.

 

Back to the facts (sorry). Der Armee sollen - oder auch nicht - zehn Milliarden zugeschanzt werden. Aufwuchs! Lücken schliessen! Wachstum! Kriegstauglichkeit! Cyberabwehr! Und garantiert wird dann von unseren Experten*innen noch «hybride Kriegsführung» nachgeschoben. Wow!

 

Beim wie und wofür schauen die glücklichen Spendergesichter schon etwas betrübter in die Welt.

 

So geht das nicht. Wer immer Geld à discrétion bekommt, soll zuerst sein Sparpotenzial ausloten. Das ist nämlich riesig. Natürlich sieht das VBS bei sich kein solches; deshalb sollen Externe das machen. Aber kein weiteres (und sauteures) Gefälligkeitsgutachten einer Anwaltskanzlei. Unabhängige Experten, ich bin mit meinem Input gerne dabei. Und kenne viele Persönlichkeiten, die viel Sachwissen und Konstruktives beitragen würden.

 

Geld à discrétion - wer immer schon mal mit dem VBS geschäftet hat, kennt das AGI-Prinzip*. Wem die AGI-Erfahrung abgeht: Die Beschaffung der Schutzmasken durch das VBS ist das ideale Einsteigermodul für den AGI-Crashkurs.

 

Georg Häsler am 21. Mai in der NZZ: «Alles, was nicht der Verteidigung dient, muss weg. Weniger Verwaltungsarbeit, weniger Immobilienaufwand, weniger Nostalgie, dafür mehr Flexibilität bei der Digitalisierung und mehr flüssige Mittel für Investitionen.»

 

Und: «Heute sind die kritischen Infrastrukturen gegen Angriffe mit weitreichenden Lenkwaffen völlig ungeschützt. Auch die bestellten fünf Patriot-Feuereinheiten werden nur rund ein Drittel des Landes abdecken können.»

 

Gut gebrüllt, Löwe! Aber in der falschen Tonlage. Die Schweiz muss nicht «kriegstauglich» sein (Zitat Häsler), sondern abwehrbereit. Also keine neuen F-35-, Panzer-, Artillerie- oder Patriot-Fantasien. Die Abwehr im unteren und untersten Luftraum hat absolute Priorität. Iron Dome!

 

Bemerkenswert: Auch die Leser der NZZ waren mit Häslers Gesamtanalyse grossmehrheitlich unzufrieden. Da passt, dass unter den vielen Leserkommentaren der wohl kürzeste auch der treffendste war:  

   

«Der wichtigste, dringlichste und effizienteste Schutz der Schweiz ist die Unterstützung der Ukraine mit Waffen. Ausgerechnet hier ist die Schweiz selbstverschuldet ein Totalausfall.»

(Jürg Simeon)

 

*AGI - Arrogant, Günstling, Inkompetenz  

 

 

Update – 3. Mai 2024

 

Assen Kannibalen wirklich den Onkel von Joe Biden?

 

(BILD vom 23.4.2024)

 

Weiss man es? Ist es wichtig? Oder ist es einfach nur Quatsch? Natürlich ist es Quatsch, Boulevard halt eben. Eine Million Menschen lesen täglich solchen Schrott.

 

Auch ich habe diesen Artikel gelesen. Es ist die Headline, die den Leser lockt. Die Story? Dünn und dümmlich. Boulevard halt eben.  

 

Auch bei uns gibt es Boulevard. Etwas schweizerischer und zurückhaltender zwar, aber nicht wirklich «gscheiter». Unser «Blick» berichtet primär über Cervelat- und Würstchenprominenz. Ziemlich dünn und dümmlich.

 

Wird es im Blick einmal politisch, ja dann … Haben Sie die Überschrift «Hinter den Kulissen tobt der Kampf der Titaninnen» gelesen (27.4.2024)? Da kann man nur sagen: Schuster, bleib bei deiner Würstchenprominenz. Weil: (mögliche) Ironie ist nicht Boulevard.  

 

Nun, Frau Keller-Sutter wird es mit einem Lächeln quittieren. Und Frau Amherd?  

      

Doch Schluss jetzt mit Boulevard und Unsinn. Die Welt brennt und wir tun so, als ginge uns das alles gar nichts an. Wir delektieren uns daran, dass AI nach 152 Jahren (!) eine neue Verfassung bekommt. Schaut her - das ist gelebte Demokratie - wow! Ich meine aber, das Gegenteil ist wahr: gelebte Gegenwartsverweigerung.

 

Genau so, wie wir das auch sicherheitspolitisch tun. Wer sich jetzt noch weigert, die realen Bedrohungen zu negieren, hat Boulevard-Niveau. Dünn und dümmlich. 

 

Der Iran hat es gezeigt und im Ukraine-Krieg ist der russische Terror allgegenwärtig: Drohnen! Drohnen! Drohnen! Tausendfach, Welle um Welle. Und was macht das Departement unserer zukünftigen Friedens-Nobelpreisträgerin? Etwas mehr Patriot und European Skyshield. Milliarden für das gute Gewissen. Aber null für den Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur. 

 

Wie schrieb ich am 8. Dezember in meinem Blog: «Zwar hat auch der CdA in seinem «Zielbild und Strategie für den Aufwuchs» endlich einmal die Notwendigkeit meiner Forderungen, zwar nur schwammig, bestätigt. Er schreibt: Ausserdem sollen Fähigkeiten aufgebaut werden, um Bedrohungen im unteren Luftraum abwehren zu können. Im Vordergrund steht dabei der Schutz der eigenen Bodenverbände gegen Luftangriffe mit Kampfhelikoptern, tieffliegenden Kampfflugzeugen und Drohnen.»

 

Lesen Sie den fett markierten Satz drei Mal, um dessen Sinn wirklich zu verstehen: Kein Schutz der Bevölkerung und Infrastruktur – Schutz der eigenen Mittel!

 

Auch hier kann aus den Ukraine-Erfahrungen gelernt werden. Der Schutz der geschenkten Mittel aus dem Ausland absorbiert Ressourcen zum Nachteil der Bevölkerung. Wobei ich etwas Verständnis aufbringe: Die «Game changer» müssen geschützt werden (liebe Kollegen, erinnert ihr euch an eure Kommentare zur Lieferung der Leos?). Ein schnelles Aus der überteuren Hardware wäre ein Desaster für die Geberländer.         

 

Ob wir die Situation und die daraus abgeleitete Dringlichkeit nicht verstehen wollen oder nicht verstehen können ist nebensächlich. Aber fatal.

 

Dafür halten wir eisern am bereits gescheiterten F-35-Prestigeprojekt fest. Letztlich (mindestens) doppelt so teuer, verspätet und ohne militärische Relevanz. Aber mit reichlich neutralitätspolitischen Implikationen.   

 

Möglich, dass die Sozial- und Familienpolitiker etwas aus der letzten AVH-Abstimmung gelernt haben. Möglich und etwas spekulativ, dass den Finanzpolitikern die CS-Implosion zu denken gab. Unmöglich jedoch scheint es, dass sich die Sicherheitspolitiker*innen der Realität stellen. Sie trotten in der Langsamkeit des Landsgemeinde-Marschs den vorgespurten, gestrigen Weg des VBS. Und zimmern – völlig losgelöst - grosszügige Finanzierungsprojekte. Anstatt endlich die Weichen für die wirklichen Bedürfnisse zu stellen. Den Schutz des unteren und untersten Luftraums. Prioritär, sofort, kompromisslos!

 

Ich wiederhole mich: Der F-35 liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische.

 

Zum Thema Finanzierung schrieb mir kürzlich ein guter Freund sinngemäss: «Der Elefant im Raum ist natürlich Air2030. Der F-35 hungert nicht «nur» die ETH aus, sondern auch die Armee. Alles, was dort vernünftig wäre, ist kaum mehr finanzierbar.»

                                                

Wie wahr.

 

 

Update – 17. April 2024

 

Ganz, ganz laaangsam

 

Der Mirage Skandal war nur der Apéro …

 

Manchmal lese ich die Online-Kommentare auf Blick. Dann weiss ich nicht, ob ich mich wundern oder ärgern soll. Ein Gruselkabinett der Rechtschreibung. Wohlan.

 

Noch gruseliger sind die Inhalte. Ich erspare Ihnen mein Urteil im Detail. Logen Sie sich doch selbst einmal ein und lesen Sie den Unfug. Liebe Fünfzigkommaeins-Leser: (auch) das ist unsere Schweiz. … leider!

 

Haben Sie den Selbsttest überstanden? Bravo! Es geht noch grusliger. Kommentare in 20 Minuten.

 

Themenwechsel. Ganz, ganz laaangsam deckt die Presse (WOW!) nun auf, dass es mit der Beschaffung des F-35 halt doch nicht so ganz rund läuft, wie es uns die PR-Abtipper der Redaktionen bisher einzureden versuchten. Die NZZ am Sonntag gab sich einen Ruck und berichtet - schon fast - provokativ: Die Schweizer F-35 sollen mit der alten (heute aktuellen) Turbine ausgeliefert werden.

 

(Sorry, ein Einschub: Wenn ein Journalist für das Triebwerk eines Kampfjets das Wort «Turbine» verwendet, dann hat er bei mir bereits verloren).

 

Georg Humbel & Simon Marti schreiben in der NZZaS: Irgendwann kommen dann die neuen und stärkeren Triebwerke und zwischenzeitlich fallen halt etwas höhere Unterhaltsleistungen an. Ja nu dä … Lieber locker flockig, statt gut recherchiert. Der Stil der neuen Chefredaktion?

 

Die Reaktionen der Politiker liessen nicht auf sich warten: Ständerätin Roth: «Das ist sonderbar». Sonderbar? Nein, die Konsequenz. Weil der ausgehandelte «Deal» miserabel ist. Als damalige Nationalrätin hatte Frau Roth mit der Zustimmung zum F-35 ihre Partei desavouiert. Jetzt steht sie in der Verantwortung. Und alle anderen Abnicker des Parlaments ebenso. Wer hat sich denn wirklich über die Verträge informiert?   

 

Auf der Liste der Abnicker steht auch NR Dittli. Der Urner in der NZZaS: «Dem Parlament wurde stets versichert, dass die bestellten F-35 einwandfrei geliefert werden.» Dittli sagt, es sei völlig normal, dass neue Fähigkeiten ein Upgrade benötigen würden. Das könne bei grossen Rüstungsgeschäften vorkommen. «Die Frage ist, ob es nicht auch darum geht, gewisse Mängel zu beheben oder ihnen vorzubeugen, und ob darüber stets offen informiert worden ist.» Dittli will dazu Fragen in der Sicherheitspolitischen Kommission stellen.

 

Blablabla.

 

Wie ich aus erster Hand weiss, gibt es keinen Parlamentarier der Schweiz, der so umfassend über die Risiken den F-35-Kaufs unterrichtet wurde, wie er. Doch: linkes Ohr rein, rechtes Ohr raus. Ein biologisches Supraleiter-Phänomen.

 

Zum Gschichtli der NZZaS: Georg Humbel konnte es auch dieses Mal nicht lassen, den F-35 als das beste Kampflugzeug» der Welt zu adeln (siehe auch mein Blog vom 12. Februar, «Der Beste, das Beste, die Beste»).

 

Dank Stealth, den Sensoren und präzisen Waffen sei das Flugzeug unerreichbar. Weiss er, dass auch andere Flugzeuge über geniale Sensoren verfügen? Hochpräzise Waffen mittragen? Europäische Kampfjets und Lenkwaffen und so auch Produkte aus Israel. Alles state of the art – und günstiger! Und weiss er, dass diese europäischen Kampfflugzeuge über genügend Triebwerkleistung verfügen, um die anfallenden Daten auch tatsächlich zu verarbeiten (multisensor data fusion)? Stealth: Um unerkannt nach Damaskus zu fliegen?  

 

Not least: Weiss er, dass der F-35 mit seinen beschränkten Flugleistungen für den Kernauftrag der LW ungeeignet ist (Luftpolizeidienst)? Natürlich nicht. Wenig Ahnung, viel Erguss. Gschichtli.  

 

Liebe Blog-Leser: Der Mirage Skandal war nur der Apéro. Das nun aktuelle F-35-Fünfsternmenü ist das letzte Mahl für die Unbelehrbaren. Ein Dessert gibt es nicht. Aber, hoffentlich, eine PUK.

 

Die Entwicklung in den USA und vorsichtige Fragen der Presse machen das VBS nervös. In einem zweiseitigen Dokument «erklärt» das VBS ausgewählten Empfängern die Situation. Das Papier enthält weder einen Hinweis auf den Autor, noch auf die ausstellende Dienststelle. No comment.

 

Ein Allerletztes und auch schon früher thematisiert: das Gift der Kompensations-Geschäfte. Wäre es bei allen Grossaufträgen des Bundes nicht angebracht, dass die Mitglieder des Parlaments ihre privaten, geschäftlichen und familiären Verbindungen zum Auftrag offenlegen (müssen)?

 

Ich weiss. Eine rhetorische Frage.   

 

 

Update – 15. März 2024

 

I can nothing say to this issue …  (aBR Maurer)

 

Do you speak English?

 

Unsere Medien weigern sich, zum grössten Beschaffungsprojekt des VBS (kritische) Fragen zu stellen. Und das VBS ist beim Thema F-35 auf kommunikativer Tauchstation.

 

Nach zunächst überschwänglichen Storys zu den Kosten (fix), Kompensation (industrieller Booster), Leistung (bestes Flugzeug der Welt), Technik (Technologietransfer), Rigi (feuchte Träume) und Termin (armasuisse: unbelehrbar) herrscht seit einigen Monaten Funkstille.

 

«Im Verbund» und «Interoperabilität» sind aus dem Wortschatz des VBS verschwunden. Und Herrliberg hat seinen SiK-Knappen ein Leukoplast über die Lippen geklebt.

 

Was aber dieselben Leute nicht daran hindert, beim Thema MRO über supranationale Lösungen zu fabulieren. Nach den leidvollen Ukraine-Erfahrungen mit der Schweiz wird wohl kaum ein ausländischer F-35-Betreiber darüber nachdenken, Fertigungs- oder Wartungsarbeiten an unser Land zu delegieren.     

 

Liebes VBS, nehmen Sie sich ein Beispiel an der US-F-35-Kommunikationskultur. Ob Rechnungshof, Projektverantwortlicher, Kunde: Sie alle benennen die Probleme klar und offen. Chapeau!    

 

Nicht so bei uns. Wo ist Air2030-Chef Darko Savic, Amherds «mein Experte»? Der gefeierte Medaillengewinner am IPMA Global Project Excellence Award in St. Petersburg (Russland) wird meinen Kommunikationspreis nicht gewinnen.

 

Was Savic sagen könnte, es aber nicht tut: Der F-35 liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische. Savic/armasuisse im Maurer-Modus.

 

So, if we Swiss are unable to name our problems, then let others do it:  

 

Forbes (zum Thema Termin): If you’re a future F-35 operator sitting in Helsinki, Bern or Berlin, you’ll likely have to plan for that.

 

Defense News (zum Thema Block 4 & Kosten): Block 4 was originally meant to add 66 new capabilities at a cost of $10.6 billion by 2026, Ludwigson said. That has swelled to 80 capabilities costing $16.5 billion, he said, and now isn’t expected to be done until 2029

       

.

Department of Defense DOD (zum Thema Termine): The F-35 program

development cycle continues to experience delays due to immature and deficient

Block 4 mission systems software and avionics stability problems with the new

Technology Refresh 3 (TR-3) hardware going into Lot 15 production aircraft. As a

result, deliveries of production Lot 15 aircraft in the TR-3 configuration are on hold

until more testing can be completed and the avionics issues resolved.

 

Als Epilog die VBS-Website: Die Auslieferung der Kampfflugzeuge F-35A und des Systems der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite Patriot erfolgt voraussichtlich ab 2027 bis 2030.

 

I could say a lot more concerning this issue …

 

 

Update – 11. März 2024

 

Kostenfalle F-35 – Augen zu, Ohren zu, Mund zu

 

Das Schweigen der (Journi-) Lämmer

 

Der (nicht überraschende) Entscheid zur 13. AHV-Rente lässt peinlich stammelnde Politiker der dritten Garde zurück. Die bürgerlichen «Leader» aber tauchen ab. Ihr «Vouch» hat sie verraten.

 

Wo ist Thierry? «Nicht mehr staatstragend». Wo ist Marco? In den Ferien im Tessin? Wo ist Gerhard? Strategisch abgetaucht. Und wo Jürg ist - er ist ohne Relevanz.

 

Nun, die Sprachlosigkeit in der Sache Parteien versus Wählerschaft ist eigentlich kein Thema dieses Blogs. Und doch:

 

Wer sich jetzt gequält über die Finanzierung der AHV äussert, blendet – unter anderem – immer auch die Fehler der eigenen Politik aus.

 

Gemeint ist: Dass der F-35 über das «normale» Budget des VBS finanziert wird. Wer diesem Bubentrick der VBS-Chefin (sic!) zustimmte, tat dies aus … Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder Inkompetenz.

 

Nun liegt der F-35 wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische. Das Prestigeprojekt des VBS verhindert den nötigen Aufwuchs der Armee; insbesondere die Beschaffung der absolut unabdingbaren Mittel.

 

Prioritär: Der Schutz des unteren und untersten Luftraums vor Drohnen und Lenkwaffen. Unserer zivilen und militärischen Infrastruktur! Unsere Einwohner, unsere Lebengrundlage!

 

Das Erstaunlichste: Weder Journalisten noch Politiker hinterfragen die grösste je getätigte Beschaffung des VBS. Kürzlich erschienene Interviews in unseren Leitmedien mit der Chefin VBS, dem CdA und dem Chef armasuisse zeigen: NULL Fragen zum Thema F-35 …  Scheint so, als bestehe ein gemeinsamer Konsens, das gemeinsame Versagen zu verschweigen.

 

Einzig Inside Paradeplatz wagte sich aus der Deckung. Klaus J. Stöhlker tut seine Meinung kund. Der Artikel «Der F-35 kurz vor dem Absturz» deckt sich zwar nicht mit meiner journalistischen Stringenz, aber immerhin … https://insideparadeplatz.ch/2024/03/06/die-f-35-kurz-vor-dem-absturz/  

 

Ich sage hier – und Sie können mich dafür behaften - die Beschaffung F-35 kostet a) doppelt so viel, wie vom VBS kommuniziert (Beschaffungskosten Flugzeug/Bewaffnung, Infrastruktur, Training, Verwaltungskosten). Und wird b) frühestens fünf Jahre nach dem versprochenen Termin im Einsatz sein. Und wird c) in keiner Beziehung den Anforderungen/dem Pflichtenheft entsprechen.

 

Nun ja, kein Anlass zur Beunruhigung. Überlassen wir das der zweiten Garde. Das Team RST (Riniker, Salzmann, Tuena) wird auch weiterhin den farbigen Folien des VBS zujubeln. Und ab und zu vor den TV-Kameras markig Zusatzinformationen einfordern. Wie wenn das nicht ihre Pflicht wäre, Themen proaktiv zu hinterfragen. 

 

Das «Vouch» wird irgendwann verstehen, dass der F-35-Deal ein riesiger Irrtum (Irrsinn) war. Aber dann werden die Verantwortlichen dafür schon ihre 13. AHV Rente geniessen.

 

 

Update – 12. Februar 2024

 

Der Beste, das Beste, die Beste …

 

Journalisten neigen dazu, Superlative zu verwenden. Der Beste, die Schlechteste. Querbeet durch alle Bereiche: Die beste Mutter, der beste Skirennfahrer aller Zeiten, das beste Kampfflugzeug.

 

Letzteres war kürzlich in der NZZaS zu lesen: «… Viola Amherd hat als Verteidigungsministerin eine wichtige Mission schon beinahe erfüllt: Sie bringt den F-35 in die Schweiz. Das Flugzeug aus den USA ist der wohl beste Kampfjet der Welt …». (kursiv von mir eingesetzt)

 

Was für ein geschriebener Unsinn. Aber gedruckt ist gedruckt. Ist der Ferrari 812 das beste Auto der Welt? Ist Viola Amherd die beste Verteidigungsministerin der Schweiz? (statistisch leider ja). Ist die NZZaS die beste Sonntagszeitung der Schweiz? Es ist alles relativ. Alles muss in einen Kontext gesetzt werden.

 

Kein Zweifel, der F-35 ist ein hervorragendes Flugzeug. Konzept und Doktrin 1A. Und das A steht auch für ABER:

 

Entspricht der F-35 unseren Anforderungen an einen wirksamen Luftpolizeidienst (und Nachfolger der F/A-18)? Nein.

 

Wird der F-35 zeitlich nahtlos und in voller Bereitschaft die Nachfolge der ausscheidenden F/A-18 übernehmen? Nein, im Gegenteil: Es ist von einer inakzeptablen Lücke für die LW auszugehen.

 

Ist man sich bewusst, dass – allen Zusicherungen der VBS-PR zum Trotz – weder die zukünftigen technischen Spezifikationen, weder der Liefertermin und weder der dannzumalige Preis fix ist? Jein. Die Politiker schauen weg, die Insider äussern sich lieber nicht dazu.

 

Nehmen die verantwortlichen (politischen) Entscheidungsträger ihre Verantwortung war, dass sie a) sich in die gnadenlose Abhängigkeit der US-Administration begeben? Dass sich b) das Flugzeug nur sinnvoll im Nato-Verbund betreiben lässt? Und dass c) jetzt schon eine Übergangslösung für die entstehende Lücke in der Luftverteidigung geplant werden müsste? Natürlich nicht.

 

Und last but not least: Wer steht endlich hin und erzählt uns Bürgern und Steuerzahlern, dass die Beschaffung des F-35 den gesamten Aufwuchs der Armee behindert, verhindert und zur Farce werden wird. Beleg dazu: Wir sind ja schon mittendrin. Niemand.

 

Dem zwingenden Aufwuchs steht die F-35- Beschaffung im Weg. Sie liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische.

 

Der Wal muss gefüttert werden (mega Investitionen an den Flugplätzen, Betriebskosten) und er kann im kleinen Pool nicht schwimmen (nur im grossen Nato-Verbund). Geben wir den nicht artgerecht gehaltenen Wal dem Schöpfer zurück (Lockheed), auf dass er sich in seinen natürlichen Gefilden austoben darf.

       

Der F-35 ist ein Prestige-Projekt, der die feuchten Augen der ehemaligen Patrouille Suisse-Fangemeinde trocknen wird. Werden die Fans dies noch zu Lebzeiten erleben?  

 

Bei mir aber werden Tränen über die unendliche Ignoranz fliessen. Ich habe in meiner beruflichen Karriere schon einige gescheiterte Projekte und Finanzdebakel in der Luftfahrtindustrie miterlebt; aber noch nie ein solches, mit so ausgeprägter – scheinbar schweizerischer - Borniertheit.   

 

Zum Schluss nochmals NZZaS: «… Viola Amherd hat als Verteidigungsministerin eine wichtige Mission schon beinahe erfüllt. Was für eine perfekte Umschreibung der unendlichen F-35-Geschichte!     

 

 

Update – 3. Februar 2024

 

Die Kapitulation – und: der Wal ist ernsthaft krank

 

Regelmässig schreibe ich hier über meine Erfahrungen und Einschätzungen. Kritisch, manchmal auch polemisch – aber immer in der aufrichtigen Überzeugung, dass das VBS die Sache nicht im Griff hat (vorsichtig ausgedrückt).

 

Und nun ist alles noch viel schlimmer. Es ist mir zuwider, die Ermahnungen der GPK und das finanzielle Desaster auch nur zu kommentieren. Alles spricht für sich selbst.

 

Nur ein Kommentar: Unter der Doppelführung der SVP (Salzmann/Tuena) hat die Aufsicht der Sicherheitskommissionen total versagt. Schwätzer! Nachplapperer! Inkompetenz! Die Lehre daraus: Von keiner Kontrolle bis ausser Kontrolle ist es nur ein ganz kleiner Schritt.

 

Jetzt ist der Scherbenhaufen da. Die «Insider» der SiK werden via Presse über die wahren Probleme informiert. Die «Insider» der Sik sehen sich keinen Nachfragen verpflichtet. Die «Insider» der SiK kennen das Wort Holschuld nicht. Sie sind Abnicker und höchstens politische Staffage. Oder anders: die SiK hat kapituliert.  

 

Hoffen wir, dass die neuen Präsidentinnen die Kommissionen auf Spur bringen! Bei der SiK Ständerat habe ich zwar meine Zweifel. Die ersten Aussagen von Frau Gmür lassen darauf schliessen, dass … (oh je!)

 

Wie schrieb ich am 24. Dezember in meinem Blog? Einem wirklich ernsthaften und zwingenden Aufwuchs steht die F-35- Beschaffung im Weg. Sie liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische.

 

Der Wal macht unsere Armee kaputt. Aber niemand ist bereit, sich dieser Tatsache zu stellen. So schwindelt und trickst man sich lieber durch die düstere Realität. Der NZZ-Redaktor und frühere Amherd-Versteher Häsler gibt dem F-35 Luft unter den Flügeln: «Erhält die Schweizer Armee nicht rechtzeitig genug Geld, wird die Anlehnung an die Nato zur Alternative». Ist das eine Drohung, ein Wunschtraum? Oder kluge Manipulation?

 

Zu unserem Wal: Er ist ernsthaft erkrankt. Siehe www.dote.osd.mil/annualreport (DOD PROGRAMS à F-35).

 

Aber wer liest denn sowas schon? Sicher nicht Salzmann oder Tuena. Vielleicht Frau Gmür-Schönenberger? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

Liebe Leser: Diese (schlappe) Milliarde war erst der Anfang. Affaire à suivre …

 

 

Update – 24. Dezember 2023

 

Schöne Bescherung

 

Und: «Auf einem Dampfer, der in die falsche Richtung fährt, kann man nicht sehr weit in die richtige Richtung gehen.» (Viola Amherd, 21. Dezember 2023, zum Thema «Weitsicht»)

 

Deutsche Sprache, schwere Sprache. Mussten Sie diesen Satz auch mehrmals lesen?

 

Aber lassen wir den sprachlichen Aspekt beiseite. Es geht um den Inhalt. Grundsätzlich eine kluge Aussage, nur: wie weit ist «sehr weit»?

 

Ich meine, beim Thema F-35 schon zu weit. Um beim Bild des Dampfers zu bleiben: Das Schiff fährt mit ihrer Kapitänin an Bord unbeirrt in die falsche Richtung, weil ihr die Besatzung auf der Brücke den wahren Kurs verschweigt.

 

In meinem Blog vom 8. Dezember wird aus dem Air & Space Forces Magazine zitiert. Akute Verspätungen, undefinierte Verteuerungen, technische Ahnungslosigkeit.

 

Nun befasst sich Forbes (wahrlich kein Revolverblatt) mit demselben Thema und bestätigt die sich abzeichnenden Probleme. Zitat: If you’re a future F-35 operator sitting in Helsinki, Bern or Berlin, you’ll likely have to plan for that.

 

Plan for that: Den Plan B! Eine Übergangslösung mit Jets anderer Hersteller. Oder noch besser: Den F-35 Auftrag, wenn auch spät, canceln!  

 

Um sich endlich den wahren Bedürfnissen zuwenden: Dem Schutz des unteren und untersten Luftraums! Was bisher zu dieser grössten Dringlichkeit kommuniziert wurde ist schlechte Kosmetik. Oder der Ausdruck der Hilflosigkeit. Die Beschaffung des F-35 Prestigeprojekts frisst alle Mittel weg, die zu Aufbau einer wirklich glaubwürdigen und effizienten Armee eingesetzt werden müss(t)en.

 

Schon lange wundere ich mich, dass sich keine Vertreter anderer Waffengattungen zu dieser Problematik zu Wort melden. Oder vertrauen sie noch immer auf den (unrealistischen) Geldsegen aus dem Bundesbudget?

 

Eine wahrlich schöne Bescherung. Auf einem Schiff, das unbeirrt in die falsche Richtung fährt.  

 

 

Update – 8. Dezember 2023

 

Kopfschütteln zu Beginn (aus aktuellem Anlass)

Ein Bravo für Berset

Ein Pfui für die Besserwisser

VBS: unbelehrbar

Fluglärm: Physik a la carte

 

Kopfschütteln: Unsere Leitmedien sparen nicht mit Kritik und Häme, wenn über ausländische Politiker geschrieben wird. Beispiel: Die Auslandkorrespondenten in Berlin strafen die deutsche Regierung regelmässig mit eisiger Kälte ab und schicken den Kanzler und seine Regierung in die (virtuelle) Wüste.  

 

So weit, so gut – sollte denn das der vielbeschworene Qualitätsjournalismus sein.

 

Aber weshalb ticken die Kollegen in der Schweiz so ganz anders? Weshalb singen sie bei den Bundesratswahlen das törichte keine-Abwahl-Lied der Parteien mit? Gibt es bei uns denn keinen erfolglosen Aussenminister, keine überforderte Verteidigungsministerin, keinen unsichtbaren Wirtschaftsminister? Doch. Doch. Aber Abwahl der Ungenügenden? Igitt! Nicht bei uns in der Schweiz. So bleibt nur die Frage, warum denn überhaupt gewählt wird.

 

Si si haut aui so nett. Darum wird nicht über Leistung diskutiert. Sondern bestenfalls über die Abfahrtszeit des Extrazuges nach Sion, zur Feier der neuen Bundespräsidentin. Und die Journis sitzen mit im Zug. Das ist die wahre Definition von Mainstream-Journalismus … Welcher Bundeshaus-Journalist macht sich denn mit Kritik sein eigenes, gut gepflegtes Beziehungs-Gärtchen kaputt?  

 

Bundespräsident Berset war in der Ukraine. Bravo!

 

Bravo! Weil die offizielle Schweiz (und Presse) den Ukraine-Krieg ganz einfach zu vergessen scheint. In unserem Land gibt es andere Prioritäten. Die Bundesratswahlen! Der Wolf! Yakin!

 

Das ist unsere eigene und fast heile Welt.

 

Der «Welt» aber ist es egal, wer Bundesrat ist. Es ist ihr egal, was Aeschi oder Bregy in die Atmosphäre posaunen. Die Namen Salzmann oder Pult sind der «Restwelt» unbekannt. Wir haben uns in die weltpolitische Bedeutungslosigkeit verabschiedet.  

 

Als Kontrast dazu ätzen wir gerne darüber, was ennet der Grenze passiert. Wir Besserwisser.

 

Haben Sie noch etwas Zeit, die Definition des Besserwissers zu lesen? Bitteschön (Wikipedia): 

«Als Besserwisser wird umgangssprachlich eine Person bezeichnet, die ihre Meinung in belehrend-aufdringlicher Art und Weise äußert und damit den Anschein erweckt, als ob sie in bestimmten (oder in allen) Angelegenheiten mehr Wissen oder Bildung besäße oder dazu besser urteilen könnte als andere. Die Umgebung nimmt am Verhalten solcher Personen Anstoß – nicht so sehr, weil man ihnen das (angebliche oder tatsächliche) Wissen neidet, sondern weil sie andere uneingeladen belehren, sich den Meinungen, den Argumenten und dem Wissen anderer Menschen aber verschließen. Dadurch entsteht ein Anschein von Überheblichkeit und mangelndem Taktgefühl. Als unangenehm wird auch ein überzogenes Wettbewerbsverhalten von Menschen empfunden, die weniger aus Interesse am Thema als um des Rechtbehaltens willen diskutieren.»

 

Und damit ist alles zu diesem Thema gesagt.

 

Zum eigentlichen 50komma1-Thema: Jetzt geht es um die Wurst – um Geld für den Aufwuchs der Armee. Was ich grundsätzlich befürworte.

 

Dazu muss ich etwas ausholen. Am 4. Dezember erschien von Georg Häsler in der NZZ ein Kommentar. Überschrift: Der Wiederaufbau der Armee wird schmerzhaft teuer, muss aber höchste finanzpolitische Priorität erhalten. Der Oberst der Artillerie zeigt am Beispiel der Artillerie auf, was die zukünftigen Bedürfnisse sind.

 

Recht hat er. Und er zeigt damit exemplarisch auf, wo die eigentlichen Probleme liegen. Nämlich: Dass jede Waffengattung nun ein Stück des (Geld-)Kuchens will. Vor lauter Geld und Wünschen geht das Zentrale verloren: Die wirklichen und dringendsten Bedürfnisse. Der Schutz des unteren und untersten Luftraums! Auch zum Wohle der Artillerie.

 

In diesem Blog schreibe ich dafür schon seit ewig meine Finger wund. Unsere Bodluv-Konzeption war von Beginn weg falsch und ist Teil der Air2030-Blase, die auf einer Doktrin des letzten Jahrhunderts basiert. Air2030 wird uns Unmengen kosten und entspricht in keiner Art und Weise der aktuellen und zukünftigen Bedrohungswirklichkeit. Who cares, es gibt ja genügend Kohle. 

 

Zwar hat auch der CdA in seinem Zielbild und Strategie für den Aufwuchs endlich einmal die Notwendigkeit meiner Forderungen, zwar nur schwammig, bestätigt. Er schreibt: Ausserdem sollen Fähigkeiten aufgebaut werden, um Bedrohungen im unteren Luftraum abwehren zu können. Im Vordergrund steht dabei der Schutz der eigenen Bodenverbände gegen Luftangriffe mit Kampfhelikoptern, tieffliegenden Kampfflugzeugen und Drohnen.

 

Dafür setzt der CdA in seiner Investitionsliste schlappe 1400 Millionen ein.

 

Es ist a) ein Skandal, dass nur Mittel beschafft werden sollen zum Schutz der Bodenverbände. Aber hallo! Wir brauchen diese Mittel zum Schutz der Bevölkerung, der Infrastruktur! Das ist (auch) der Auftrag unserer Armee! Und dazu müssten die Mittel (Anzahl der Batterien und Munition!) zumindest verdreifacht werden.

 

Allerdings: Einem wirklich ernsthaften und zwingenden Aufwuchs steht die F-35- Beschaffung im Weg. Sie liegt wie ein riesiger Wal im viel zu kleinen Swimmingpool – es bleibt kein Platz mehr für andere grosse Fische. 

 

Nun versucht das VBS bei der fatalen Sicherheitslücke im unteren Luftraum ein ganz klein wenig Gegensteuer zu geben und beschafft (resp. plant) weitere Mittel- und Kurstreckenlenkwaffen für das Patriot-System. Das mag aus logistischen Gründen eine gewisse Logik zu haben und macht es den Beschaffern einfach leicht: keine Ausschreibung ...  Über Effektivität und Kosten/Nutzen dieser Scheinlösung schreibe ich gerne ein anderes Mal.

 

Das VBS ist unbelehrbar.

 

Und ganz aktuell aus dem VBS: Fluglärm bleibt mit F-35A-Kampfjets etwa gleich laut wie mit F/A-18 (Blick). Fake!

1. Das Triebwerk der F-35 ist definitiv lauter, als diejenigen der F/A-18. Punkt. Erstaunlich nur, mit welchem Wortschall die Tatsache zurechtgebogen wird. Das ist Physik a la carte.    

2. und gravierender: Die in der Schweiz zum Einsatz kommenden Block4-Triebwerke sind noch gar nicht im Einsatz (ja noch nicht einmal bekannt). Diese Triebwerke werden über mehr Leistung verfügen, als die in der aktuelle Version. Ergo: (noch) lauter.  

 

 

Update – 30. November 2023

 

VBS: Kurzarbeit für die Kommunikationsmitarbeiter

 

F-35: Fertig lustig – jetzt muss die Krise gemangt werden

 

Die Welt dreht sich, nur in der Schweiz steht sie still. Für die offizielle Schweiz (und die Presse) ist der Ukraine-Krieg ganz weit entfernt. Und ja kein Statement zu Israel! Es ist alles so kompliziert.  

 

Unsere Themen: Bundesratswahl! Wolf! Yakin! Cassis zittert auf den Wahltag hin und die zukünftige Bundespräsidentin sitzt persönlich auf dem siedenden F-35-Dampfkochtopf, um ihn dicht zu halten. Jetzt nur keine Fehler machen!

 

Für die VBS-Medienstelle ist der grösste Beschaffungsauftrag der Schweizer Armee keine Zeile mehr wert. Irgendwie verständlich: (positive) Neuigkeiten gibt es nicht, lügen soll man nicht und die Euphorie der Anfangszeit ist verschwunden: Interoperabilität, im Verbund, Ausflug nach Cameri … Kurzarbeit für die F-35-Schönschreiber.

 

Ich habe an dieser Stelle schon oft die F-35-Beschaffung kritisiert. Evaluation, Typenwahl, Doktrin, Verträge, Termine, Kosten, Abhängigkeit. Nicht alle meiner (bisherigen) Freunde goutieren dies.

 

Nun muss ich leider sagen: Es ist alles noch viel schlimmer, als vorausgesagt. Es sind keine bad news, kein worst case – es ist ein BLACK HOLE!  

 

Mein guter Freund M.K. analysiert rund um die Uhr aufwendig und weltweit die   Militärflugzeugflotten. Seine Quellen sind öffentlich. Ab und zu sendet er mir ein Briefing zu – spontan geschrieben, die Fakten gelistet und seine persönliche Meinung dazu. Sehr lesenswert! Und im Unterschied zu Frau Amherds externen Auftragsanalysen nicht gestylt, politisch vielleicht wenig korrekt und nicht dem Auftraggeber verpflichtet. Folglich auch nicht eine halbe Million Franken teuer.

 

Es wäre sinnvoll, wenn Entscheidungsträger diese Analysen lesen würden. CEOs und andere Führungskräfte kokettieren zwar gerne damit, nur ein A4-Faktenblatt zum Entscheid zu verwenden. Ja, wenn man von der Materie nichts versteht, sogar nachvollziehbar ...    

                 

Für die A4-Vertreter*innen werde ich nachstehend ein paar Fakten zusammenfassen. Wer am gesamten Bericht interessiert ist, kann mich per Email kontaktieren. max.ungricht@volcano.aero

 

Die Quintessenz der Analyse: Sämtliche Zusagen und Termine sind unbestätigt, ja fake. Das weiss natürlich auch die armasuisse; aber wissen das auch die VBS-Chefin und die SiK?

 

Jetzt geht es nicht mehr darum, das Projekt zu «retten». Jetzt geht es um Führungswille, Ernsthaftigkeit und Verantwortung: Es muss mit höchster Priorität an einem Plan B gearbeitet werden, um die Lücke zwischen Ausserbetriebnahme der F/A-18 und der Indienststellung der F-35 zu schliessen! Krisenmanagement!

 

Dazu brauchen wir Kampfflugzeuge aus europäischer Produktion – auch Gebrauchtflugzeuge. Diesen Markt gibt es (noch), aber ohne den Willen, das Beste für unsere Armee zu tun, wird das nicht gelingen! Im Wissen darum, dass es ein Eingeständnis des Versagens ist. Hat das VBS und haben die Politiker – endlich! - diese Grösse?

 

Noch mehr Grösse hätte, wer jetzt und sofort, den bereits aufgelaufenen Kosten zum Trotz, die F-35-Bestellung stornieren würde. Weil dieses Projekt zum Generationendesaster führen wird. Schon macht sich bei mir Resignation breit: Diese Grösse haben wir Schweizer Tunnelbohrer nicht; ist das Loch erst einmal angebohrt, dann sprudeln die Nachkredits-Milliarden …

 

Hier ein paar Fakten und Kommentare aus MKs Zusammenstellung (F = Fakten, K = Kommentar), alles gerafft:

1.

F: Laut Air & Space Forces Magazine sei die erste F-35 mit TR3 ausgeliefert worden. Jedoch in einer abgespeckten, unfertigen (und ungetesteten) Version.  … «internationale F-35 Partner» (= Käuferstaaten) würden sich überlegen, ob sie Jets mit einer unfertigen Version des Upgrades akzeptieren wollen. … Lockheed kann diese «TR3 knapp» aber erst an die Kunden ausliefern, wenn die SW für den operationellen Gebrauch freigegeben wird und die final acceptance flights stattgefunden haben; das Datum dafür ist unbekannt. TR3 soll ab Lot 15 serienmässig eingebaut werden.

 

K: Die Probleme mit dem Triebwerk und dem PTMS sind weiterhin ungelöst. Daher gehe ich davon aus, dass das oben beschriebene TR3-Upgrade alles, was Energie- und Rechenintensiv ist (benötigt auch Kühlung!), nicht beinhaltet oder nur eingeschränkt genutzt werden kann. Zur Erinnerung: TR3 beinhaltet vorwiegend Rechnerkapazität für Sensorik/EW, also die (hochgelobten) Hauptargumente für den F-35.

 

Was interessiert das uns Schweizer? armasuisse und Frau Amherd sagten, dass der Erstflug von Block 4 2025 stattfinden wird. Da die Frage um das Engine Core Update (neues Triebwerk mit mehr Leistung, besseres PTMS) noch immer nicht gelöst ist und sich TR3 verzögert, wird der Erstflug von Block 4 (vorsichtig optimistisch) nicht vor 2030 stattfinden. Eher später, denn das neue PTMS kann erst gebaut werden, wenn das neue Triebwerk vorhanden ist.

 

2.

F: Die Verhandlungen für die Produktionslose 17-19 (aus welcher die Schweiz ihre F-35 beziehen will) laufen noch immer, da die Verhandlungen über eine «Langzeit Performance-basierte Logistik», also Ersatzteile und Wartung für die Block4-Flugzeuge, noch nicht abgeschlossen sind. Die Lots 18-19 sollen sogar separat verhandelt werden!

 

Laut Lt. Gen M. Schmidt (AF Projektleiter) gäbe es keinen Zeitdruck für die Verhandlungen. Wichtigste Punkte: Inflation, Arbeitsausfälle, Kosten und «weitere Punkte».

 

K: Mit den Verzögerungen von TR3 (ein Jahr vor dem versprochenen Erstflug von Block 4!), der ungeklärten ECU-Frage und neuerlichen Problemen jetzt das: Preiserhöhungen, weitere Verzögerungen jener Lots aus der die Schweiz ihre F-35 beziehen will, und noch immer sind die wahren Fähigkeiten der Block 4-Version unbekannt! Folge: Einsatzbereitschaft Schweizer LW: 2042 (optimistisch).

 

Kommentar von Max Ungricht: Für die Olympischen Winterspiele 2035 empfehle ich unserer Sport- und Armeeministerin Amherd, für die Patrouille Suisse-Vorführung doch besser auf Rafale, Eurofighter oder Gripen zu setzen …    

 

 

Update – 23. Oktober 2023

 

Nach den Wahlen ist vor den Wahlen

 

Nun sind die Resultate bekannt. Rund die Hälfte der Schweizer Stimmbürger*innen ging nicht an die Urne.

 

Schauen wir zurück: Seit der denkwürdigen EWR-Abstimmung ist das Parlament nur noch mit sich selbst beschäftigt. Eine Ansammlung von Selbstdarstellern, Schwätzern, Polterern und Egomanen. Ist das der Spiegel der Schweizer Bevölkerung?

 

Das Parlament hat in den letzten vier Jahren eine Nullnummer abgeliefert. 

  • Europa? Das igitt-Unwort aller Parteien. Achselschweiss!
  • Gesundheitskosten? Lobbying statt Fakten schaffen.
  • Altersversorgung? Kommt Zeit, kommt Rat. Oder besser: gar nie.
  • Energiekrise? Mein Strom kommt aus der Steckdose.
  • Klima? Sich lieber sich über Klimakleber enervieren. Beschämend im höchsten Mass. 
  • Immigration? Auch die lautesten Schreier werden sich irgendwann im Spital/von der Spitex von ausländischem Personal pflegen lassen (müssen).

      

Und last but not least, die Sicherheits- und Armeepolitik: Fünf Jahre lang liess die SVP Verteidigungsminister Maurer die Armee abbauen. Bestände weg, Flugplätze weg, ein armasuisse-Führungsdebakel. Die Armee ist in einem erbärmlichen Zustand. Schuld sind die anderen …  

 

Das Parlament hat in den vergangenen Jahren viel getagt (gelafert) und NICHT geliefert. Das wird sich nach dieser Wahl kaum ändern. Nur: Unser Parlament ist nicht der Spiegel der Bevölkerung. Leider ist aber der Bundesrat der Spiegel des Parlaments.

 

Christina Neuhaus titelt in der NZZ ihren Kommentar mit: «Die Welt brennt, und in der Schweiz geht mehr als die Hälfte nicht wählen. Was stimmt mit diesem Land nicht?»

 

Ihre Analyse ist klug; unter den obigen Prämissen könnte auch eine andere Theorie für die Wahlabstinenz mitbestimmend sein: Die wirklich innovativen und kreativen Kräfte dieses Landes haben von parlamentarische Selbsthilfegruppe der Eitlen und Unfähigen genug. Sie, die erfolgreichen KMU, die international tätigen Industriebetriebe, die Spitzenforscher an unseren Universitäten und (ja!) die grundsoliden regionalen Banken in unserem Land garantieren trotz Parlament und Regierung den Erfolg der Schweiz. Sie sind die Schweiz! Weshalb sollen sie die Plauderbude wählend mitbestimmen?

 

Anderes Thema: CdA Süssli war zu Kriegsausbruch in Israel zu Besuch. Er hat aus der Ferne (Jerusalem) erstmals etwas Pulverdampf mitbekommen. Süssli wurde umgehend mit einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe «evakuiert». Davon können andere Schweizer in Israel nur träumen. Die Swiss stellte ihre Flüge nach Tel Aviv ein. 

 

Regelmässige Leser dieses Blogs wissen es: Ich schreibe hier gegen den unsinnigen F35-Kauf an. Ein militärisch untaugliches, politisch gefährliches und finanziell desaströses Prestigeprojekt. Die grösste Beschaffung der Schweizer Militärgeschichte, gepuscht von den Gewinnern dieser Wahl und geblendet von (falschen) Versprechungen. Im Vorfeld der Wahlen haben SVP/FDP/Mitte das Thema elegant ausgeblendet. Nun werde sie geradestehen müssen. Unser militärisches Furkaloch …

 

Was ich hier sagen will: Süssli hätte besser noch einige Tage in Israel zugewartet. Und mit eigenen Augen gesehen, was die Schweiz wirklich braucht! Boden-Luft-Abwehr-Kapazitäten in grosser Zahl. Und unbegrenzt Munition! Mit der aktuellen Schweizer Bodluv-Strategie wären wir am ersten Tag schon um 13.00 Uhr ausgeschossen ...

 

Ich kenne den way of thinking unserer Generäle: «Die Politik gibt die Rahmenbedingungen vor, und die Armee setzt sie um». BULLSHIT! Es ist an der Zeit, dass endlich ein hoher Stabsoffizier Führung und Verantwortung übernimmt und deutlich sagt: So geht das nicht! Süssli wird das nicht tun, seine überraschende Wahl zum CdA verdankt er mit Loyalität. Aber hat es denn in seinem Gefolge nur gleichgesinnte Karrieristen und Pensionsanwärter? Wo sind die echten Militärs?

 

Zum Schluss in eigener Sache: Mein letzter Blogeintrag liegt schon lange zurück. Das hat seine Gründe. Seit Wochen schon wird diese Seite mit Bots zugemüllt. Jetzt hat mein Provider das – hoffentlich - hingekriegt. Meine Meinung scheint nicht überall auf Zustimmung zu stossen. Die Kommentarfunktion ist zurzeit ausser Betrieb. To follow up.      

 

Update – 20. September 2023

 

Kei Luscht

 

«Lieber bezahlbare Krankenkassen als unbezahlbare Luftgespinste»

 

Ich weiss, der «Kei Luscht» Spruch klingt zwischenzeitlich ausgelutscht. Aber, weil von einem ehemaligen Bundesrat, halt eben auch authentisch. Bundesrat Maurer hatte weder Luscht, die beste Armee der Welt zu schaffen, noch wollte er beim CS Debakel seine Verantwortung als Finanzminister wahrzunehmen. Maurer war ein Debakel.  

 

Mit ihm steht «Kei Luscht» sinnbildlich für Überforderung und Inkompetenz. Im Schweizer Politsystem scheint das so gewollt. Gepflegte Mittelmässigkeit - kein Grashalm höher, als der andere.

 

«Kei Luscht» auch bei der CVP. Seit Dekaden sind die Verfehlungen «ihrer» Kirche bekannt. Im Wallis, der Innerschweiz und anderen katholischen Kantonen: Alle schauten duldend weg. Im Gegengeschäft für die  Wahlempfehlung von der Kanzel. So funktioniert unsere Mischler- … äh … Mitte-Partei. Geben und nehmen. Und mit dem Namenwechsel der Partei sind alle ehemaligen KK- und CVP-Verantwortlichkeiten schwuppidiwupp entsorgt.   

  

«Kei Luscht»: Larissa Rhyn und Beni Gafner interviewten Thomas Süssli. Keine einzige Frage zum F-35 Programm. Keine andere Frage von Relevanz. Und folglich auch keine aussagekräftigen Antworten unseres CdA. Es scheint, dass Thomas Süssli viele Worte findet, aber keine eigene Meinung hat. Oder: Seine Presseabteilung hat dieses Interview so weichgekocht (sprich: redigiert). Als Chefredaktor hätte ich dieses Warmluft-Gespräch nie zur Veröffentlichung freigegeben.

 

Gafner kann das besser. Aber darf er auch? War es ein Gefälligkeits-Interview?

 

«Kei Luscht»: Keine Partei will so kurz vor den Wahlen das heisse F-35-Eisen anfassen. Für die Leser meines Blogs ist das nachvollziehbar, denn sie wissen, das Desaster ist programmiert. Fast im Tagestakt werden uns aus aller Welt Probleme zum F-35 zugetragen. Haben unsere Politikvertreter «Kei Luscht» auf Fakten oder schliessen sie ganz einfach die Augen vor den unausweichlichen Problemen? In gut gelebtem katholischem Verständnis?

 

Tragisch: Unsere SVP-Neutralitätshüter und Maurer-Jünger haben die Neutralität schon verletzt, bevor die Ukraine-Diskussion überhaupt begann. Mit ihrem kritiklosen F-35-Hype haben sie Fakten geschaffen, die irreparabel sind, denn der F-35 wird nur im Verbund mit der Nato seine Wirkung entfalten. Aber GP11-Salzmann, Tuena, Hurter und die Mitläufer aus FDP, Mitte und GLP hatten «Kei Luscht», sich in der SiKo dieser Frage zu stellen. Und sowieso, Schuld sind ja immer die anderen.  

 

Was mich irritiert ist, dass selbst armeekritische Kreise das Thema nicht aufgreifen. Slogans bitteschön? «Mit dem F-35 fliegt unser AHV-Teuerungsausgleich im Überschall davon» oder «F-35: Lieber bezahlbare Krankenkassen als unbezahlbare Luftgespinste». Mehr davon? Aber gerne.

 

Sorry, liebe Leser. Die Wahlen treiben mich um. Nicht nur der F-35-Fehlentscheid.

 

Bis zum nächsten Mal.

 

 

Update – 11. September 2023

 

Blitze und Helden

 

Beni Gafner schreibt heute in den Tamedia-Blättern (endlich) wieder einmal zum Thema F-35: «Kampfjet muss Gewitter meiden». Eigentlich eine alte Geschichte – vor ziemlich genau zwei Jahren wurde dieses Problem in meinem Blog thematisiert. Scrollen Sie dazu ans Ende der Einträge.

 

Mein Beitrag vom 29. August 2021 trägt den Titel «Der Blitz mag keine Blitze». In der Einleitung zu Georg Maders Text schrieb ich: «Die Schweiz belegt in der europäischen Blitzhäufigkeit einen Spitzenplatz» (Quelle: MeteoSchweiz). Bemerkenswert.

  

Nur: Die äusserst akuten Einsatz- und Sicherheitsprobleme werden – wie beim VBS üblich - unter den Teppich gekehrt. Bis zur Auslieferung oder zumindest «zeitnah danach» soll das Problem gelöst werden. Aber hallo! Seit bereits mehr als vier Jahren sucht der Hersteller nach einer Lösung.

 

Nun, da unsere Flugzeuge sowieso mit erheblicher Verspätung ausgeliefert werden, wird sich die Prophezeiung des VBS-Sprechers Mathias Volken sogar erfüllen. Ganz dem Credo unserer Schweizer Politik entsprechend: Die Zeit wird es richten.

 

Nach der geschwurbelten Aussage Volkens setzt sein Kollege Hofer noch einen obendrauf: «In Krisensituationen und bei Gefahr im Verzug setze die Luftwaffe künftig (…) den F-35A unabhängig der Witterungsverhältnisse ein. «Insbesondere wenn es darum geht, den Schutz der Bevölkerung und des Schweizer Luftraums sicherzustellen». Was für ein PR-Unsinn. Das heisst: Jungs im F-35-Cockpit: Ihr werdet in Zukunft die wahren Helden sein! Kamikaze-Helden.  

 

Volken «glänzt» auch mit technischen Details zu Hagel, Blitz und Vereisung, wer hat ihm wohl das so diktiert? Lieber Herr Volken, ein Blitzschlag im F-35 heisst: Totalverlust!

 

Zwischenzeitlich haben einige begriffen, dass der F-35-Entscheid ein irreparabler Fehlentscheid ist. Kosten? Termin? Neutralität? Version? Doktrin? Leistungsmerkmale? Alles unklar – und in jedem Fall komplett anders, als kommuniziert.

 

Das Thema F-35 liegt zurzeit in der Tiefkühltruhe. Wer will so kurz vor den Wahlen über den F-35 stolpern? Die SVP? Zugeben, dass sie nicht hingehört haben, und Neutralität und F-35 wie Pech und Schwefel sind? Die FDP? Die schönen Kompensationsgeschäfte kaputt machen? Die MITTE? Verschont unsere Bundesrätin – bitte! Die Tesla-Fraktion? Für die Musk-Jünger*innen ist Sicherheitspolitik nicht sexy genug.

 

Und nun meine These, nein, meine Forderung: Die Schweiz braucht dringend ein geeignetes Kampfflugzeug! Für den Luftpolizeidienst, den Erdkampf und für einen zuverlässigen, allwettertauglichen Einsatz ohne Wenn und Aber. Ein robustes und voll einsatzfähiges Gerät, das ohne US-Abhängigkeiten operiert werden kann. Mit europäischer Bewaffnung und … bezahlbar. Ich fordere - unabhängig vom Beschaffungsdesaster F-35 – mindestens zwei Staffeln F-16 oder Gripen. Zur Sicherstellung unserer Verteidigung. Sofort! Werft die Dinky Toys-Liste des CdA in den Shredder. Er versteht es einfach nicht.   

 

Gönnerhaft freuen wir uns, dass die Ukraine gebrauchte F-16 zur Verfügung gestellt bekommt. Aber genau das ist die richtige Lösung! Wir glauben in unserer gepflegten Arroganz, dass nur das Beste gut genug sei - der F-35. Wir spielen lieber Krieg an der Konsole, als sich mit den wirklichen Bedürfnissen auseinanderzusetzen.

 

Politiker*innen für unser Land! Wer ist bereit, die wirklichen Bedürfnisse zu benennen und zu bewerben? Das braucht Mut (wobei, sollte ja eigentlich selbstverständlich sein), das braucht Unabhängigkeit und das braucht den Willen, das Beste FÜR unser Land zu wollen.

 

 

Update – 31. August 2023

 

BR Amherd: Ich entscheide nicht nach Gefühl, sondern aufgrund von Fakten – Interview im Bund vom 30. August

 

(Spontane Reaktion: ausser eine Offizierin macht unerwünschte Vorschläge … siehe Blog vom 17. Juli).

 

Frau Amherds eigene Wahrnehmung stimmt nicht mit meiner überein. Was hat sie bisher an Fakten geliefert? «meine Experten …», «die von mir angeordnete Untersuchung soll diese Frage klären …», «als Anwältin schaue ich genau hin. Da muss alles sauber und korrekt sein …».

 

Genau hinschauen? Sauber und korrekt? Sind das Fakten?

 

Fakt ist: Wenn es eng wird, zieht Frau Amherd externe Anwälte bei. Viola Patricia macht Anwälte froh …  Millionen aus dem VBS-Budget. Das ist Amherds Verständnis von «Verteidigung». Der eigenen.

 

Wenn das die Führungsstrategie unserer C VBS ist, dann empfehle ich: Lassen wir eine renommierte US-Kanzlei die F-35 Verträge analysieren. Aber das ist wohl zu viel verlangt. Nur: In dieser Sache kann frau nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Zu oft wurde das Mantra «wasserdicht» von der Chefin selbst wiederholt.

 

Zitat aus dem Interview: «Über die Neutralitätspolitik müssen wir (jedoch) diskutieren – und abwägen». Was soll denn noch diskutiert werden? Mit dem Entscheid pro F-35 ist man operationell voll in die Nato eingebunden. Das wurde vom VBS mit schwärmerischen Begriffen wie «Interoperabilität» und «im Verbund» begründet (heute wird das nicht mehr so offensiv kommuniziert …). Also, entweder «Interoperabilität» und «im Verbund», dann als Teil der Nato.

 

Oder ohne «Interoperabilität» und «ohne Verbund», dann reicht es gerade noch für eine neue Patrouille Suisse. Für die anderen Aufgaben der Luftwaffe ist der F-35 eine schlechte Wahl, sprich: ungeeignet.

 

Haben Sie es bemerkt? Das Schweigen der Lämmer: Die grössten Propagandisten des F-35 sind plötzlich still. Salzmann, Tuena, Burkart und Co., Amherds Mittepartei sowieso. So kurz vor den Wahlen fällt das VBS-Tohuwabou auf die Promotoren zurück. Damit kann man nur verlieren. Respektive: das haben wir – die Schweiz - bereits.  

 

So kommen uns Buchlis Wetterprognosen gerade recht.

 

Wie war das wieder - Gefühl oder Fakten? Armselig allemal.      

 

Update – 9. August 2023

 

Drohnen, Drohnen, Drohnen

 

Und: Wo ist der neue Rüstungschef?

 

Züri Fäscht 2023: Die grosse Drohnenshow! Nun müsste eigentlich auch jedem militärischen Laien klar sein, was Drohnen-(Schwärme) können. Nationalrätin Seiler Graf hatte schon lange vor dem Ukraine-Krieg in einem Vorstoss auf die Gefahren von Drohnen hingewiesen. Sie wurde belächelt.   

 

Ob Kleinst-, See-, Kamikaze-, Langstrecken- oder Aufklärungsdrohnen: Diese sind heute der taktische Game Changer. Günstiger als eine Artilleriegranate und viel präziser dazu. Programmierte Drohnen finden jedes Ziel; der Verlust einer Drohne ist (finanziell) vernachlässigbar. Wir (die Schweiz) wären einem solchen Szenario völlig schutzlos ausgeliefert. Was hat die Schweiz in der Drohnenabwehr zu bieten? Gibt es bei uns ein Abwehrdispositiv? Eine rhetorische Frage. Bei uns sind für den untersten Luftraum noch nicht einmal die Zuständigkeiten klar: Armee? Polizei?

 

Ich spreche (nicht) nur vom Krieg. Drohnen sind das perfekte Einsatzmittel möglicher Terroristen. Mit dem Auto in Bülach an den Zaun des Flughafens, die zielprogrammierte Drohne ausladen – und 30 Sekunden später BUMMM auf dem Tarmac (ich habe dieses Szenario vor Jahren den Sicherheitsverantwortlichen am Flughafen versucht zu erklären und wurde wohl für ein Spinner gehalten).

 

Jeder kann sich im Internet für wenig Geld eine Drohne kaufen. Die Bedienung ist einfach, den Zündmechanismus kann man sich Internet googeln und der «Sprengstoff» wird am 1. August im Supermarkt verkauft. Alles «legal» und ohne Spuren zu hinterlassen.

 

Die Russen sind auf diese Art der Kriegsführung nicht vorbereitet. Auch die Nato ist es nicht und die Schweiz noch weniger. Die einzigen, die dieser Art der Bedrohung wirkungsvoll entgegentreten, sind unsere israelischen Freunde. Iron Dome fängt äusserst effektiv Raketen, Artilleriegeschosse, Mörsergranaten und Drohnen ab. Zusätzlich eliminiert Drone Dome die in Bodennähe fliegenden Drohnen (als Objektschutz wichtiger Infrastrukturen).

 

Diese Abwehrmittel haben wir (ich als Vertreter von Rafael Israel) schon vor Jahren der armasuisse vorgestellt. Freundlicher Empfang und völliges Desinteresse.

 

Unsere Rüstungsbeschaffer des letzten Jahrhunderts und die MILAK-Absolventen suchen möglicherweise bei Clausewitz nach einer Antwort. Aber wir leben im Jahr 2023! Die Spezialisierung der Drohnen und deren Einsatzmöglichkeiten nehmen in rasendem Tempo zu.

 

Last but not least: Wo ist eigentlich Urs Loher? Am 1. August hat er sein Amt als Rüstungschef angetreten (hätte antreten müssen). Auf der Website der armasuisse prangt noch immer das Bild seines Vorgängers.

 

Nun ja, spielt das eine Rolle? Die armasuisse ist armasuisse. Auch wenn die Welt sich weiterdreht …    

 

 

Update – 6. August 2023

 

NZZ, 5. August: Schweiz, schau hin: Dieser Krieg verschwindet nicht (Georg Häsler)

 

Schmaler Grat zwischen Grundsätzlichem und Gelabber

 

Georg Häslers Kommentar zur Lage der Schweiz hat mich überrascht. Richtig klug und gut. Auch wenn ich nicht mit allen Überlegungen übereinstimme: Das ist Journalismus in seiner besten Art.

 

Zwei Dinge stossen mir aber auf.       

  1. Wenn immer ich mit Offizieren diskutiere, wird irgendwann von Clausewitz zitiert. Beeindruckend! Wer die MILAK durchlaufen hat, scheint militär-historisch ein Experte zu sein. Leider verfällt auch Häsler diesem Trend.

Ich habe, bedingt durch Beruf und die damaligen Wohnorte (Israel, Jugoslawien), viele Offiziere aller Dienstgrade kennengelernt. Sie waren alle im Krieg; einige wurden verletzt, haben Familienmitglieder oder Kammeraden verloren. Unsere Gespräche drehten sich oft über Strategien, Taktik und die Realität mittendrin. Auch über Angst und Leiden haben wir gesprochen. Nie, aber wirklich NIE, haben diese wahren Insider des Krieges Clausewitz zitiert.

 

Krieg ist kein militär-philosophisches Spiel. Krieg ist Chaos, Schmerz und Blut, ist Überleben oder Tod.

   

Und genau das ist das Problem der hiesigen Diskussion. Mitquatschen tun alle. Aber keine*r hat jemals seinen verletzten Kammeraden retten müssen, hat zerfetzte Leichen gesehen. Keine*r hat jemals vor Angst in die Hose gemacht. In diesem Kontext ist das pseudo-akademische Gelabber unserer MILAK-Absolventen – nett gesagt – einfach nur deplatziert.   

 

Apropos ETH: Die Experten sind nun weniger in der Presse präsent. Deren Analysen zum Ukraine-Krieg waren zuweilen unterirdisch. Ich meine darum, angehende Offiziere würde besser ein Jahr - embedded - Kriegserfahrung sammeln. Krieg ist ein Handwerk; ein Mechaniker der nur Theorie gebüffelt hat, wird nie ein Gewinde (richtig) schneiden können. Praxis statt von Clausewitz.  

                

Ebenfalls unterirdisch (2.): Unter der Überschrift Die Nato als modernes Landfriedenbündnis schreibt Häsler: Dazu gehören günstige Bedingungen der USA für die Beschaffung amerikanischer Rüstungsgüter, um ihre Partner zu befähigen, einen Minimalbeitrag zur Selbstverteidigung zu leisten. Darum verkaufte Washington der Schweiz 36 Kampfjets des Typs F-35 zu einem bemerkenswert tiefen Gesamtpreis von sechs Milliarden Franken. Die Plattform ist ein wesentlicher Bestandteil der westlichen Überlegenheit gegenüber der russischen Technologie. Die Auslieferung beginnt planmässig 2027. Nur wird das volle Vertrauen der USA geniess, erhält den Jet …

 

Hier ist er wieder, der Mann im VBS-PR-Modus. Glaubt er wirklich, was er schreibt? Partner USA? Das volle Vertrauen? Gesamtpreis von sechs Milliarden? Auslieferung 2027? Wer so fahrlässig mit Annahmen und vermeintlichen Zusagen umgeht, würde besser von Clausewitz lesen.

 

CdA Süssli war im Juni in den USA. Die eifrigen Pressemitteilungs-Produzenten des VBS haben zwar seinen Besuch kommuniziert. Aber über die Ergebnisse seiner Reise lese ich nichts. Wetten, dass Süssli Häslers F-35-Euphorie nicht mehr teilt?

 

Nachdem BR Maurer die bereits geschwächte Armee definitiv versenkt hat, braucht das VBS  Leuchtturmprojekte. Das ist der falsche Ansatz. Die Armee braucht primär eine aktuelle Sicherheitsstrategie und volle Autonomie. Sind die «Partner» von heute auch die Partner von übermorgen? So lange die Schweiz nicht grossmehrheitlich weiss, wie unsere politische Zukunft und damit unsere Sicherheitspolitik aussehen soll, sind Projekte wie der F-35 oder European Sky Shield nicht opportun. Und dass die Verwaltung mit Sachzwängen die Diskussion vorbestimmt ist desaströs.   

 

Hier stimme ich Häsler zu: Die Schweiz ist heute für den schlimmsten Fall, einen schleichenden Sieg und die Fragmentierung Europas, weder mental noch militärisch vorbereitet. Es fehlen aber auch die Optionen für günstigere Szenarien.

 

Sein Wort in Schweizers Ohren.    

 

 

Update – 17. Juli 2023

 

Von Frau zu Frau

 

Und: Luftpolizeidienst adieu

 

Von Frau zu Frau: Frau Oberstleutnant X. schrieb der Chefin VBS ein nettes Mail. Vorschläge zum Thema Frauenförderung in der Armee. So weit, so gut.

 

Die Antwort aus dem VBS, verfasst vom Amherd-Zwilling Brigitte Hauser-Süess: «Frau Bundesrätin Amherd dankt Ihnen für Ihre Mail.» Und beendet das Antwortmail nach einigen erklärenden Sätzen mit «Ich danke Ihnen, auch im Namen von Bundesrätin Amherd, für Ihr Engagement.» So weit, so gut.

 

Hauser-Süess tat, wie geheissen. Aber sie vergass in ihrer Antwort an X, die Instruktionen der VBS-Chefin zu löschen: «Liebe Brigitte / Kannst Du eine Antwort machen? Wieder eine, die es besser weiss. Liebe Grüsse, Viola»

 

Wieder eine, die es besser weiss. Peinlich, unprofessionell. Und entlarvend, wie Kommunikation im VBS funktioniert.  Eine Ohrfeige an eine verdiente AdA. Was für ein Motivations-Booster!

 

Nun, wer mit dem VBS zu tun hat/hatte, kennt diese Mechanismen. Abgehoben, fremd bestimmt («meine Experten»), abgeschirmt, beratungsresistent.

 

Doch damit war die Sache noch nicht gegessen. Natürlich musste sich die C VBS nach diesem mega-Bock erklären (entschuldigen):  Das geht so: «Sorry, war im Stress».

 

Der Mailverkehr liegt mir vor. Wer sich gerne ausführlicher über den Fall informieren will: https://www.nebelspalter.ch/viola-amherd-wieder-eine,-die-es-besser-weiss

 

Jetzt stellen wir uns ganz einfach einmal vor, dass diese stressanfällige Person als höchste Exekutivkraft für unsere Sicherheit verantwortlich ist …

 

Die Mitte schweigt, logisch. Die Journis üben sich noch immer in Beisshemmung. Und den Politikern dämmert es langsam, langsam, langsam, dass sie von der Verwaltung an der Nase herumgeführt werden (Sky Shield). Aber wer will sich schon eingestehen, dass schon der F-35-Entscheid der Anfang war?

 

Das VBS hat aussenpolitische Fakten geschaffen, die im Bundesrat und Parlament scheinbar niemand versteht. Es entwickelt(e) sich im VBS eine aussenpolitische Eigendynamik. Dov'è il nostro ministro degli Esteri?

 

Zum F-35: Sollte die Schweiz Block 4 Flugzeuge geliefert bekommen, Sie wissen schon, mit Jahren Verspätung und eklatanten Mehrkosten, dann werden die Flugleistungen nicht mehr den Zusagen entsprechen. Die deutlich schwereren Flugzeuge (neues Triebwerk mit aufwendigem Temperaturmanagementsystem) werden für den Luftpolizeidienst definitiv nicht mehr geeignet sein. Das deckt sich mit der Aussage von Airbus-Manager Michael Schöllhorn in der NZZ vom 14. Juli: «Die Europäer haben mit dem F-35 sehenden Auges eine Blackbox gekauft». Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Und: Luftpolizeidienst adieu.

  

 

Update – 7. Juli 2023

 

Medienmitteilungs-Manufaktur VBS / Projektbericht der Inkompetenz / USAF plant ohne F-35

 

Das sitze ich vor dem PC und lasse die letzten Tage passieren. Wer hat was gesagt – und noch wichtiger - wer hat nichts gesagt?

 

Wer liest sie nicht gerne, die vielen an Pressemitteilungen aus dem Hause VBS? 14 an der Zahl vom 23.Juni bis zum Ende des Monats. Respekt.

 

Fein in Olivenöl eingebunden werden die Häppchen serviert. Einfühlsam die Verzögerungen, Mehrkosten und Dienstreisen kommuniziert. Dem Leser wirds ganz warm ums Herz. Verzögerungen? Das tut mir aber leid. Mehrkosten? Wird ja schon seine Ursache haben. Frühsommerliche Reiselust? Lieber ein schöner Empfang in den USA, als lästernde Blog-Einträge in der Heimat zu lesen. 

 

Nachfragen zu diesen Medienmitteilungen? Null. Recherchieren? Unter Null. Weshalb? It's the complexity, stupid. Zum Thema Boni oder Klimakleber braucht es keine Recherche. Und für die Politiker: Bauchgefühl genügt. Metapher, capito?

 

Nehmen wir als Beispiel den Projektbericht 2022, die schön verpackte Bilanz der Inkompetenz:

  

ADS 15, auch nach der gefühlt fünfzigsten positiven Meldung wird nach dem Scheitern Ende 2024 eine weitere «positive» Meldung folgen. Diese Beschaffung ist schlicht desaströs. Ich werde in einem zukünftigen Blogeintrag darauf eingehen.   

 

Oder: Ersatz der Führungssysteme des Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystems Florako, Mehrkosten, massive Mehrkosten, ganz offene Ahnungslosigkeit. Wie wurde in diesem Blog schon so oft geschrieben: Die meisten Kosten rund um den F-35 wurden nur «geschätzt». Das kostengünstigste Angebot (VBS) wurde unter falschen Voraussetzungen verkauft. Aber das ist Walliser Tradition: das Furka-Loch … 

  

Wer Horror liebt, von Engelszungen erzählt: Hier der Link zum Projektbericht in ganzer Länge. https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-94530.html 

 

Ein Nachsatz zur intensiven Reisetätigkeit im VBS. Mal hier, mal dort, einfach mal fort. Und zurück mit einem Vertrag oder einer Absichtserklärung in der Tasche. Mein lieber Ignazio …? 

 

Thema Sky Shield. Wer meinen Blog regelmässig liest, kennt meine Forderung: Der umfassende Schutz des unteren und untersten Luftraums. Schweizweit, und nicht nur für ein paar ausgewählte Hotspots Und: autonom, nicht als Teil einer Industrie-gesteuerten europäischen Gesamtlösung. Aber schon beten die Journis wieder das übliche VBS-Mantra nach: Günstiger dank gemeinsamem Grosseinkauf.

 

Liebe Möchtegern-Betriebswirtschafter: Waffenhandel funktioniert nicht wie Autos verkaufen. Den Unsinn der Skaleneffekten in der (internationalen) Rüstungsindustrie kann wiederholen wer will, aber er stimmt einfach nicht. Punkt (sagt jemand, der Erfahrung in der Branche hat). Mehr zum Thema Sky Shield bei anderer Gelegenheit in diesem Blog.

 

Bei allem Unsinn (so auch die Zusammensetzung der Studienkommission Sicherheit) komme ich auf den eigentlichen Wahnsinn zurück, der Grund ist für meinen Blog. Der völlig überzogene und unkritische F-35-Hype!

 

Unser Prestigeprojekt bindet alle Mittel, für eine schweizweite, effiziente und dringend benötigte Boden-Luftabwehr des unteren Luftraums. Die Lieblingswörter unserer Sandkasten-Strategen - Luftlagebild und Interoperabilität – zeigen auf, wie weit sich diese Entscheidungsträger von der Realität (Krieg!) entfernt haben. Ein Vorschlag zur Güte: Der nicht geschützte Teil der Schweizer Bevölkerung erhält eine Schutzmaske aus Beständen der Armee - win-win. Sorry, was lustig sein soll, ist eigentlich hoch tragisch. Wer heute noch dieses nur-Prestigeprojekt unterstützt, dem ist die Bevölkerung der Schweiz sch**** egal oder er/sie ist inkompetent. Zweiteres macht die Sache nicht besser.                  

 

Mein guter Kollege M., ein exzellenter Kenner der Szene und brillanter Analyst, hat mir nachstehende Zeilen zugesandt. Natürlich wird das VBS eine Richtigstellung («Faktencheck») publizieren. Dieser wird auch in die zukünftige PUK F-35 einfliessen; allerdings wird das dann (leider) von vorgestern sein. Und die heutigen Protagonisten werden als Staatspensionäre der Meinung sein, nur «das Beste für die Schweiz gewollt zu haben». Das Beste war definitiv schlecht. 

  

Here we go: die Zeilen von M.

Es scheint so, als ob die GAO-Empfehlung "bestehende Systeme aufzurüsten und (Anm: anstatt auf den F-35) auf den NGAD zu setzen" tatsächlich umgesetzt wird. Das würde bedeuten, die US-Luftwaffe wendet sich direkt/indirekt vom F-35 ab - dieser könnte also analog dem F-5 zum reinen "Exportflieger" verkommen, mit allen damit verbundenen Risiken, welche man beim NKF ja eigentlich vermeiden wollte.

Die unten verlinkte Pressemitteilung der Edwards Air Force Base vom 30. Juni 2023 besagt:

1. die Testgruppe der "F-22 Raptor Combined Test Force" IST auf den NGAD umgestellt (ab jetzt werden die neuen Systeme der 6. Generation erprobt)

2. die Aufgaben der Testgruppe umfassen
a) das Testen der NGAD-Systeme (Anm: die Block4-Systeme für den F-35 können wegen der noch immer offenen Triebwerkfrage nicht getestet werden, da es für jene keinen "alternativen Technologieträger" gibt; der Block3 kann seine eigenen Systeme nicht mehr ausreichend mit Strom versorgen und kühlen, und fällt daher als Erprober für stärkere Systeme aus)
b) die Kampfwertsteigerung für den F-22

In Kombination mit vorhergehenden Pressemitteilungen und Berichten aus den USA, ist meine Einschätzung: Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde der F-22 als "End of Life" gehandelt. Jetzt will die USAF den F-22 nochmal modernisieren, um zusammen mit den F-16 Block 70/72 und F-15 EX weiterhin die Luftüberlegenheit sichern zu können (und letztere beiden Typen werden ja auch nur gebaut, weil der F-35 in Sachen Zuverlässigkeit, Fähigkeiten und Leistung weit hinter den Versprechungen zurück bleibt. Immerhin hätte der Lightning II die F-16, F-15, A-10 bei der AirForce (plus F-14, A-6, F-18 bei der US Navy) ersetzen sollen; bei der Ausbildung reicht in den USA der Simulator in Kombination mit der Turboprob-Schulung auf dem PC21-Lizenznachbau nicht mehr aus, und es wird ein neuer Jet-Trainer für die Ausbildung der F-35-Piloten beschafft.

In Kombination der Aufgaben der Testgruppe könnte/müsste/sollte man eigentlich sogar davon ausgehen, das NGAD-Systeme, die ja auf der F-22-Plattform getestet werden sollen, ihren Weg als Kampfwertsteigerung in die F-22-Flotte finden könnten; d.h. dies würde den F-22 von "Generation 5" auf "Generation 5+" heben (analog Gripen-E, der als Technologieträger/-erprober für die Tempest-Systeme (Gen. 6) gilt. Der Link zur Pressemitteilung:

https://www.edwards.af.mil/News/Article-View/Article/3445807/edwards-stands-up-air-dominance-combined-test-force-for-next-generation-testing/

Meine Meinung dazu: wenn die Schweiz jetzt noch (nach der GAO-Empfehlung und dem offensichtlichen Umsetzen ebenjener) am F-35 festhält, ist die Katastrophe perfekt; die Kampfwertsteigerung der F-22 zeigt, dass der F-35 lediglich ein Marketing-Erfolg ist - aber militärisch gerade eine Bruchlandung hinlegt. Wir MÜSSEN von den Fehlern der anderen (Holland, Dänemark, Norwegen, und jetzt: USAF) lernen und die Konsequenzen ziehen! Der F-35 mag als (Höhen-)Aufklärer ja zu gebrauchen sein, aber für die Schweiz ist er definitiv die katastorphalste Wahl, selbst die engste aller Zusammenarbeits-Möglichkeiten mit Italien wird den Lightning II nicht in der Luft halten können, wenn die USAF den F-35 fallen lässt!

Nun denn, wer sich bis hier durchgelesen hat, Kompliment und merci!    

 

Update – 18. Mai 2023

 

Mein Luftlagebild

 

Fabulieren, fantasieren, ignorieren: Die Schweiz kann kein Krieg

 

Unsere Sicherheits- und Aussenpolitik gibt ein erbärmliches Bild ab. Die dauerempörte SVP steht dabei im Mittelpunkt. Diese prägt auch unsere Sicherheitspolitik: Die Präsidenten der parlamentarischen Kommissionen, Salzmann und Tuena, sind die Lautsprecher der armasuisse-F35-Propaganda. Damit stehen sie zwar im Widerspruch zum SVP-Neutralitätsdogma. Aber wer nimmt das schon so genau? Der unreflektierte und dilettantische Egotrip wird allerdings Folgen haben: primär politisch, aber auch militärisch, finanziell und terminlich. Nur: Widersprüchlichkeit und Inkompetenz sind in der Schweiz kein (Ab-)Wahlkriterium. Leider.   

     

Salzmann, man glaubt es kaum, hat zwar einmal «gwagglet» (Köppel). Herrliberg bog Salzmanns Panzerfantasien aber umgehend zurecht.

 

Die Steigerung von erbärmlich? Unser VBS und Teile der Armee. Zerstritten über «man sollte», «zuerst analysieren», «nicht unser Krieg», «Reserven nicht freigeben», «Panzer ja, Panzer vielleicht» ... Aber hallo! Von Berufsmilitär erwarte ich, dass sie sich unmissverständlich und ohne Wenn und Aber hinter ihre Kollegen in der Ukraine stellen. Laut und deutlich. Soldaten oder Memmen?

 

Offiziere! Daher! So buchstabiert man K R I E G! Ponyhof buchstabiert sich anders.    

 

Fabulieren. NZZ-Redaktor Häsler schreibt: «Ein Militärflugzeug klinkt eine ballistische Lenkwaffe aus, irgendwo über internationalen Gewässern, vielleicht 1500 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Das Ziel ist der Stern von Laufenburg. In dieser Schaltanlage im Kanton Aargau laufen die Stromnetze Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz zusammen. Schlägt die Rakete ein, gehen im wirtschaftlichen Zentrum Europas die Lichter aus …». Schön geschriebenen, ein mögliches Szenario. Aber eine eher unwahrscheinliche Bedrohung («Nato-Schutzschild»), die in keinem Verhältnis zur wirklichen Bedrohung steht.   

 

Die Schweiz hat über 1000 gefährdete und äusserst verletzliche «Laufenburgs».  Und hat nicht auch der Schutz der Wohnbevölkerung dieselbe Priorität? Der Krieg vor unserer Haustüre zeigt, dass Klein- und Kampfdrohnen in grosser Zahl (und deren Abwehr) die wahren Gamechanger sind. Wir fokussieren noch immer hartnäckig auf ein überteuertes und vorgestriges Luftlagebild-Prestigeprojekt, das alle dringenden und überlebenswichtigen Beschaffungen blockiert.

 

Leider haben es die F-35-Promotoren heute leicht – ihr Projekt läuft unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Die einstigen Sicherheitsexperten sind später zu Covid- und aktuell zu Bankexperten mutiert. Interessant ist nur, was Bildschirmzeit garantiert.  

      

Wer stoppt diesen Unsinn und macht damit die Mittel frei, um die gesamte Fläche unseres Landes effizient gegen den Drohnen- und Lenkwaffenterror zu schützen? Keine superteuren Insel- und Vorzeigelösungen mit ein paar Dutzend Lenkwaffen (wie heute geplant). Keine «European Sky Shield»-Träume, sondern eine mobile, autarke, flächendeckende und finanzierbare Boden-Luftverteidigung für den unteren Luftraum und den Objektschutz (Iron Dome, Drone Dome, Skyshield). Und Munition – viel Munition! Dessen würde unsere Bevölkerung mit grosser Mehrheit zustimmen, ohne ein mickriges Zufallsmehr von 0,1%. Wo sind die nicht dogmatischen Politiker und Militärs, die sich dafür in den Gegenwind stellen?

 

Fantasieren: Div aD Fred Heer, Pänzeler durch und durch und zuletzt Stv Kdt Heer (bis 2010), schreibt in der AMSZ über die «Dreiergliederung» taktischer Kampfverbände. Er beklagt, dass heute nur noch zwei Brigaden über Panzer Bataillone – und diese auch noch unterdotiert – verfügen. Recht hat er. Aber es ist eine (zu) späte und unrealistische Sicht der Dinge: a) Der aktuelle und vor allem zukünftige Personalbestand der Armee reicht dafür nicht aus, es ist (heute!) müssig, eine solche Forderung einzubringen. Und b): Divisionär Heer war 2010 an der Schaltstelle der Macht, hat er sich eigebracht? In der Pressemitteilung zum Armeebericht von 2010 steht wörtlich: Abbau der Mittel für die Abwehr eines militärischen Angriffs, insbesondere der Panzer und Artillerie. In diesen Jahren geschah unter Ueli Maurer («Beste Armee der Welt») die grösste Liquidation an Kampfkraft. Soll niemand sagen, der SVP-Populist hätte keine militärischen Spuren hinterlassen: Liquidationskredit(!) und verbrannte Erde.

 

Ignorieren: Abweichende Meinungen externer Kritiker werden ignoriert (Spinner!), selbst Berichte der EFK werden schnoddrig kommentiert. Der Grund? Seit über 20 führt die Verwaltung das VBS, zufällig «abkommandierte» Vorsteher*innen des Departements werden gekonnt «assimiliert». Unsre aktuelle VBS-Chefin wird bei Konferenzen im Ausland von ihren PR-Menschen als vice president vermarktet. Zwar lächerlich und nicht schweizerisch, aber gut fürs Ego.

 

Die Folge: Im VBS sieht man (frau) über diskutable und undiskutable Personalentscheide bei der Armee, der armasuisse und dem NDB hinweg. Über gescheiterte Projekte, über Milliardenmehrkosten, Verzögerungen und fehlende Kampfbereitschaft. Lieber im Jet nach Paris zu einem Forum zur Förderung von Frauen in der Armee als die Mannen im eigenen Haus zu führen.

 

Ein Vorschlag zur Güte: Wir lösen die völlig überdotierte vice president-PR-Abteilung des VBS auf, dann reicht es für eine zusätzliche Pz Kompanie. Und der vice president-Unsinn hört auf.  

 

Summary. Das Ergebnis meiner Luftlagebildanalyse: Die Probleme erkannt. Zur Lösung kann ich nichts beitragen. Ganz dem Auftrag unserer zukünftigen Luftwaffe entsprechend.

 

 

Update – 21. April 2023

 

F-35: Reissleine ziehen!

 

SVP-Übervater Blocher zeigte sich erstaunlich milde, als man ihn zur Maurers Rolle in Sache CS befragte. Sinngemäss sagte er, dass ein Bundesrat nur so viel wissen kann, wie ihm zugetragen wird.

Damit nimmt er seinen Parteigenossen aus der Schusslinie. Im Kern seiner Aussage hat Blocher jedoch recht. Weshalb?

Werfen wie ein Blick auf das VBS. Ob Amherd, Parmelin oder Maurer, der «Laden» wird/wurde von der Verwaltung geführt. Probleme und Kritik werden vom Chef ferngehalten. Und wenn, dann sitzen die Einflüsterer mit am Tisch (Amherd: «meine Experten»). Pressesprecher*innen im Ministerrang.

Die Folge: Maurer gilt als schlechtester VBS-Chef der Neuzeit. Parmelin hat erst spät nach der Bodluv-Trickserei verstanden, wie es läuft und schmiss hin. Nun also Frau Amherd. Sie hat nach 23 Jahren SVP-Fahnenmarsch das VBS übernommen (2019).           

Das System VBS/SVP hat über zwei Jahrzehnte ohne Chef funktioniert. Ogi (Abstieg in die B-Liga), Schmid (halber Bundesrat), Maurer (beste Armee der Welt), Parmelin (seid schlau, trinkt Wein von Parmelin). Folge: eine Armee in erbärmlichem Zustand.  

Nun ist das VBS gefordert. Prestigeprojekte sollen die fehlende Armee-Strategie ersetzen. Hardware statt grundsätzliches. Show statt stringent wichtiges. «Meine Experten» statt Autorität. Und noch immer: die Verwaltung führt. Hptwf Amherd hat noch keine Sterne verdient.     

Nun hoffe ich aber, dass sie diese Zeilen liest. Es ist dringend Führung angesagt. Sind ihr nachstehende Fakten bekannt? Wird sie handeln? Sie kann das.    

Fakt 1: Das F-35-Lieferdatum 2030 kann nur eingehalten werden, wenn die Schweiz Block 3 Flugzeuge nimmt. Das entspricht aber nicht den vertraglichen Abmachungen.

Das Government Accountability Office GAO (Rechnungshof der USA) bestätigt im Bericht vom 29. März 2023, dass die Auslieferungen der bestellten F-35 einen Lieferverzug von bis zu einem Jahrzehnt haben werden. 

Für die Block 4-Bereitstellung rechnet das GAO mit einer Verzögerung von mindestens fünf Jahren. Der Erstflug war für 2025 geplant – neu wird es 2030 sein. Der Rechnungshof empfiehlt, bestehende Systeme wo immer möglich zu modernisieren und die Entwicklung des NGAD (F/A-XX) zu beschleunigen. Bemerkenswert: Die GAO-Empfehlung bedeutet, so sie umgesetzt wird, eine indirekte Abkehr vom F-35 ...

 

(Obige Ausführungen sind eine Kurzfassung, ich erspare den Lesern eine Auflistung der von der GAO errechneten exorbitanten Mehrkosten)

 

Unsere F-18 fliegen noch bis 2030. Die Verzögerungen beim F-35 werden zur Folge haben, dass die ersten Flieger nicht wie geplant 2027, sondern frühestens 2035 ausgeliefert werden. Und zur Erinnerung: Kanada und Finnland handelten sich Lieferprioritäten aus, solche stehen auch für Deutschland im Raum. Diese Nato-Partnerländer haben Priorität - vor der wankelmütigen Schweiz. Wetten?

 

Wie soll diese Lücke zwischen 2030 und frühestens 2035 ausgefüllt werden? Vielleicht so, wie bei ADS 15 (also gar nicht)? Und: Selbst wenn 2035 die ersten Flugzeuge auf der Flightline stehen sollten, bis die Luftwaffe voll einsatzfähig ist, werden weitere zehn Jahre verstreichen. Hat das – damned – schon jemand unserer Chefin VBS und den Parlamentariern*innen erzählt? Oder gar der Bevölkerung?

Fakt 2, gerafft: Die Zuverlässigkeit des F-35A nimmt weiter ab (Congressional Budget Office). Zudem nehmen die notwendigen Wartungsstunden mit zunehmendem Alter der F-35A stark zu – sodass selbst ältere Kampfjets wie die F-22 und F-15E schneller wieder einsatzbereit sind als eine F-35.

 

Fünf Jahre alte F-35A haben eine Verfügbarkeit von 40% (stark abnehmend), während dem 14-jährige F-22 mit 45%, und die fast 30-jährige F-15E mit knapp unter 60% viel besser abschneiden.

Laut Projektleiter Lt. General Michael Schmidt, habe die F-35 über alle drei Varianten eine «völlig inakzeptable Einsatzbereitschaft von lediglich 53%» erreicht; als Ursache nennt Schmidt das F-35-Triebwerk und die damit verbundenen technischen Problemen.

Einschub: Diese Fakten müssten ja auch der armasuisse bekannt sein.

Aber sind sie auch der Chefin VBS bekannt? (Blocher: Eine Bundesrätin kann nur so viel wissen …)

armasuisse strauchelt seit Jahren von Problem zu Problem. Die Fehler kosten die Steuerzahler Hunderte von Millionen. Von den Verzögerungen für und der eingeschränkten Einsatzbereitschaft bei der Truppe nicht zu sprechen.    

Frau Amherd: Hinterfragen Sie alle Informationen, die Ihnen zugestellt werden. Und noch wichtiger: Fragen Sie nach den Dingen, die Ihnen NICHT zugestellt werden.

 

Sprechen Sie mit Experten, die nicht Teil Ihrer Organisation sind. Wer involviert ist, ist befangen, rechtfertigt sich, vertuscht. Ihre österreichische Amtskollegin hat es vorgemacht: Sie gab unabhängigen Experten einen Bericht zur Lage in Auftrag. Und nicht einem über-überteuertem Anwaltsbüro, auch dies eine Lehre aus der jüngsten Vergangenheit.

 

Bei nüchterner Analyse des F-35 Deals gibt es nur eine Lösung: Die Reissleine ziehen!  Mit jedem Jahr zuwarten wird der GAU zum Super-GAU. Auch eine Lehre aus dem CS-Debakel.

 

2019 wurde der Gripen E aus der Evaluation «verabschiedet». Spezialisten seien aufgrund «aktueller Informationen und Analysen zum Reifegrad und der Integration der Subsysteme» zum Schluss gekommen, dass mehrere Flugmissionen «nicht zielführend durchgeführt werden könnten» (NZZ).

 

Ein guter Kollege und Topexperte schreibt mir dazu: «Es ist mir ein Rätsel, wie und auf welcher Basis der Block 4 evaluiert wurde, denn er ist noch gar nicht fertig konzipiert. Man kann nur hoffen, dass die Entwicklungskosten für das Block-4-Triebwerk in der Offerte enthalten sind. Man muss bedenken: Solange die Wahl für das neue Triebwerk nicht getroffen ist, kann das PTMS nicht ersetzt werden und können die Block 4-Systeme nicht getestet werden. Aus heutiger Sicht ist nicht klar, welche Fähigkeiten der F-35A Block 4 überhaupt haben wird».

 

Quellen

https://www.cbo.gov/publication/58942

https://www.gao.gov/products/gao-23-106694,

vollständiger Report: https://www.gao.gov/assets/gao-23-106694.pdf

https://armedservices.house.gov/sites/republicans.armedservices.house.gov/files/Schmidt%20Testimony.pdf

https://breakingdefense.com/2023/03/pentagon-f-35-engine-upgrade-to-be-funded-by-all-jet-customers-will-be-ready-by-fy30/

https://apnews.com/article/japan-uk-italy-fighter-jet-2035-3ed647eee772fa1e622479fffda49801

 

 

Update – 13. April 2023

 

Die Gnade der Krisen

 

Keine Angst, hier geht es nicht um die CS/UBS. Unser Parlament (und unser Land) hat – plötzlich – Finanzexperten en masse. Ich gehöre nicht dazu.

 

Aus den Covid-Experten der letzten Jahre wurden schwuppdiwupp Bankexperten. Soll mal jemand sagen, uns Schweizern fehle Flexibilität ...      

  

Krisen haben zur Folge, dass andere – wichtige – Themen aus der Wahrnehmung verschwinden. Beispiele? Umwelt, Sozialwerke, Europa. Und das Gewurstel im VBS.

 

«Die Gnade der Krisen»: Schlecht geführte Organisationen und Unternehmen fliegen in Krisenzeiten unter dem Radar des öffentlichen Interesses. Und: Covid & Co sind ideale Ausreden, ein Eldorado für unfähige Manager*innen.

 

Kommen wir damit zur «Organisation» VBS: Den Fall um den «Chef Integrale Sicherheit» der Luftwaffe haben Sie sicher mitbekommen. Gruselig. Wir sprechen hier ja nicht von einem KMU in XY.  

   

Seit dem Abgang von Markus Gygax (2012) hat die Luftwaffe ein veritables Führungsproblem. Unter dem intern nie akzeptierten Nachfolger Schellenberg häuften sich die Unfälle – der Fisch stinkt vom … Schlecht geführte Organisationen verselbständigen sich. Kleine Herzogtümer und Abhängigkeiten entstehen. Eine Frage sei erlaubt: Soll dieses Personal zukünftig Partner bei den Hardliner-Forderungen des F-35-Lieferanten sein? Gruselig 2.

 

Who cares, wen interessier das? Es gibt andere Prioritäten: Mit der UBS ich-weiss-noch-nicht-genau-Hauptsache-laut-Strategie (SVP, SP, Grüne) lässt sich viel besser Wahlkampf machen, als mit Hinschauen, sprich mit Sachthemen. Und für Pfister und Burkart ist sowieso primär Schadensbegrenzung angesagt.

 

Milliarden hin, Milliarden her – ach wie ist das (Parlamentarier*innen-) Leben schwer.

 

Apropos Milliarden: Lesen Sie in meinen kommenden Blog.

Aufklärungsdrohne ADS 15 – Flop statt Top.

F-35 Block 4 – mehrere Jahre Verspätung. Zeit, die Reissleine zu ziehen!

 

 

Update – 17. März 2023

 

Klartext

 

US-Botschafter Scott Miller spricht im NZZ-Interview vom 16. März Klartext. Ganz anders als sein Vorgänger McMullen. Dieser fand seine Botschafter-Erfüllung als Key Account Manager von Lockheed Martin.

 

Man kann mit Miller’s Aussagen einverstanden sei - oder auch nicht. Sein Statement «Die Schweiz ist in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg» und seine direkte Ansprache an die Seco-Staatssekretärin Budliger Artieda mögen in vielen Ohren undiplomatisch klingen.

 

Nach den flauschigen Tönen von McMullen und seiner Vorgängerin Suzan G. LeVine kommt der Klartext von Miller einer öffentlichen Schelte gleich. Ich finde das Interview und die gemachten Aussagen aus einem Grund wichtig und richtig: Wir sollten uns die Aussen-, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik nicht nur vom EDA und dem Seco (und ein ganz klein wenig auch vom VBS) erklären lassen.

 

Bei den Fragen und Antworten zum Thema F-35 habe ich meine Lesebrille zweimal geputzt:

 

Frage 1. In der Schweiz gibt es eine heftige Kontroverse über die Kosten des F-35. Wie fix ist der Preis?

Antwort: Der Vertrag ist unterzeichnet. Die Schweiz erhält den besten Jet zum bestmöglichen Preis.

Frage 2. Also zu einem fixen Preis oder nicht?

Antwort: Der Preis ist fix. Anpassungen sind nur möglich, wenn es Spezifikationen oder Zusatzwünsche gibt.

 

(Nun, hier hätten die Interviewer Häsler und Gafafer nachhaken müssen. Zum Beispiel nach dem Brief an Tuena fragen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die beiden Journalisten noch nie ein wirkliches Verkaufsgespräch geführt haben. Sie kennen das Vokabular und die Symbolik angelsächsischer Verhandlungen nicht. Denn: Miller’s Worte sagen gar nichts aus.)

 

Oder anders gesagt: Sie sagen sehr viel aus …  Miller hat seine politische Agenda klar und offen dargestellt; beim Thema F-35 mauert er mit Allgemeinplätzen.

 

Weshalb? Klartext zum Thema F-35 wäre im aktuellen Kontext ganz einfach zu viel Klartext. Aber: Mit dem Wort «Spezifikationen» ist der Geist aus der Flasche.

 

Einige werden sich fragen, weshalb? Think twice!               

 

 

Update – 11. März 2023

 

Hauptsache pubertär

 

Grundsätzlich anderer Meinung zu sein scheint ein Politmodell zu sein, das funktioniert. Aber es ist verstörend, bireweich und pubertär.

 

Die SVP. Es ist den Exponenten (Mitläufern) der selbsternannten «Wirtschaftspartei» egal, der einheimischen Rüstungsindustrie zu schaden. Es ist den Exponenten (Mitläufern) der «Wir-sind-die-Partei-der-Patrioten» egal, wenn andere – wahre Patrioten – für die Freiheit kämpfen und sterben. Und es ist den Exponenten (Mitläufern) der selbsternannten Partei der Armeefreunde egal, dass die Armee ihretwegen in diesem desolaten Zustand ist. Hauptsache pubertär.  

 

Ueli Maurer (Ueli, Ueli!) war der schlechteste VBS-Chef der letzten 20 Jahre. In seiner Amtszeit wurde die «beste Armee der Welt» zurückgebaut, zu Tode gespart und es gingen wichtige Fähigkeiten verloren. Maurer hat alle essenziellen Beschaffungen vermasselt und seine Personalentscheide waren unterirdisch.

 

Zu Maurers Zeit (und auch heute noch) wurde (wird) am Stammtisch über Grüne, Linke und andere Armeeabschaffer gelästert. Einfach nur pubertär. Haben diese Plauderi nicht bemerkt, dass der ex Radfahrer Bataillonskommandant die Armee Schritt für Schritt tiefer in die Krise führte? Ein Radfahrer …! Honi soit qui mal y pense.  

      

Nun, dies ist ja nur ein Bespiel von vielen seit dem Aufstieg der SVP: Wo immer die SVP ihre Spuren hinterlässt, müssen andere aufräumen.

 

Spuren aufräumen: Aktuell stehen zwei SVP-Männer an der Spitze der SiK. Unser politisches System ist resilient. Es erträgt auch weniger qualifiziertes Personal. Aber im Krisenfall ist das suboptimal.  

 

  1. Ständerat Werner Salzmann. Der ruhige und fast langweilige Steuerbeamte aus dem Kanton Bern hat mit seinen Bundesratsambitionen - wohl zum ersten Mal - etwas Adrenalin in seinen Adern gespürt. Quer zur Meinung der SVP forderte er, Material für die Ukraine frei zu geben (bravo!). Der Salzmann-Frühling währte nur kurz. Roger Köppel hat dies im Talk Täglich bei Tele Züri bestätigt «Am Anfang hat Werner Salzmann noch etwas gwagglet».  Jetzt ist Werner Salzmann wieder loyal. Der Oberst kennt die internen Befehlsstrukturen.

 

  1. Mauro Tuena, bisher zuverlässiger Lautsprecher der armasuisse, zeigt auf, wie ambivalent die SVP agiert: 2021 noch vehementer Gegner des neuen Kriegsmaterialgesetzes (richtig!) beruft er sich heute, im Gleichklang mit der mittelalterlichen SVP-Neutralitätsdefinition, genau auf dieses Gesetz. Tuena gibt sogar noch einen drauf: Er sagt, dass das gesteigerte Waffen-Exportvolumen von 2022 aufzeige, dass durch unser Abseitsstehen der hiesigen Rüstungsindustrie keine Nachteile entstehen werden. Das ist wirtschaftspolitisches Stammtischniveau. Auf der anderen Seite: Der Präsident der SiK-NR hat in den letzten Jahren deutlich an Statur dazugewonnen – einfach nicht intellektuell.   

 

Herr Nationalrat Tuena: Waffengeschäfte sind mehrjährige Prozesse. Umsätze im Jahr 2022 gehen auf Bestellungen zurück, die weit vor dem Ukraine-Krieg erfolgten. Und zur Zukunft: Bisherige Kunden haben sich zu allfälligen (nicht) Beschaffungen aus der Schweiz bereits klar positioniert.

 

Nun denn, die SVP wird die ausbleibenden Orders ihrer Klientel als Erpressung o.ä. verkaufen und damit (wieder) punkten. Schuld sind immer die anderen.

 

Die pubertäre Politstrategie der SVP ist ein erbärmliches, unsolidarisches und pseudopatriotisches Trauerspiel und einer Regierungspartei unwürdig. Wie dem auch sei: Die SVP kann sich winden, proklamieren, bewahren, blockieren, sich als die wahren Hüter der Neutralität darstellen - ganz wie sie will. Aber mit den F-35-Verträgen hat sie unsere Neutralität bereits in fremde Hände gelegt.

 

Diese Spuren lassen sich nicht mehr aufräumen. Ganz im Gegenteil.

 

Lukas 23,34: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.       

 

 

Update – 1. März 2023

 

Ein Rückblick

 

Am 25. März 2022 erschien in der Aargauer Zeitung nachstehender Beitrag von Henry Habegger. Der Beitrag ist aktuell wie eh und je. Es stellt sich die Frage, ob die Aargauer National- und Ständeräte ihre eigene Zeitung überhaupt lesen?

 

Schweizer Luftabwehr und ein möglicher Ernstfall: Falsch aufgestellt, schnell ausgeschossen?

 

Taugt die geplante Schweizer Luftabwehr für den Ernstfall? Experten unterschiedlicher Couleur orten Strategielosigkeit.

 

Vor knapp zwei Jahren wurden sie noch breit belächelt. Eine Gruppe von alten Soldaten um den pensionierten Elektroingenieur Fridolin Vögeli, 78, aus Wetzikon. Die Schweiz brauche keine teuren Kampfjets, so die Gruppe damals zu CH Media, sondern eine flächendeckende Flieger- und Raketenabwehr vom Boden, wie weiland in der Armee 61 mit «Florida» und den «Bloodhound»-Raketen. Eine Fliegerabwehr vom Boden mit vielen und vergleichsweise günstigen Raketen könnte ungleich länger durchhalten und wäre viel wirkungsvoller.

 

Die Schweiz geht einen anderen Weg. Sie will mit Air2030 für sechs Milliarden Franken hochmoderne F-35-Tarnkappenjets kaufen und für zwei Milliarden eine bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite (Bodluv). Neue Mittel für kürzere Reichweite sollen erst später beschafft werden.

 

Nur: Jetzt, angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine, deutet vieles darauf hin, dass die alten Kämpfer nicht so sehr danebenlagen. Einer der besten Kenner der Schweizer Sicherheitspolitik, Historiker Peter Hug, ehemaliger Militär- und ­Sicherheitsexperte der SP, ortet ein tieferliegendes Malaise: «Unsere Verteidigungspolitik ist konzeptionslos. Seit dreissig Jahren verfügt die Schweiz über keine Armeestrategie mehr, welche die Aufgaben der Armee konkret umschreibt.»

 

SP-Experte Hug: Wären sehr schnell ausgeschossen

Das Bodluv grösserer Reichweite und die F-35 seien «direkte Resultate dieser Konzeptionslosigkeit», sagt Hug. Er sagt: «Mit den fünf Patriot-Batterien könnten wir im Ernstfall etwa 35 Ziele treffen, dann sind wir ausgeschossen. Dann haben wir nach der heutigen Beschaffungsplanung keine Munition mehr.»

 

Zur Illustration weist Hug darauf hin, dass «die Russen vom 24. Februar bis 14. März über 1800 ballistische Raketen und Marschflugkörper in Richtung Ukraine schossen». Die erste Version des geplanten Bodluv, vom früheren VBS-Chef Guy Parmelin gestoppt, würde uns laut Hug «weit mehr helfen, weil sie kürzere und mittlere Reichweiten abgedeckt hätte».

 

«Auch wir brauchen Kampfjets», sagt Hug, «aber nicht für Überraschungsangriffe tief im feindlichen Territorium, sondern solche, die an unsere defensiven Bedürfnisse angepasst sind.» Die F-35 seien operativ die falschen und finanziell ein Fass ohne Boden. Deutschland etwa beschaffe für den Schutz des Luftraums zusätzliche Eurofighter, «sowie ein paar F-35 für die nukleare Teilhabe im Nato-Verbund, das heisst für den Abwurf von Atombomben tief im feindlichen Territorium».

 

Die SP plädiere seit langem für eine Mittelverschiebung: mehr Bodluv und weniger Kampfjets. «Tragischerweise bestätigt sich das jetzt in der Ukra­ine. Wie auch die von uns betonte Bedeutung der Aufklärung und Informationshoheit.» Es gebe auch dafür viel kostengünstigere und wirksamere Mittel als voll ausgerüstete Kampfjets: «Die sind dafür die teuerste und verletzlichste Lösung.»

 

Im Ernstfall wären unsere F-35 durch Raketenbeschuss auf die Pisten sehr schnell ausser Gefecht gesetzt, sagt Hug. Sie seien zudem «völlig unterbewaffnet»: Für den aus seiner Sicht strategisch falschen Erdkampf würden 24 Bomben beschafft, also weniger als eine pro Flugzeug. «Kurzstrecken-Lenkwaffen des Typs Sidewinder gibt es 36. Ein Schuss pro Flugzeug, dann sind wir ausgeschossen.» Komme dazu, dass die «paar Amraam-Mittelstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen, die wir haben, strategisch veraltet sind». Das ergebe «auf einem derart kostspieligen Jet der fünften Generation keinen Sinn».

 

NZZ-Experte Lezzi: Bundesrat ohne Strategie

Für Hug ist klar: «Wir brauchen endlich wieder eine Armee- und Verteidigungsstrategie, die die Aufgabe der Armee konkret beschreibt.» Ein «Weissbuch», das «ähnlich dem Armeekonzept von 1966 und der Einsatzdok­trin von 1992 die strategische Richtung» vorgebe. «Sonst läuft die Rüstungsplanung wie heute an der Realität vorbei.» Zu beantworten sei namentlich die Frage, «ob wir militärische Verteidigung weiterhin autark denken oder einzelne Bereiche europäisieren. Die verbreitete Idee, diese Frage erst im Kriegsfall zu beantworten, funktioniert nicht.» Die Schweiz müsse die Frage beantworten, welche Rolle sie im europäischen Verbund spielen wolle.

 

Eine im Fazit sehr ähnliche Kritik kam kürzlich von ganz anderer Seite. Bruno Lezzi, langjähriger NZZ-Redaktor für Sicherheit- und Militärpolitik, warf dem Verteidigungsdepartement VBS im Januar 2022 im Zusammenhang mit dem Sicherheitspolitischen Bericht vor, es präsentiere keine Strategie, sondern «eine realpolitisch mögliche Sicherheitsmechanik», die im Bundesrat und im Parlament ohne vertiefte Diskussion durchgewinkt werde. «Damit verweigert die Schweizer Politik schon nur eine theoretische Auseinandersetzung über die Konsequenzen der Spannungen im strategischen Umfeld der Schweiz.»

 

Der Bundesrat verpasse es, «das Wesen eines bewaffneten Konflikts klar zu umreissen», so Lezzi in seinem NZZ-Kommentar. Militärische Gewalt sei aber bis heute ein Mittel, um politische Ziele gegen den Willen des Gegners zu erreichen. Und, so Lezzi: «Gerade mit Blick auf die beabsichtigte Beschaffung von F-35-Kampfjets, die ihre grösste Wirkung im Verbund erzielen, reicht das Argument, sie seien am besten und am billigsten, nicht aus.»

 

Mein Kommentar: Das Wort «Verteidigungsarmee» hat einen neuen Sinn: Man verteidigt auf Biegen und Brechen die Luxus-Beschaffung der US-Jets und verhindert damit alle wirklich notwendigen Beschaffungen.

 

Liebe Angehörige anderer Waffengattungen: Lasst euch von einem höheren Armeebudget nicht blenden; nur Brosamen werden für euch übrigbleiben. Für die explodierenden Kosten bei der F-35 (Anschaffung, Infrastruktur, Leitsysteme, Bewaffnung) wird das höhere Budget geradestehen.   

          

Ich wiederhole mich: Was wir brauchen – und zwar sofort! – ist ein effizientes BODLUV-System für kurze Reichweiten. Zum Beispiel Iron Dome! Zehn Batterien mindestens! Tausende von Lenkwaffen! (und keine Alibiübung mit einigen wenigen Kurzstrecken-Patriots aus der Luxusgüter-Abteilung).

 

Nur: Da werden VBS/armasuisse nicht mitspielen. Weshalb? Man müsste ja zugeben, bei der ersten BODLUV-Beschaffung getrickst zu haben. Die eigene Befindlichkeit steht über den Sicherheitsbedürfnissen der Schweizer Bevölkerung.

 

 

Update – 5. Februar 2023

 

Winterschlaf - Häsler: endlich! - Häsler: Halbwahrheiten - Cyber: tagsüber - Kosten: es geht schon los - Syndrome noch und noch …

 

Nach einem dringend benötigten Winterschlaf bin ich wieder zurück in der Realität. Das Gezeter um die Bundesratswahl und die Hypokrisie im «Fall Berset» haben mich müde gemacht. Back to reality   

 

Und wie! Georg Häsler schreibt am 3. Februar in der NZZ Klartext (Die Schweiz manövriert sich ins sicherheitspolitische Abseits). Stellenweise richtig gut. Zur Neutralitätsdiskussion möchte ich mich nicht äussern. Das ist nicht meine Kernkompetenz; es gibt genug Multiexperten in unserem Land, die zu jedem Thema eine Antwort haben.

 

Anfügen möchte ich nur, dass die Schweiz mit dem Kauf der F-35 die Neutralität bereits beendet hat. Wer das in Abrede stellt, hat a) nichts von der Einsatzdoktrin dieses Flugzeugs verstanden. Oder blendet die Wirklichkeit aus (b). Zweiteres: das Multiexperten-Syndrom.

         

Ein Zitat Häslers’ hat mir richtig Freude bereitet: «Die Schweiz braucht im dichtbesiedelten Mittelland und für die kritischen Infrastrukturen einen besseren Abwehrschirm gegen Raketen und Drohnen. Die eben bestellten Patriot-Systeme reichen nicht.» Meine Worte. Endlich. Nun aber bitteschön ganz schnell Taten statt Worte! Siehe auch meinen Blog vom 27. März 2022.

 

Noch im November schrieb Georg Häsler in der NZZ: «Es ist Zeit für ein deutliches Ausrufzeichen von Bundesrätin Viola Amherd - Mit Falschmeldungen und Halbwahrheiten säen die Gegner eines US-Kampfjets Zweifel an der Evaluation. Die kritischen Fragen des Parlaments erhöhen die Glaubwürdigkeit des Verteidigungsdepartements bei der Beschaffung des F-35». Das ist PR statt Journalismus. Und natürlich kommen die Halbwahrheiten – so Häsler – immer von Kritikern, kurz: den Schlechten. Aha. Ein Zitat lässt aufhorchen: «Nach dem gegenwärtigen Wissensstand hat das Verteidigungsdepartement (VBS) nichts zu befürchten. Der Prozess von Armasuisse gewann unlängst einen Preis, und Bundesrätin Viola Amherd, die VBS-Chefin, hat in der letzten Phase vor dem Typenentscheid der Landesregierung fast übervorsichtig agiert».

 

Nach dem gegenwärtigen Wissenstand? Gut gebrüllt, Löwe. Schon etwas Achselschweiss?

 

Preis? Gesponsort von der russischen Sberbank (und zugleich auch Siegerin des Wettbewerbs …). Siehe mein Blog vom 25. Mai 2022.   

 

Halbwahrheiten? Entweder ist etwas wahr oder es ist unwahr. Wahr ist: Die Beschaffung des F-35 ist falsch, beruht auf falschen Annahmen und wird unser Land finanziell und politisch strapazieren.  

 

Ein anderes Thema: Unsere Cyber-Abwehr arbeitet nur zu Bürozeiten. Ich kann die vielen Medienmitteilungen (Halbwahrheiten …) des VBS zum Thema Cyber gar nicht zählen. Illusionen, Inkompetenz, Ignoranz. Wer kann bei solch desolaten VBS-Leistungen weitere Forderung nach Aufrüstung noch ernst nehmen? Das Lambrecht-Syndrom.   

 

Kosten: Es geht schon los. Das neue Luftraum-Überwachungssystem Skyview wird mehr als doppelt so teuer, die Kosten steigen von geplanten 155 auf 314 Millionen. Für die Presse war diese Meldung nur eine Randnotiz. Wie schrieb ich am 16. Oktober in meinem Blog: Ganze 44 der 51 Kostenelemente wurden vom F-35-Projektleiter nur «geschätzt»! Nun: Das F-35-Budget wurde schon um eine (erste) Milliarde «nachgebessert». Das VBS-Halbwahrheiten-Syndrom: Halb so teuer budgetieren.  

  

Halten wir fest, die Skyview-«Schätzung» wurde nicht vom F-35-Projektleiter gemacht. Doch, wie schreibe ich seit Beginn dieses Blogs immer und immer wieder: Die armasuisse ist völlig überfordert; alle grossen Projekte der +/- letzten 10 Jahre sind verspätet, zu teuer oder wurden in den Sand gesetzt. Trotzdem scheint es auf der Führungsebene VBS keinen Handlungsbedarf zu geben. Das Kleine-Levin-Syndrom.

 

Sleep well Mrs. Amherd, Mr. Süssli.

 

 

Update – 16. Dezember 2022

 

Bundesratswahlen - Good News – Bad News

 

Philipp Loser schreibt am 10. Dezember im «Magazin» von Tamedia: «Die Bundesratswahlen sind eine Chilbi». Sein Text ist zutreffend und amüsant. Er seziert mit feiner (sprachlicher) Klinge und viel Insiderwissen die übersteigerte Selbstgefälligkeit unserer Vertreter im Parlament und schüttelt auch über seine Kollegen*innen der Medienzunft den Kopf («Horse Race Journalism»). Eine lesenswerte Lektüre.

 

Im selben Magazin, Krogerus & Tschäppeler, «Das Gesetz der Trivalität»: Je irrelevanter ein Thema ist, desto mehr Zeit verbringen wir damit (Parkinson). Jedes noch so unbedeutende Parlamentsmitglied darf bei den Bundesratswahlen für einmal Machiavelli spielen. Freude herrscht!   

   

Also schwätzen und intrigieren statt Fakten und Nachdenken. Letzteres ist – zugegebenermassen - anstrengend. Und deshalb wird unseren Parlamentarier*innen ein «wasserdichter» F-35-Vertrag untergejubelt, von dem in fünf Jahren niemand mehr etwas wissen will. Liebe Blog-Leser, WIR haben diese Personen gewählt!

      

Good News: Frau Amherd bleibt im VBS. Sie überlässt ihre – allseits gefeierten – Entscheide nicht einem Nachfolger/einer Nachfolgerin. Kürzlich schrieb ein Insider: Es verdichten sich die Anzeichen, dass der Block4-Erstflug nicht vor 2029 stattfindet, die Schweiz also mit mindestens fünf Jahren Verspätung den F-35 bekommen wird. Somit wird eine Lücke in der Luftraumsicherung entstehen. Mal sehen, wie armasuisse/VBS das schön reden werden – oder noch mehr: schliessen will. Und angefügt von meiner Seite: Mal sehen, wie armasuisse und Frau Amherd diese Sache zurechtbiegen werden.   

Wie schreibe ich in diesen Blog seit mehr als zwei Jahren: armasuisse ist unfähig, grosse Projekte zu beschaffen. Die Liste der Probleme ist lang. Soll ich mich wiederholen, diese aufzählen? 20 Jahre Elend. 20 Jahre Augen zu und durch.

Bad News: Die Person des zukünftigen Rüstungschefs ist nun bekannt. Ein integrer, fähiger Mann. Ein Insider, mit Erfahrung in der Privatindustrie, bei armasuisse/VBS und bei Rüstungsunternehmungen. In der Medienmitteilung des VBS wird Urs Loher in den höchsten Tönen gelobt. Nur: Der Neue ist Teil der heutigen Struktur. Viel wichtiger wäre ein Nachfolger, der die verkrustete und selbstgefällige Beschaffungsorganisation aufbrechen und neu aufstellen würde. Wir wissen: Wenn graue Hausmäuse ihren zukünftigen Chef wählen, wird es nie der Hauskater sein.

Und wir wissen auch: Eine Wahl schafft Abhängigkeiten, ja Dankbarkeit. Urs Loher hat das schon bestätigt: In der PK zu seiner Wahl verteidigte er die F-35-Entscheidung und wies auf die «klaren» Verträge hin. Kennt er diese im Detail? Er war nicht in den Beschaffungsprozess involviert. Leider kein positives Zeichen, dass nun – endlich! - eine kompetente, glaubwürdige und unabhängige Beschaffungsbehörde geschaffen wird.

armasuisse ist in einem Geflecht von Abhängigkeiten gefangen. Jeder kennt jeden. Aus dem gemeinsamen Dienst oder den militärischen Weiterbildungen, im Wechsel von der Behörde zur Industrie und vice versa: Ruedi hilft Franz, Housi ist militärisch Martin unterstellt und Kurt wird nach Abwicklung des Millionenauftrags eine leitende Funktion in die Unternehmung von Erwin, dem Auftragnehmer, übernehmen. Kollegen, Kameraden, Konformisten. Mani pulite.

Es gibt kein anderes Bundesamt, im welchem persönliche Verflechtungen und Abhängigkeiten so ausgeprägt sind. Über allem thronen STA, Swissmem und GRPM. Glückliche Fügung: schon heute kennen alle Player die private Mobilnummer des zukünftigen Rüstungschefs.

 

 Update – 15. November 2022

Notenskala – endlich tut sich was!

Endlich wird das Thema Luftabwehrsysteme aufgegriffen. Tamedia meldet sich. Luca De Carli, TA-Teamleiter des Ressorts Inland, schreibt am 12. November einen Artikel über den fehlenden Schutz des unteren Luftraums. Titel: «Für Bern untauglich – für Kiew zentral». Dieser Beitrag ist wichtig – und überraschend. Weshalb? Die Schweizer Presse hat zum Prestigeprojekt F-35 über Jahre hinweg die Argumentation des VBS verbreitet, ohne wirklich zu hinterfragen. Kurz: staatliche Berichterstattung. Nun endlich (etwas) Recherche!    

De Carli weist auf den Einsatz von IRIS-T in der Ukraine hin. Dessen Effizienz und Wichtigkeit. Zum Thema IRIS-T zitiert er den ehemaligen Luftwaffenchef Schellenberg sowie Priska Seiler-Graf. Und er macht Bundesrat Parmelin für den Abbruch der damaligen Bodluv 2020-Kampagne verantwortlich. Gut so, mit einigen Aber. In der nachstehenden Notengebung gehe ich darauf ein.

Note 6: Für die Tamedia-Medien, weil das Thema - endlich! - aufgegriffen wird.

Note 5: Für Bundesrat Parmelin, der die damalige Entscheidung seiner Untergebenen stoppte. Er stelle – richtigerweise - fest, dass das Projekt völlig aus dem Ruder gelaufen war. Die Recherchen von SRF Rundschau (siehe SRF Archiv) zeichnen den Skandal rund um die Entscheidungsfindung erschreckend wahrheitsgemäss nach. Die Tricksereien der Beschaffungsgremien waren so gravierend, als dass der Chef VBS gar nicht anders konnte. Erstaunlich nur: Nachdem das VBS/armasuisse das Projekt mit mittlerer Reichweite so sehr hatte durchdrücken wollen, erschien nur ein Jahr(!) später ein neues Pflichtenheft für Langstreckenraketen. Ein Doktrinwechsel über Nacht. In De Carlis Artikel wird Schellenberg wie folgt zitiert: «Patriot ist für die Abwehr im Verbund mit F-35 gedacht …»). Meine logische Folgerung: Der F-35 war schon vor Beginn der Evaluation gesetzt.    

Note 5: Nationalrätin Seiler-Graf. Sie hat immer darauf hingewiesen, dass das Beschaffungskonzept (aus den 90er-Jahren) untauglich ist. Sie machte sich schon lange vor dem Ukraine Krieg für die Verteidigung des unteren Luftraums stark (Drohnen). Natürlich wurde die SP-Frau nicht gehört, den bürgerlichen Politikern geht es ums «Prinzip». Eigentlich müsste die Einzelkämpferin für ihre Weitsicht eine 6 bekommen. Einziger Makel: Sie schaffte es nicht, parteienübergreifende Allianzen zu schaffen. Zurecht weist Priska Seiler Graf heute darauf hin, dass der F-35-Fehlentscheid zu viel Mittel bindet, um sich auf das wirklich Notwendige zu fokussieren.  

Note 4-5: Luca De Carli. Dass der Ressortchef bei diesem Thema selbst übernimmt spricht für seinen journalistischen Riecher. Notenabzug: Seine Folgerungen zum Abbruch von Bodluv 2020 sind schlicht falsch. Siehe nächste Bewertung.          

Note 3: Aldo C. Schellenberg. Er lässt sich heute bedauernd über den damaligen nicht-Entscheid zitieren. Schellenberg war Oberprojektleiter der Bodluv-Beschaffung. Die Verantwortung für das Scheitern liegt ausschliesslich bei ihm (auch wenn Insider wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist)

Note 2: Unsere bürgerlichen Parteien. Betreiben Wahlkampf gegen eine (Schein)-Integration in die EU und begeben sich Blinde-Kuh in die Abhängigkeit der Nato. Die aktuelle und paradoxe Neutralitätsdiskussion lässt mich ratlos zurück.  

Note 1-2: armasuisse/VBS. Langsam findet die Forderung nach Absicherung des unteren Luftraums Gehör. Ablaufen wird es so wie immer: Man(n) weiss schon vor Start einer Scheinevaluation, welches System man will. Die Gespräche mit der Europäischen Verteidigungsagentur zeigen auf, wie in Zukunft der Hase läuft. Und ein weiteres Mal werden politische Fakten geschafft werden, welche die Politik wortreich und sich verbiegend «gut reden» wird.               

Note 1: Alle Bundesräte*innen, Parlamentarier*innen, Beamten*innen, die das F-35-Projekt gepuscht haben. Sind es: Fraktionszwang? Inkompetenz? Denkfaulheit? Überforderung? Persönliche Vorteile? Trötzeln? Alles zusammen? Wer steht in fünf Jahren hin und übernimmt die Verantwortung? Lieber delektieren sich unsere Entscheidungsträger an «Verbund», «Interoperabilität», «Stealth» und «Luftlagebild». Verantwortung? Die anderen.       

Note 0: Ich (Max Ungricht). Es ist mir nicht gelungen, die Sicherung des unteren und untersten Luftraums als vordringlich darzustellen (von Letzterem spricht noch immer niemand!). Letzteres sind Städte, Bahnhöfe, Strom-Infrastrukturen, Flughäfen, Spitäler, Staudämme, Industriekomplexe, Wasserversorgung, Kommunikation, Lebensmittelversorgung, Tanklager usf.

 

Update – 4. November 2022

Hypokritisch und verlogen 

Der Bundesrat verbietet Deutschland, die in der Schweiz gefertigte Gepard-Munition in die Ukraine weiterzugeben. Aus neutralitätspolitischen Gründen.

Was für eine verlogene und hypokritische Argumentation! Was für eine erbärmliche und mutlose Entscheidung!

Während unser VBS offen mit der Nato flirtet, von Interoperabilität, internationaler Kooperation und gemeinsamer Streitkräfteentwicklung* träumt, sich am Prestigeobjekt F-35 delektiert und gleichzeitig die vorgestrige Patrouille Suisse weiterfliegen lässt, herrscht nur 1’500km von uns entfernt Krieg. Krieg!

Wir (unsere Regierung) schwafeln von Neutralität, während täglich in grosser Zahl menschenrechtsverletzender Terror die Ukraine überzieht. Und täglich Hunderte Tote fordert.

Ich weiss, es gibt zwei Welten. Die eine reicht von Genf bis Romanshorn. Die andere ist die böse.   

Trotzdem: Regieren heisst nicht nur Abwägen zwischen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Es gibt etwas viel Wichtigeres: Empathie! Hat die heutige Politiker-Generation nichts aus der Vergangenheit gelernt?

Keiner unserer Schönwetter-Experten war jemals in einem Krieg. Wir (sie) blenden den absoluten Horror, die Angst, die totale Verzweiflung, die Toten ganz einfach aus. Pfui! Was für hypokritische und verlogene Gesellen.

Anmerkung: * jeder Schweizer Linguistiker bekommt bei dieser armasuisse-Wortwahl Bauchschmerzen: Streitkräfte – sind wir sprachlich jetzt schon Nato kompatibel?       

 

Update – 2. November 2022

Alles wird gut …  

Frau Amherd hat Cameri besucht (den zukünftigen Produktionsstandort «ihres» F-35). Gemäss Medienmitteilung hat Amherd sich «… mit Mitarbeitenden vor Ort ausgetauscht, darunter Personen des italienischen Rüstungsunternehmens «Leonardo». Wow! Die Chefin zeigt Flagge.

 

(Einschub 1) Ich war oft zu Firmenbesuchen eingeladen, an einigen Standorten war ich gar mehrfach. Solche Besuche sind interessant, lehrreich und – sobald man sich ausserhalb der von den PR-Profis durchgestylten Agenda bewegen kann – sehr aufschlussreich: Insiderinformationen aus erster Hand!

 

(Einschub 2) Ich war auch bei Anlässen «offizieller Art» (sprich: Minister*innen) mit dabei. Brimborium, durchgetaktet, steril, kein wirklicher Informationsgewinn. Und: Man hätte dem/der hohen Besucher*in auch ein Holzmodell hinstellen können ...  

 

Wie dem auch sei, die Piemontese haben sich sicher über den Besuch aus dem Nachbarkanton gefreut. Gastfreundliche gente.   

 

Alles wird gut: Die Chefin VBS wird ab Januar ein anderes Departement leiten, der Rüstungschef übergibt seinem Nachfolger. Wie sagt man noch? Nach uns die …? Die Realität.

 

Apropos Realität, Medienmitteilung vom 1. November: «Vom 2. bis 4. November besucht Jirí Šedivý, Chief Executive der Europäischen Verteidigungsagentur (EVA), den Schweizer Rüstungschef Martin Sonderegger und tauscht sich mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern von Sicherheitspolitik und Industrie aus. Dabei geht es auch um die Möglichkeiten, die internationale Kooperation zu stärken, insbesondere in der Streitkräfteentwicklung, der militärischen Flugausbildung und im Bereich Forschung und Innovation.

 

Anmerkung 1: Unsere VBS-Chefbeamten werden wieder (neutralitätskritische) Absprachen treffen, welche die Politik anschliessend umzusetzen hat. Wie gehabt! Und unsere eisernen Neutralitätshüter klatschen Beifall. Absurd.    

 

Anmerkung 2: Wie an dieser Stelle schon geschrieben ist die geplante F-35-Pilotenausbildung fake (fehlendes Jet-Training). Das wissen natürlich auch die Praktiker. Sind die EVA-Gespräche ein erster Schritt zur Korrektur?  

 

Irgendwann fällt das morsche Argumentationsgebäude vom besten Preis/bester Leistung/Fixpreis/Interoperabilität krachend in sich zusammen. Aber dann sind die Verantwortlichen weg. Und die Unterstützer aus dem Parlament haben sowieso Wichtigeres zu tun: die Bundesratswahl.

 

Dabei gäbe es für unsere Kooperations-Träumer, Italien-Reisenden und selbsternannten Verteidigungsexperten wirklich Wichtigeres zu tun: Gebt endlich und schnell die verdammte Gepard-Munition frei!  

 

Alles wird gut – wenn man es denn auch tut.   

 

 

Update – 24. Oktober 2022

Alles klar?

In der neusten Cockpit-Ausgabe (10/22) schreibt mein ehemaliger Redaktionskollege Simon Vogt über die Sanicole Airshow und den Auftritt des F-35 Demo-Teams. Auf den belgischen Militärflugplätzen Kleine Brogel und Florennes und dem zivilen Flugfeld Sanicole (in unmittelbarer Nähe zu Kleine Brogel) finden regelmässig grossartige Meetings statt.

 

In diesem Bericht schreibt Simon etwas, was ich zum ersten Mal in einer Schweizer Publikation so lese. Etwas, das Insidern zwar bekannt ist, aber sonst niemanden zu interessieren scheint: «Mit der Einführung des F-35 in der Belgischen Luftwaffe in Florennes (ab 2025) und Kleine Brogel (ab 2027) werden diese Plätze aufgrund der amerikanischen Vertragsbedingungen zu Hochsicherheitszonen. Ein Szenario, das viele andere Betreiberländer auch schon erlebt haben oder erleben werden.»

 

Ja, genauso wird es sein. Auf die Schweiz bezogen: Was bedeutet das für die gemischte zivile/militärische Nutzung der Air Base Payerne? Für das industriell genutzte Emmen? Für die landwirtschaftliche Nutzung von Meiringen? Für die Anwohner, die Zulieferer, die Mitarbeiter, die Spotter?

 

Ich weiss es. Weil ich weiss, was im Ausland Norm ist. Was die US-Behörden einfordern. Was Standard ist. Und diese Standards werden auch wir nachvollziehen müssen. Doch wie war das bisher? Vergleiche zum Ausland wurden simply negiert.  

 

Nächstes Jahr werden die US-Sicherheitsexperten unsere Flugplätze «röntgen». Und die budgetierten 120 Millionen Franken werden wie Wasser auf dem heissen Stein verdampfen …  

 

Es ist ganz einfach so: Welche Sicherheitsmassnahmen implementiert werden, bestimmt nicht armasuisse. Mischnutzung der Flugplätze: bestimmt nicht armasuisse. Sicherheitsanforderungen an die Mitarbeiter, Besucher und andere: bestimmt nicht armasuisse. Und alles permanent beaufsichtigt von US-Sicherheits- und Waffenexperten.

 

Leider unnütz, aber doch erwähnenswert: Europäische Anbieter würden zu Infrastrukturanpassungen Empfehlungen aussprechen; die Umsetzung ja/nein läge jedoch in unseren Händen.

 

Zum Schluss, Zitat Handelsblatt (24.10.2022): «Als gesetzt gelten die Anschaffung des Kampfjets F-35 sowie des schweren Transporthubschraubers Chinook. Bei der F-35 gebe es kein Zurück mehr, da die Maschine für die nukleare Teilhabe Deutschlands unverzichtbar sei, hieß es.» Alles klar?      

             

 

Update – 19. Oktober 2022

Kalte Dusche

Man kann es nicht wegdiskutieren: Mit Salzmann Werner, Tuena Mauro und dem Hans-Dampf-in-allen-Gassen, Hurter Thomas, hat die SVP den F-35-Entscheid entscheidend beeinflusst. Argumente gegen eine Beschaffung wurden weggewischt (Salzmann), nicht verstanden (Tuena) oder rüde niedergemacht (Hurter). Letzterer hat schon beim Gripen-Geschäft unfair gespielt und den Saab-Flieger - wider besseres Wissen – gekillt.

Die SVP-Parteileitung, die Fraktion und auch die Presse (Weltwoche) hielten sich beim Thema NKF jedoch auffällig zurück. Den SiKo-Mannen liess man freie Hand.

Nun stehen diese als Gewinner da und klopfen sich auf die Schultern. Wie lange noch?

Der Deal mit den USA führt uns linea recta in die Abhängigkeit. Strategisch, finanziell, terminlich. Erstens, weil der F-35 seine Stärken nur im grossen Verbund ausspielen kann. Ohne Zusammenarbeit mit der Nato ist das Flugzeug ein zahnloser Hai. Zweitens, weil der Preis erst klar ist, wenn das Fertigungslos mit den US-Kunden ausgehandelt ist. Steht so im Vertrag und wurde von der EFK bestätigt. Und Drittens: Nehmen wir einmal an, dass die Spannungen um Taiwan sich zum Krieg ausweiten und offensive Flugzeuge in grosser Zahl benötigt werden (es gäbe auch andere Szenarien): Glaubt denn in der Schweiz wirklich jemand ernsthaft, dass in diesem Fall die freundlichen Briefeschreiber der US-Botschaft noch wissen, wer Herr Tuena ist? America first!

Langer Rede kurzer Sinn: Mit der Neugründung von Pro Schweiz sind die Nato-Träume ausgeträumt. Das Establishment zeigt den tüchtigen Promotoren und dem VBS wo Bartli den Most holt: Switzerland first!

Werner, Mauro und Thomas als Kollateralschaden. Ihr Flirt mit Viola war desaströs. Jetzt werden sie kalt geduscht.

Flashback: Die Bürgerlichen (alle!) hatten vor der Stopp-Initiative die Hosen voll. Mit der Verwaltung mauschelte man eine Lösung herbei. Heureka!  Und nun die ironische Wendung – Rechtsaussen wird dem neumodischen Interoperabilitäts-Wahn die Flügel stutzen ...

Wenn die ganze Beschaffungsgeschichte nicht so traurig wär’, dann könnte ich mich darüber freuen. Aber Vertrag ist Vertrag, das Geld ist weg, die wirklichen Bedürfnisse (Raketenschutzschild) können nicht abgedeckt werden. Und wir werden ein Flugzeug auf dem Tarmac stehen haben, das für die Kernaufgabe der Schweizer Luftwaffe am wenigsten geeignet ist.

Fortsetzung folgt.     

 

 

Update – 16. Oktober 2022

European Sky Shield Initiative / Hot Mission

Zitat NZZ 13. Oktober: «Waren es bis vor kurzem noch Kampf- und Schützenpanzer moderner Bauart, die sich die Ukraine am dringendsten wünschte, sind es nun Systeme zur Abwehr von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen. «Die Luftverteidigung ist derzeit die Priorität Nummer eins in unserer Verteidigungszusammenarbeit», schreibt der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf Twitter.»

Derweil negieren unsere Schweizer Planer und Beschaffer die wirklichen Bedürfnisse mit trötzeln. Tragisch und traurig zugleich. Fixiert auf ein Bedrohungsszenario aus dem letzten Jahrhundert und folglich einem Doktrin-Tunnelblick haben sie keine Analyse der aktuellen Bedrohungslage vorgenommen – dabei wäre bei der vorliegenden Faktenlage nichts leichter gewesen.

Nur: Man (frau) hätte dann eingestehen müssen, falsche Prioritäten gesetzt zu haben. Das ist natürlich keine Option für unsere Schoiguisten in den VBS Stäben und bei armasuisse …         

Die europäischen Nachbarn haben es verstanden. Sie pushen die European Sky Shield Initiative. Besser spät als nicht.

Bei uns? Der Interoperability- und Luftlage-Hype ist abgeflaut. Schulterklopfen über das erreichte und …. zuwarten … Irgendwann (oder doch eher später) werden die F-35 in der Tagesschau präsentiert, zwar noch schwachbrüstig bewaffnet, etwas teurer (schlappe 2 Mia) und noch lange nicht operationell. Wie lange es dauert, bis eine Staffel voll einsatzfähig ist, hat man den Stimmbürger*innen nicht erklärt. Oder anders gesagt: Man weiss es schlicht nicht, genauso wie bei den Kosten: Ganze 44 der 51 Kostenelemente wurden vom F-35-Projektleiter nur «geschätzt»!

Wir kennen die «Schätzungen» der armasuisse. Aktuellstes Beispiel: Mittholz.

Forderung: Die Schweiz braucht keine Prestige-Flieger, sondern prioritär ein umfassendes Abwehrkonzept für tieffliegende Raketen und Drohnen. Letztere werden immer effizienter und billiger und sind auch eine terroristische Bedrohung. 1000 Infrastruktur-Objekte werden in der Schweiz als systemrelevant und somit als gefährdet identifiziert. Tausend! Aber da kommen noch Abertausende zivile Hotspots dazu – ihr Wohnhaus zum Beispiel, das Einkaufszentrum oder die Kirche. Was ich damit sagen will: Auch die «normale» Bevölkerung ist systemrelevant!

Nun hat aber «die Schweiz» ihren Joker für einen Schutzschild bereits verspielt; die nötigen Mittel für eine umfassende Raketenabwehr wird vom Prestigeprojekt «Luftlagebild» aufgefressen. Ein Trauerspiel der bürgerlichen Volksvertreter*innen, bestehend aus Möchtegernstrategen/Träumern/Losern/Lobbyisten/ich-Lese-keine-englischen-Verträge-Typen/Kleinkaliber-Strategen/ist-mir-doch-egal-Hauptsache-nicht-GSoA.   

Teil 2, Hot Mission. Sie haben es sicher gelesen. Ende September überquerte ein holländisches Privatflugzeug ohne Funkkontakt bei Waldshut die Schweizer Grenze. Zwölf Minuten vor dem Grenzübertritt wurde die Schweiz von den französischen Behörden informiert. In Payerne hob eine Zweierpatrouille zum Luftpolizeidienst ab (Hot Mission). Alles zeitnah und richtig gemacht.

Und nun das Aber: Das im niedrigen Unterschallbereich fliegende Flugzeug wurde in der Region Samedan gestellt, identifiziert und an die italienische Grenze begleitet. Es hatte also unbehelligt das gesamte Mittelland überflogen.  

Nun ist mir rein rechnerisch klar, dass Reaktionszeit plus Flugweg gar keine frühere Begegnung möglich machte. (Kleiner Einschub: Ein weiterer monumentaler Fehlentscheid des VBS war die Schliessung der Militärflugplätze Dübendorf/Sion/Mollis). Realität: Mit dem F-35 hätten unsere Piloten diesem Flugzeug nicht einmal nachwinken können (oder frühestens in Triest …).

Das möchten unsere faktenresistenten Volksvertreter*innen aber lieber nicht hören. Und alle Medien haben die Medienmitteilung aus dem VBS artig abgedruckt. Nachdenken? Nein. Recherchieren? Puh. Kombinieren? Lieber nicht. Well done, colleagues.    

Gute(?) Geschichten sollen mit einem Happy End abschliessen. Here we go: Unsere F-35-Luftlagebild-Luftwaffe hätte nach diesem Vorfall einen perfekten Bericht über den Eintritt in die Schweiz (wo, wann, Flughöhe, Geschwindigkeit), den geflogen Kurs über der Schweiz (wo, wann, Flughöhe, Geschwindigkeit) und das Verlassen der Schweiz (wo, wann, Flughöhe, Geschwindigkeit) an die Presse übermittelt.

Vielleicht – analog den Verkehrsmeldungen im Radio – in Zukunft gar vor den Nachrichten? (Beispiel «Wie unsere Luftlagespezialisten berichten, haben Raketen unbekannter Herkunft bei Basel die Grenze überquert und anschliessend den Hauptbahnhof und zivile Ziele im Bereich Dornacherstrasse sowie Tanklager und Chemiebetriebe angegriffen. Wer noch Türen und Fenster hat, soll diese sicherheitshalber schliessen. Die Luftwaffe beobachtet die weitere Entwicklung aufmerksam»)

Gute Geschichten enden (zu) oft schlecht.    

 

 

Update – 11. Oktober 2022

Raketenangriffe auf Kiew und andere Grossstädte (Bildstrecke NZZ) - Luftlagebild

Die NZZ berichtet regelmässig und kompetent über den Raketen- und Drohnenterror der Russen. Die Bildstrecke vom 11. Oktober zeigt die Zerstörung und das Elend der Bevölkerung – wahrhaft bedrückende Bilder.

Seit Beginn meiner Blogeinträge weise ich darauf hin: Eine wirkliche Sicherheit für unsere Bevölkerung und Infrastruktur gibt es nur mit einem umfassende Lenkwaffen- und UAV-Abwehrsystem für den unteren und untersten Luftraum. Stellen wir alle angemeldeten Forderungen des Heers und der Luftwaffe zurück und tun endlich, was zu tun ist!

Die Realität sieht allerdings anders aus. Unsere Beschaffer sonnen sich im geglückten «Taktieren» beim F-35-Kauf. Ich weiss, dass sich die Jungs diebisch über ihr Buebetrickli freuen. Und ich freue mich, dass ich weiss wer, wann, wo. To follow up.

Nun haben die versammelten Sandkastenexperten*innen ihr Prestigeprojekt bekommen. Luftlagebild! Stealth! In die Nato eingebunden! Strahlende Gesichter bei den Piloten! Und nun? Wer, zum Teufel, fühlt sich zuständig für den Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur?

NZZ-Sicherheitsexperte Häsler hat mit seiner VBS-Hofberichterstattung wesentlich zum F-35-Kauf mit beihgetragen. Ziel erreicht! Für die echte Kriegsberichterstattung und -analyse sind bei der NZZ andere Journalisten zuständig. Gut so. Diese berichten, was Sache ist. Russische Kampfflugzeuge? Net. Helikopter? Neskol’ko.

Ich schlage das Wort Luftlagebild als Wort des Jahres 2022 vor. Oder noch besser: als das Unwort des Jahres.  

 

 

Update – 17. September 2022

000.000.000 und Missverständnisse

Neun Nullen.

Neun Nullen: Nein, das ist nicht die Sicherheitskommission des Nationalrats, das wäre zu beschönigend. Bei der SiK Ständerat jedoch trifft es plus/minus zu.

Neun Nullen: Eine Milliarde. Tausend Millionen!

Mit solchen Zahlen spielen die Bürgerlichen ihr Trauerspiel: Eine Machdemonstration der Ignoranz. In seltener Geschlossenheit. Die Duma lässt grüssen.

Krieg benebelt die Sinne. Geschlossenheit ist kein demokratisches Gütesiegel, im Gegenteil.  Schafe im dichten Nebel.   

Auf der anderen Seite: Wenn wirklich alle zustimmenden Parlamentarier*innen der festen Überzeugung sind, dass die Verträge wasserdicht und der F-35 die bestmögliche Lösung für unsere Luftwaffe sind, dann muss ich mich dieser Duma-Diktatur beugen. Zähneknirschend und im Wissen, dass später niemand verantwortlich sein wird.

Frau Amherd streut in ihrem NZZ Interview ein ganz klein wenig Asche auf ihr Haupt. Die fehlende Kommunikation mit ihren BR-Kollegen Maurer und Cassis war ein «Missverständnis». Eigentlich ist das Eingeständnis eines Fehlers anerkennenswert. Aber dieses von Hofberichterstatter Häsler initiierte und von Chefstratege Kalbermatten redigierte Interview ist zu durchsichtig. Schlechte PR von einem schlecht geführten Departement.    

Allerdings ist die Wortwahl nun vorgegeben. Zwei Milliarden Kostenüberschreitung? Ein Missverständnis. Der Brief der US-Botschaft? Ein Missverständnis. Terminprobleme, politische Implikationen, Nato-Abhängigkeit? Alles nur Missverständnisse.

Schöne heile Welt der Missverständnisse. Wer kann da nur böse sein?

Themawechsel. In der neusten Ausgabe der ASMZ erschien ein interessanter Artikel zum Ukraine-Krieg: «Russlands Raketenterror gegen die Ukraine». Hans Peter Gubler hatte ausgezeichnet recherchiert. Und bestätigt damit (wahrscheinlich ungewollt), was ich an dieser Stelle immer schreibe: Wir brauchen dringend einen Schutzschild für den unteren und untersten (Kampfdrohnen) Luftraum. Die F-35 und die neue Bodluv tragen Null zu diesem wahrscheinlichsten Bedrohungsszenario bei. Null!

Schutzschild für die Bevölkerung? Sofort? Das Prestige- und Machtdemonstrationsprojekt F-35 wird genau dieses verhindern. Die Luftwaffe erhält ihr Interoperabilitäts- und Luftlagebildspielzeug. Für weitere Beschaffungen stehen nun andere Waffengattungen parat.

Unsere Verteidigungsstrategie – ein einziges Missverständnis …     

 

 

Update – 12. September 2022

Bürgerliche Staatsgläubigkeit - Diktat der Verwaltung – Stimmbürger belogen – SVP-Harakiri – GLP? - Liebe Weltwoche

Bürgerliche Staatsgläubigkeit: Die ehemals stolze und staatstragende FDP rutscht immer mehr in die Bedeutungslosigkeit ab. Bald wird die Partei nur noch einen Sitz im Bundesrat innehaben. Ende der 1970er-Jahre gab es ein (kurzes) Zwischenhoch. «Mehr Freiheit – weniger Staat» polarisierte und liess auf Besserung hoffen. Nun, Thierry Burkart war damals noch nicht einmal eingeschult. Heute ist die «weniger-Staat-Partei» der unkritische F-35-Lautsprecher der Verwaltung. Lieber Show als Kompetenz. Poor you.

Diktat der Verwaltung: Mit dem Entscheid für den F-35 hat die Verwaltung staatpolitische Sachzwänge geschaffen. Ein Flugzeug, das seine Stärken nur im Verbund mit anderen Luftwaffen ausspielen kann, ist ein Widerspruch (Verletzung) unserer autonomen Verteidigungsstrategie. Die armasuisse hat den Evaluationsprozess so gestaltet, dass nur ein Flugzeug (das Wunschflugzeug der Luftwaffe!) als Sieger der Evaluation feststehen konnte. Das Erstaunliche dabei: Bürgerliche Politiker nehmen diese Trickserei widerspruchslos hin. Noch mehr: Sie überbieten sich gar mit Rechtfertigungen. Nato light, Nato Teilintegration. Zeugnisnote: Schwatzhaftigkeit.   

Stimmbürger belogen: Beim Kernauftrag Luftpolizeidienst/Luftverteidigung übertreffen Eurofighter/Gripen/Rafale/Super Hornet den F-35 deutlich. Diese Flugzeuge wurden (auch) für den Defensiveinsatz konzipiert und bieten deutlich bessere Bewaffnungsalternativen. In der Abstimmungsbotschaft zum NKF war keine Rede von Interoperabilität (sprich: im Nato-Verbund), kein Hinweis auf die Priorität «Luftlagebild». Wer der Vorlage mit einem Ja zustimmte, dachte richtigerweise an Luftpolizeidienst und Luftverteidigung. Wer damals Ja sagte wurde getäuscht (belogen!). Walliser Schlitzohrigkeit.   

SVP-Harakiri: Zufall oder Pech – gleich beide Sicherheitskommissionen der Räte werden von SVP-Männern präsidiert. Der Ständerat vom ehrbaren Steuerbeamten Salzmann aus dem Kanton Bern. Bei Oberst Salzmann durchzuckt mich immer ein «Gebt ihm doch ein Kavallerie Regiment!» Gedankenblitz. Mauro Tuena ist sein NR-Pendent. Ihm würde ich kein Regiment anvertrauen; aber als Herold der armasuisse macht er seine Sache gut (ich meine, er verkündet die vorbereiteten Texte des VBS fast fehlerfrei - als die seinen). Lange Einführung, kurze Zusammenfassung: Beide promoten das grösste Rüstungsgeschäft der Schweiz ohne Wenn und Aber. Vertragliche Details, Kostenwahrheit, die Rolle von armasuisse, politische Implikationen? Alles Wurscht. Während Christoph Blocher die Neutralität klar definieren will, steuern seine unguided missiles die SVP schnurgerade in die internationale Abhängigkeit. SVP-Harakiri. Wer stoppt die beiden? Quintessenz: Die SVP führt uns in die Nato. Absurdistan total.     

                       

GLP? Die Erfolgspartei träumt von mehr (Bundesratssitz). Die «netten» Grünen reiten auf der Erfolgswelle. Die Tesla-Fraktion bewirtschaftet Themen, die nicht weh tun. Eine gute Strategie, aber irgendwann muss die (zukünftige) Regierungspartei auch das ganze Spektrum der Politik abdecken. Und damit (zum Beispiel) aus ökologischen Gründen den überlauten und übermässig spritverbrennenden F-35 ablehnen. Ich hoffe, das G von GLP steht nicht nur für militärisches Olivgrün. Nachtrag: GLP Nationalrat Beat Flach ist (war) als Sprecher des Duro-Geschäfts verantwortlich für diesen Beschaffungsskandal. Die Partei hat also etwas wiedergutzumachen. Herr Grossen, antreten zum Appell!  

 

Liebe Weltwoche: Ich habe Dir das Abo gekündigt. Wöchentlich lässt Du den abgewählten Mörgeli über Leute herziehen und sie zu verunglimpfen. Frust und Enttäuschung sind keine journalistische Legitimität. Ich will Fakten und (andere) Meinungen, aber kein trauriges Psychogramm eines Gnadenbrot-Schreibers. Das ist aber nur ein Kündigungsgrund. Nummer 2: Du hast es bisher nicht geschafft, nur einen einzigen vernünftigen (geschweige denn Weltwoche-kritischen) Bericht zum Thema NKF zu schreiben. Sackschwach. Was machst Du eigentlich, wenn Dir die letzten hundert Abonnenten weggestorben sind?                    

 

 

Update – 23. August 2022

 

Energiekrise

 

Kein Gas, kein Strom sprich: kalte Häuser! Die Wohlfühlschweiz bibbert schon jetzt dem kommenden Winter entgegen. Kaum ist Covid (scheinbar) vorbei, steht die nächste «Krise» vor der Tür. 

 

Wer einmal Zug fährt ist ÖV-Experte. Wer eine Wohnung hat (ein Auto, ein Gasgrill) ist Energieexperte. Und wer ein langes Gedächtnis hat («das war vor 30 Tausend Jahren schon so») ist Klimaexperte.

 

Ein gesegnetes Land, in dem jeder sein eigener Experte sein darf.

 

Umso verwunderlicher, dass unser Parlament von Nichtexperten strotzt. Keine Behauptung von mir, sondern protokollarisch festgehalten:  

 

Die Kommission nimmt Kenntnis vom Bericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) über das Risikomanagement des Programms Air2030. Nachdem ihr der Bericht von einer Vertretung der EFK präsentiert worden war hat sie sich mit dem Artikel des F/35A-Beschaffungsvertrags über den Festpreis befasst und ist grossmehrheitlich zum Schluss gekommen, dass diese Bestimmung die Position von Armasuisse stützt.

 

Was für ein Armutszeugnis. Sie haben es schlicht nicht kapiert (kapieren wollen)!

 

Bauchgefühl, Ignoranz, parteipolitische Spielchen, Lobbyismus. Da haben Fakten, Nachdenken und Schlussfolgern keinen Platz. Wirkliche Expertise (EFK) wird ad absurdum geführt.

 

Oder soll ich etwas nachsichtiger sein? Mitholz kostet, nach heutigem «Wissensstand», ja auch nur eine schlappe Milliarde mehr. Another disaster made by armasuisse.  

 

Nehmen Sie es sportlich, Frau Bundesrätin. Als zukünftige EJPD-Chefin werden die Grünen Ihre Suppe auslöffeln müssen.

 

Energiekrise im Parlament: Es fehlt schlicht und einfach die Energie, die verfassungskonforme Kontrollfunktion auch wahr zu nehmen. Das ist die eigentliche Krise in unserem Land. Grossmehrheitlich.  

 

 

Update – 7. August 2022

 

Grundlagenirrtümer

 

In der NZZ vom 3. August hat Georg Häsler unter der Überschrift

«Der Kampf um den Kampfjet: Wollte Viola Amherd einen Europäer? Und was genau wusste sie? Eine Rekonstruktion» interessante Details zusammengetragen. Das bundesrätlichen Krüsimüsi wer-hat-wann-was-gesagt-und-wer-hat-wann-was-gemacht-oder-nicht-gewusst-oder-doch-gewusst-respektive-spielt-jemand-falsch-und-wer-blufft? stellt unsere Regierung in ein schlechtes Licht.

 

Nun könnte man über diesen Schwank aus Bern lachen. Aber leider benennt der Autor die wirklichen Player der Seifenoper nicht. Und geht, trotzt Ankündigung «einer Rekonstruktion», nicht auf die eigentliche Ursache der Krise ein. Häsler kratzt an der Oberfläche, seine F-35-Kampagne führt er mit dem Zitat «Der F-35 wird in der westlichen Welt zum neuen Standard. Das garantiert hohe Stückzahlen und führt damit zu tieferen Kosten» unverändert fort.  

 

Aber die F-35-Beschaffung ist kein Berner Schwank. Es ist eine tragische Aneinanderreihung von Grundlagenirrtümern.  

   

Irrtum 1: Im F-35-Geschäft lag die Führung nicht beim Bundesrat, sondern bei Beamten, Staatsekretärinnen, bei PR- und persönlichen Beratern. Sie kochen vor, schmecken das Essen ab und servieren es. Auslöffeln müssen es andere.

 

Irrtum 2: Der F-35 ist nicht das günstigste und bestgeeignete Flugzeug. Was den Preis betrifft hat der Bericht der EFK aufgezeigt, was kluge Kritiker schon immer wussten: Die Aussage des VBS über Fixpreise ist nicht konsistent. Wer die Verträge nicht gelesen oder nicht verstanden hat soll nun einfach schweigen.   

 

Die Aussage «bestgeeignet» ist ebenso irrelevant. Der Evaluationsprozess war so angelegt, dass nur der F-35 gewinnen konnte. Luftwaffe und armasuisse wussten genau, was und wie. Hier liegt die Ursache der Beschaffungskrise. Doch - wer schon zu Beginn trickst, dem fliegen irgendwann die Fakten um die Ohren.  

 

Irrtum 3: Oft geschrieben und doch nicht wahr: «Der F-35 wird zum westlichen Standard». Richtig ist: Der F-35 wird zum Standard von offensiv und im Verbund operierenden Luftwaffen (Nato) und dient auch der nuklearen Abschreckung. Klassischer Luftpolizeidient/-verteidigung werden in Europa auch in weiter Zukunft von einer zahlenmässig viel grösseren Flotte von Flugzeugen der 4. Generation wahrgenommen werden.

 

Irrtum 4: Beim Kernauftrag Luftpolizeidienst/Luftverteidigung übertreffen Eurofighter/Gripen/Rafale/Super Hornet den F-35 deutlich. Diese Flugzeuge wurden (auch) für den Defensiveinsatz konzipiert und bieten deutlich bessere Bewaffnungsalternativen. Der F-35 ist für unsere Bedürfnisse das am wenigsten geeignete Flugzeug.

 

Irrtum 5: Hohe Stückzahlen führen zu niedrigen Kosten. Wer im internationalen Rüstungsgeschäft von Skaleneffekten spricht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen … Wer von den national- und ständerätlichen Lautsprechern war jemals in Vertragsverhandlungen eines Rüstungsgeschäfts involviert? Also, quiet please.

    

Irrtum 6: Jetzt wird eine Neuinterpretation der Neutralität diskutiert und eine Annäherung an die Nato portiert. «Interoperabilität» ist in aller Munde. Dies alles als Folge der unbedachten F-35-Beschaffung: Der technische Entscheid der armasuisse zwingt die Schweiz zu einer politischen Grundsatzdebatte und spaltet die Bevölkerung anstatt zu einen. Das ist unerhört! Siehe auch Irrtum 1.  

 

Irrtum 7: Dass die Befürworter den Ukraine-Krieg als Argument für die Dringlichkeit der NKF-Beschaffung anführen ist falsch und billig. Genau das Gegenteil ist nämlich der Fall: Dieser Krieg zeigt exemplarisch, welche Mittel zum Schutz der Infrastruktur und Bevölkerung nötig sind: Eine bodengestützte Abwehr von Lenkwaffen und Drohnen für den unteren und untersten Luftraum (analog Iron Dome, Drone Dome).   

           

Halten wir fest: In der Abstimmungsbotschaft zum NKF war keine Rede von Interoperabilität (sprich: im Nato-Verbund), kein Hinweis auf die Priorität «Luftlagebild». Wer der Vorlage mit einem Ja zustimmte, dachte richtigerweise an Luftpolizeidienst und Luftverteidigung. Wer damals Ja stimmte, wird jetzt eiskalt geduscht.    

 

 

Update – 24. Juli 2022

 

Hört auf!

 

Hört auf zu behaupten, dass die «Linke» den F-35 aus armeefeindlichen Gründen keine Kampfflugzeuge beschaffen will. Das ist nachweislich falsch und damit unredlich.

 

Hört auf zu behaupten, dass alle F-35-Kritiker armeefeindliche «Elemente» sind. Im Gegenteil: Die Kritiker aus bürgerlich-liberalen Kreisen stehen aus Überzeugung zur Armee und exponieren sich gerade darum gegen diese völlig irrwitzigen Beschaffungspläne.

 

Hört auf zu behaupten, dass die Verträge mit den USA wasserdicht und kostenwahr sind. Diese Behauptung wurde von der EFK wiederlegt.

 

Hört auf zu behaupten, dass die Verträge mit den USA wasserdicht und kostenwahr sind. Die SiK-Mitglieder haben die Verträge nicht einmal gelesen!

  

Hört auf zu behaupten, dass der F-35 «das am besten geeignete Flugzeug für die Schweiz ist». Die technischen Daten sagen etwas anders: Der F-35 ist für die Schweizer Bedürfnisse das am schlechtesten geeignete Flugzeug (aus der Testreihe mit Eurofighter, Super Hornet, Rafale, Gripen).

 

Hört auf zu behaupten, dass die US-Botschaft eine verbindliche Preiszusicherung macht. Weil die US-Botschaft solches a) rechtlich gar nicht kann und b) mit jedem neuen Botschafter (Wahlen in den USA) neue Prioritäten gesetzt werden (Beispiel Freihandelsvertrag).

 

Wer lobbyieren will, soll das tun. Aber ohne Lügen, Behauptungen und unwahren «Argumenten».

 

Was allerdings weiterhin gesagt werden darf, da im Kern richtig: Beim IPMA Global Project Excellence Award in St. Petersburg erreichte das Projekt «Neues Kampfflugzeug» den dritten Platz. Bewertet wurde starke Führung, klare Zielorientierung und solide Prozesse. Sieger wurde die einheimische Sberbank of Russia mit dem Projekt «Sber Antifraud 2.0»(!). Wow!

 

Nun, unsere Sportministerin wird stolz sein auf diesen Erfolg. Und das hat sie als VBS-Chefin auch so kommuniziert. Die Sberbank ist ein Leuchtturm der Tugendhaftigkeit. Äh?  

 

Jetzt stellt sich noch die Frage, wie der GRU die Beschaffungsprozesse der Schweizer Behörden im Detail bewertet. Reicht es auch zu einer Bronzemedaille? Und: Was meint die Bundesanwaltschaft dazu?                  

 

 

Update – 21. Juli 2022

 

Dinky Toys (2)

 

Das Dinky Toys-Prinzip feiert Hochkonjunktur (siehe auch Blog vom 12. Mai). Die vom VBS der SiK Ständerat vorgelegte Mehrjahresplanung enthält so ziemlich alles, was (traditionelles) Armeeplanungs-Denken sich erträumt. Die Geldflut trübt die Sinne.

 

Die Erkenntnisse aus dem Ukraine-Krieg sind nur bedingt in die Überlegungen eingeflossen. Neue, innovative Ansätze sind kaum erkennbar und bleiben leider marginal. (Fast) alle Waffengattungen wollen aufstocken und erneuern. Schweres Gerät anstelle smarter und effizienter Mittel.

 

Nur die Luftwaffe hält sich mit Forderungen zurück. Aber das hat seine Gründe, siehe Punkt 1 & 2. Kurz: Die Wunschliste ist losgelöst von jeglicher Realität. Und sie enthält zentrale Fehlüberlegungen:

 

  • Die Planung geht davon aus, dass mit jedem Jahr mehr Mittel zur Verfügung stehen. Nun wird sich aber das F-35-Geschäft um mehr als eine Milliarde verteuern. Werden dann andere Beschaffungen zugunsten der Luftwaffe zurückgesteckt? Oder folgen Zusatzkredite?

 

  • Die bestellte Bewaffnung für den F-35 ist ein Witz (Grund: Kostenkosmetik). Das wissen die VBS-Verantwortlichen natürlich auch. Aus politisch-taktischen Gründen ist dieses Thema zum jetzigen Zeitpunkt aber ein Tabu; erst wenn alles in trockenen Tüchern ist wird – für sehr viel Geld – die erforderliche Anzahl Lenkwaffen eingekauft. Auch dies auf Kosten der Bedürfnisse aus dem Heer?

  • Selbst wenn man die «Wunschliste» des VBS unkritisch durchwinken würde bleibt die Frage, wie der zukünftige Personalbestand der Armee dieses Mehr an Mitteln absorbieren soll. Verlängerung der Dienstzeit? Mehr weibliche AdA? Frau Amherd wird an ihrem 10%-Ziel gemessen werden. Oder (wie bei uns üblich) eben nicht ...  

 

  • Wie hier schon oft geschrieben: armasuisse wird mit diesen zusätzlichen Beschaffungen noch überforderter sein. Das wissen zwar alle Insider, aber: Die Kuh, die man melken will, soll man nicht schlachten.

 

  • Es fehlen in der Wunschliste effiziente, kostengünstige und zielgenaue Kampfdrohnen für wirkungsvolles Feuer. Es fehlt ein Konzept für ein autonomes Backup-Kommunikationssystem und es fehlt an Überlegungen, wie die Armee alle Dienste und Einheiten von der öffentlichen Stromversorgung unabhängig macht (Generatoren). Es fehlen weiter Transport- und Kampfhelikopter. Logisch: man will zum aktuellen Zeitpunkt und mit Blick auf das wacklige F-35-Geschäft die Bedürfnisse der Luftwaffe nicht überstrapazieren. Zwar logisch, aber falsch.  

 

  • Ganz besonders fehlt - ich wiederhole mich - der Wille, mit bodengestützten Mitteln den unteren und untersten Luftraum zu schützen. Gegen bewaffnete Drohnen, Kleinstdrohnen(-schwärme), Lenkwaffen und ungelenkten Rakentenbeschuss, Artillerie- und Mörserfeuer sowie Luft-Bodenraketen. Auch wenn die F-35-Promotoren der Politik und Presse dies nicht wahrhaben wollen, diese Aufgabe muss mit Prio 1 angegangen werden.

 

Der Geldfluss vernebelt die Sinne. «Luftlagebild», Nato-Schulterklopfen und neues, schweres Gerät: ein politisch-militärisches Trauerspiel.     

 

 

Update – 8. Juli 2022

 

Dosto am Schweizer Himmel

 

SBB-Chef Vincent Ducrot zum Debakel um den FV-Dosto: «Bombardier hat mit Abstand die beste Offerte eingereicht» (NZZ vom 6.7.2022).

 

VBS-Chefin Viola Amherd zum Debakel um die F-35-Beschaffung: «Es handelt sich um das beste und günstigste Angebot». (Jungfrauzeitung vom 17. Februar 2022).

 

Wunschträume vs Machbarkeit. Die Parallelen sind offensichtlich.

Offensichtlich ist auch, dass sich die Verantwortungsfrage nie stellt.

Beim Mirage-Skandal war Frau Amherd zwei Jahre alt. Das kann aber keine Rechtfertigung sein.

 

 

Update – 25. Juni 2022

 

Strategische Fehler  

 

Der Verkauf der RUAG-Sparte Ammotec ins Ausland war ein strategischer Fehler. Und die Umstände um den Verkauf sind fragwürdig – so wurde z.B. der Verkaufspreis dieser bundeseigenen Unternehmung nie kommuniziert (siehe auch Weltwoche: Munitionsfabrik zum Schleuderpreis).  

 

SR Salzmann hat sich zurecht gegen einen Verkauf verwehrt. Sein Wort hatte kein Gewicht. Sein Ständeratskollege Burkart hat ihn mit einem Kurz auf den Rücken gelegt. Gewiefter Anwalt (mit Schwester in «Beraterfunktion») versus ehrbaren Steuerbeamten des Kantons Bern: eine ungleiche Paarung. Die Schiedsrichterin (Amherd) stand nichts tuend dabei.

 

Nun würde jeder (Spitzen-)Schwinger für das nächste Fest auf Rache sinnen, seine Strategie überdenken. Nicht so Salzmann. Im Gleichschritt mit Amherd und Burkart promoted er ohne Wenn und Aber den F-35.

 

Weshalb nur? Ich sage: Wer diesem Deal zustimmt ist entweder militärstrategisch von vorgestern, wirtschaftspolitisch unqualifiziert oder verfolgt eine «Strategie» des eigenen Vorteils. Es ist nun wirklich an der Zeit, dass ALLE involvierten Parlamentarier – insbesondere die Mitglieder der SiK NR und SR! -  ihre Abhängigkeiten offenlegen.

 

                         

Update – 8. Juni 2022

 

Fassen wir zusammen

 

Seit ziemlich genau einem Jahr äussere ich mich an dieser Stelle zur verfehlten Kampfflugzeugbeschaffung. Mein Treiber? Meine Berufserfahrung in der Industrie (Verträge lesen!), meine Zeit als Chefredaktor des Aviatik-Fachmagazins Cockpit (10 Jahre) und meine Erfahrung als Vertreter eines ausländischen Rüstungskonzerns in der Schweiz (Debakel Bodluv 2020).

 

Neu im Ruhestand und frei von Mandaten kommt eine weitere Motivation dazu: Das ignorante Ausblenden von Fakten bei unseren Entscheidungsträgern in NR und SR.     

 

Fassen wir zusammen:  

       

Seit dem Ende des Kalten Krieges verfügt die Schweiz über keine überarbeitete Armee- und Verteidigungsstrategie. Es ist verantwortungslos, unter diesem Vorzeichen Grossbeschaffungen zu tätigen (und nachträglich, heute fast im Wochentakt, strategische Argumente herbeizureden).

 

Mit 50komma1 Prozent Ja-Stimmen hiess die Schweizer Stimmbevölkerung den Kredit für neue Kampfflugzeuge gut. Bei diesem äusserst knappen Resultat hätten im VBS alle Alarmglocken schrillen müssen. Aber das Gegenteil war der Fall: BR Amherd gab der Verwaltung grünes Licht zur Beschaffung des Wunschkandidaten F-35 und gab damit ihre Führungsverantwortung ab. Noch skurriler: Der Chef armasuisse trat bei diesem Geschäft in den Ausstand(!). Dem Dinky Toys-Prinzip standen die Türen offen. Siehe auch meinen Blog vom 12. Mai.

 

Die Schweiz braucht keine offensiven Nuklearwaffenträger, sondern defensiv geeignete Kampfflugzeuge für den täglichen Luftpolizeidienst und für die Abwehr von Feindflugzeugen, die im Konfliktfall in unseren Luftraum eindringen (wie in der Botschaft zur Abstimmung festgehalten). Feststellung: Die Wahl des F-35 ist im Vergleich zu den Mitkonkurrenten das am wenigsten geeignete Flugzeug für den Auftrag gemäss Abstimmungsbotschaft (Leistungsdaten). Der F-35 ist aber auch politisch die falsche Wahl: Man stösst unsere europäischen Nachbarn (Wertegemeinschaft) vor den Kopf und begibt sich in eine unentrinnbare finanzielle und politische Abhängigkeit der USA. Ich kann mir kaum ausmalen, was in der Schweiz passieren wird, wenn bei den nächsten US-Präsidentschaftswahlen Donald Trump oder einer seiner Adlaten (America first!) an die Macht kommen. Erklärungsnotstand pur. 

  

Die Schweiz braucht keine 36 Flugzeuge. Diese Zahl ist nur Bestandswahrung (aktuell: 3 Staffeln). Der gesamte Beschaffungsprozess war von vorherein so ausgerichtet, dass nur die F-35 und 36 Exemplare «Gewinner» dieses Fake-Prozesses sein konnten. Lesen Sie dazu bitte auch meinen Blog vom 25. Mai.

 

Was die Schweiz DRINGEND braucht: Eine flächendeckende Lenkwaffenabwehr für den unteren und untersten Luftraum. Das ist zwar bei Insidern (nicht: VBS/armasuisse) schon lange bekannt, hat aber mit den tragischen Erfahrungen aus der Ukraine eine noch eine höhere Aktualität bekommen. Während unsere «Experten» noch immer von Interoperabilität und Nato-fast-vielleicht-ziemlich-oder-vielleicht-auch- nicht-Kooperationen oder moderaten «Neutralitätsanpassungen» fabulieren, ist ihnen der unmittelbare Schutz der Bevölkerung ganz einfach Wurst. Wir brauchen keine «Mavericks», die vom beschädigten Flugplatz Payerne aus (sowieso) nicht starten können. Wir – das heisst wir Alten, Frauen, Kinder und Nichtdienenden - wollen geschützt sein vor Raketen, Artillerie- und Mörserbeschuss, vor tieffliegenden Kampfdrohnen und Hyperschalllenkwaffen! Das ist der Hauptauftrag an unsere Chefin VBS, an unsere Politik! Handeln Sie, Frau Bundesrätin, Herren Salzmann, Burkart & Co.!

 

Wir brauchen keine Schweizer Illustrierte-Show-Luftwaffe. Wir benötigen dringend einen Schutzschild à la Iron Dome und Drone Dome. Ich habe an dieser Stelle schon einmal gefragt: Welche Wirkung hätte unsere zukünftige Bodluv-Beschaffung im Ukraine-Krieg gehabt? Ich sage es Ihnen: keine.

 

Konsequenz: die F-35-Beschaffung stoppen. Die Mittel freimachen für eine umfassende, flächendeckende Abwehr mit bodengestützten Lenkwaffensystemen. Dazu maximal 20 Flugzeugen europäischer Bauart für den Luftpolizeidienst. Welcher Politiker hat den Mut, diese Forderung zu übernehmen? Die Zustimmung und die Herzen werden ihm/ihr zufliegen.

 

Beschaffungen: Nun sollen diese jährlich um zwei Milliarden aufgestockt werden. Alarm! Die armasuisse ist weder fachlich noch ressourcenmässig imstande, Grossaufträge fachlich, terminlich und finanziell abzuwickeln. Die neuen Begehrlichkeiten und die Geldflut werden im Desaster enden. Auch, weil die Kontrolle fehlt. Die Chefin VBS steht abseits und die Mitglieder der SiKs sind die (gewählten) Abnicker unserer Nation.

 

Obige Aussage ist eine Bestandesaufnahme. In den letzten 20 Jahre reihen sich die Beschaffungsskandale auf eine endlose Kette auf. Ohne politischen Willen, die armasuisse umfassend zu reorganisieren, sind unsre Milliarden für das Güllenloch.  

    

Dass der F-35-Deal weder rechtlich noch finanziell in trockenen Tüchern ist, habe ich in diesem Blog schon oft artikuliert. Das Gegenteil ist der Fall. Warten wir doch einfach den Bericht der EFK ab.

 

 

Update – 1. Juni 2022

 

Breaking News, Zitat BR Amherd

 

1. Juni, 10vor10: Es ist vorgesehen, dass wir studieren … Ja, machen Sie das. Einmal, zweimal, noch besser: immer!

 

Studieren Sie, wie viele intelligente Leute zuvor, https://sichereschweiz.ch/wiki/index.php/Hauptseite.

 

Update – 25. Mai 2022

 

Politik

 

Begonnen hat eigentlich alles so, wie es schon immer war: Das VBS sagt, was es sich wünscht und die armasuisse legt den Evaluation-Prozess dergestalt auf, dass … Sie wissen schon. Beispiel: der BODLUV 2020-Skandal.

 

Aufgearbeitet wurde diese Affäre allerdings nie; es sind bei armasuisse noch immer dieselben Personen in derselben Funktion. So ist es nicht verwunderlich, dass die F-35-Fans bekamen, was sie wollten. Entgegen jeder militärischen, politischen oder finanziellen Logik. Aber das ist bei Armee-Beschaffungen egal. Die bürgerlich dominierten Sicherheitskommissionen winken alles durch, wer Fragen stellt ist ein Defätist.

 

Einschub. Erste Kritik am Auswahlverfahren wurde von der armasuisse schnell pariert. Beim IPMA Global Project Excellence Award in St. Petersburg erreichte das Projekt «Neues Kampfflugzeug» den dritten Platz. Bewertet wurde starke Führung, klare Zielorientierung und solide Prozesse. Sieger wurde die einheimische Sberbank of Russia mit dem Projekt «Sber Antifraud 2.0»(!). Genial. In bester Gesellschaft.  

 

Liebe Leser. Das ist nicht Fake, keine Propaganda, keine Ironie – das ist unsere Realität. Ich hoffe nur, dass dieser Award zwischenzeitlich von den Wänden der armasuisse entfernt wurde.

 

Ich will an dieser Stelle nicht auf technische und finanzielle Fehlentscheide eingehen. Lesen Sie dazu bitte meinen Blogeintrag vom 5. Mai. Die Fakten sprechen für sich selbst. Und: Warten wir doch zunächst einfach den Bericht der EFK ab.                 

    

Was mich an dieser Stelle jedoch besonders beschäftigt, ist die politische Dimension. Begonnen damit, dass das VBS die Bundesräte Cassis und Parmelin mit dem nicht abgestimmten Entscheid zu Statisten degradierte.

 

Daraus hat das VBS – Frau Amherd – aber nichts gelernt. Mit dem stetig stärkeren Gegenwind treibt die Verwaltung ihre Chefin zu einer sich immer schneller drehenden Spirale der Eskalation. Nicht, weil der Krieg in der Ukraine eine unmittelbare Gefahr für die Schweiz darstellen würde. Sondern weil mit allen Mitteln der F-35-Fehlentscheid legimitiert werden muss. Ihren Komparsen fallen jede Woche immer neue und noch absurdere Argumente ein, um den Kauf zu rechtfertigen. Es wird mir bang, wie unsere Krisenmanager kriseln.  

  

Und bei allem wird vergessen: Wer macht bei uns eigentlich die Aussenpolitik? Süssli? (eher nein), Pälvi Pulli? (eher ja), Sonderegger? (kein Kommentar), Amherd? (Kalbermatten). Zeit, dass der Bundesrat als Ganzes das Heft wieder in die Hand nimmt.

 

Bei all diesen verwirrten Träumen von Interoperabilität und Nato-Kooperation geht das Naheliegende vergessen: unser Nachbar Österreich. Es würde uns gut anstehen, sich mit unserem neutralen Nachbarn abzustimmen. Sowohl strategisch (offene Flanke im Osten), als auch für eine vertiefte Zusammenarbeit der Luftwaffen und den Bodentruppen. Ich weiss, mit welcher Arroganz unsere Militärexperten nach Österreich schauen. Nur: Überheblichkeit und Grossmachtfantasien sind keine Schweizer Eigenschaft.         

 

 

Update – 23. Mai 2022

 

Neue Wörter braucht die Schweiz

 

Aussergewöhnliche und unerwartete Ereignisse stressen auch sprachlich. Es fällt nicht leicht, die richtigen Worte zu finden.

 

War das früher anders? Vielleicht. Wir Vorgestrigen verwendeten jedenfalls Wörter, die später - leider - in den Gefrierschrank gelegt und vergessen wurden.

 

Beispiel: der Wendehals. Die weibliche Form (die Wendehälsin) gab es damals noch nicht.

 

Beispiel: Eine noch ältere (schweizerische) Wortschöpfung aus dem 2. Weltkrieg.  

Die Anbauschlacht (wird im aktuellen Duden nicht mehr geführt).

 

Ausdrücke also, die klar für sich sprechen.

 

Sich heute zu erklären, fällt vielen schwer. So greift man gerne Wortschöpfungen aus dem Ausland auf. Auch national-konservative Politiker. Diese - die Wörter – bürgen für Kompetenz.

 

Beispiel: Zeitenwende. So schön kreativ und poetisch kann unsere Sprache sein! Und so grauslich. (Sprach-)Historiker werden verstehen, dass ich die Assoziationen zu diesem Wort nicht «ausdeutschen» will.  

  

Beispiel: Interoperabilität («Schatz, wie schreibt man dieses idiotische Wort schon wieder?»). Nun, ein Fachausdruck macht sich in Diskussionen immer gut. Wer ihn ohne innezuhalten auszusprechen vermag, gilt als Sicherheitsexperte.

 

Gesagt ist gesagt. Aber gesagt heisst nicht immer auch nachgedacht. Liebe Interoperabilitäts-Experten: Wer definiert in Zukunft die Standards UNSERER Zusammenarbeit? Eben. Ganz sicher nicht WIR

 

(Heute war das etwas kürzer. Und vielleicht haben Sie es bemerkt: Auch der Autor dieses Blogs ist schon interoperabel unterwegs. «Grauslich» ist bayrisch-österreichischer Herkunft. So schnell wird man infiltriert) Auf die Interoperabilität!

 

 

Update – 20. Mai 2022

 

Hall of Shame

 

Es ist an der Zeit, unseren aktuellen Sicherheits- und Aussenpolitikern eine Hall of Shame zu errichten – auf dass unsere nächste Generation versteht, wie leichtfertig, verbohrt und ohne Not unsere «bürgerlichen» Parlamentarier*innen ihre bürgerlichen Werte verkauften.

 

In der Hall of Shame sind sie verewigt. A bis Z. Von A wie Amherd  über S wie Salzmann bis hin zu den anderen Ausverkäufern der Schweizer Identität.  

 

Mit juristischen Tricksereien wird die F-35-Initiative ausgehebelt. In «meiner Schweiz»? Der Musterdemokratie? Der mit den Volksrechten? Frau Amherd nennt diesen Bschiss im Interview mit dem BLICK ultrademokratisch. Mein Anstand verbietet mir, diesen Unsinn zu kommentieren.

 

Scheinbar sind unsere demokratischen Spielregeln nur ein grosser Bluff. Bei Bedarf und für die Galerie? Und natürlich vor den Wahlen.

 

Nun, in unserem Parlament sind Juristen massiv übervertreten. Gesunder Menschenverstand hat da keinen Platz. Vielleicht ist es das schlechte Gewissen? Sie, die Damen und Herren der Jurisprudenz, haben seit Jahrzenten den russischen Oligarchen den roten Teppich ausgelegt. Und damit richtig gut verdient. Im Wallis! In Zug. Am Genfersee. Und anderswo. You name it.  

 

Tempi passati. Jetzt wird der starke Mann (die starke Frau) markiert. Nur: Mit minimalstem Gespür für unsere geltenden Politstrukturen hätte das VBS mit der Kommunikation zumindest bis zur Veröffentlichung der GPDel- und der EFK-Berichte zuwarten müssen.

 

Schlussbemerkung 1: Wer bisher trickste (Zweitwohnungsgesetz, Pauschalbesteuerung), trickst auch jetzt.

 

Schlussbemerkung 2: Ein Parlamentarier sagte mir lächelnd, dass «… die Berichte der EFK politisch eingefärbt sind». Also sowieso für den Papierkorb. Damit ist auch das Argument EFK schon mal präventiv vom Tisch …  

 

Schlussbemerkung 3: In der Vergangenheit hatte ich zum Thema VBS dann und wann das Wort «Mittelmässigkeit» gebraucht. Ich verzichte in Zukunft darauf. Mit Blick auf die Vorgänge wäre «Mittelmässigkeit» schon fast ein Kompliment.      

 

 

Update – 14. Mai 2022

 

Gespräch im Zug – ein Dreiakter

 

Darsteller: (1) männlich, Mitte 50, Anzug, Krawatte, sauber geschnittene Haare, dicker Stapel Unterlagen auf den Knien, arbeitet an seinem PC; (2) männlich, Mitte 40, Anzug, ohne Krawatte, weisse On-Sneakers, Kopf rasiert. Arbeitet an seinem Mac; (3) ich. 1 & 2 sind offensichtlich gemeinsam unterwegs. Fiktion.

 

  1. Aufzug

2 (schaut hoch zu 1) ähm … Du bist heute aber ziemlich wortkarg?

 

Pause

 

1 (schiebt seine Brille hoch und räuspert sich). Ja, (Pause), ja, hast Du gesehen, dass die armasuisse einen neuen Direktor sucht?

 

2 Einen neuen Direktor. Hatten die denn einen?

 

1 Bist du hinter dem Mond? Natürlich! Diesen … äh … mit S … äh …   

 

2 Schaltenegger?

 

1 Genau! Ein guter Mann.

 

2 Ich kenn ihn nicht. Aber als Hauptmann kann ich nur sagen, der lässt uns seit zwanzig Jahren auf modernes …  

 

1 Erzähl nicht immer diesen Scheiss! Er setzt um, was das VBS vorgibt.

 

2 Er setzt um, hat also keine eigene Meinung?

 

1 Darf er nicht. Er ist Beamter.

 

2 Ja, wofür brauchts denn dazu einen Direktor?

 

1 Er muss seine Vorgesetze, die Chefin VBS, beraten.

 

2 Ohne eigene Meinung?

 

1 Spinnst du eigentlich? Hast Du gesoffen? Das ist ein sehr schwieriger Job. Da gibt es die Industrie, die Politiker, die Lobbyisten. Sie alle wirken auf ihn ein.

 

2 Und darauf muss er Rücksicht nehmen? Ich dachte immer, die armasuisse beschafft, was die Schweizer Armee braucht.

 

1 Du bist mir sowas von naiv. Willst du weiter Karriere machen, dann erzähl nicht so einen Stuss! Mit deinen Ansichten wäre ich wohl noch heute Oberleutnant.

 

2 (lächelt) Ein klares Wort, Herr Oberst. (Pause) Aber sorry, wie war das in den letzten Jahre? Die beste Armee der Welt, Weisswein für die Kader, gendergerechte Toiletten … (Pause). Braucht es dafür die armasuisse?

 

1 Du redest wie ein Sozi. Die armasuisse arbeitet im Hintergrund. Und ist in Krisenzeiten besonders gefordert. Für dein Kurzzeitgedächtnis: Covid! Gesichtsmasken! Maschinen zum Herstellen der Masken!

 

2 Ja, und laufen die jetzt endlich?

 

1 Echt mühsam, mit dir zu diskutieren. Du gehst mir Probleme einfach zu negativ an. Und zu deiner Information: Wir brauchen die Maschinen nicht; Lieferungen aus dem Ausland sind günstiger.

 

2 Das gefällt mir. Rollierende Planung. Kenn ich aus meinen Nachdiplomstudium. Was meinst du eigentlich zu F-35?

 

1 Den brauchen wir, unbedingt. Thierry Burkart sagt …

 

2 (unterbricht ihn) … der Lobbyist?

 

1 Offizier! Ja, und der hat eine klare Meinung. Und ist Ständerat!

 

2 Sorry, habe ich nicht gewusst. Dann wird das wohl richtig sein.

 

1 Jetzt gefällst du mir besser. Solche Männer braucht die Schweiz! Entscheidungsfreudig, staatstreu und gesamtheitlich denkend! So hast du sicher auch Verständnis dafür, dass wir deine Truppe erst mit Verzögerung alimentieren können. Und ich werde deine Beförderung vorschlagen!

 

2 Danke. Und - so gesehen hast du ja recht. Wir von der Flab sind ja wirklich happy, dass uns die Luftwaffe ein Spielzeug gibt. Aber …

 

Pause

 

1 Kein Aber! Die Linken fordern ständig, dass der Luftraum gegen Drohnen und Raketen geschützt wird. Die spinnen! Niemand kann alles haben. Dafür gibt es Luftschutzkeller! Komm, wir trinken noch ein Bier. 

 

Lange Pause

 

1 Habe ich dir schon erzählt, dass ich mich als armasuisse-Chef bewerbe?

 

2 Du bist der ideale Kandidat!

 

Durchsage: Wir treffen in Kürze in Bern ein. Die nächsten Anschlüsse …

 

  1. Aufzug

3 Meine Herren, ich habe ungewollt ihrer Diskussion zugehört. Mein Name ist Max, ich bin als Journalist tätig und möchte …

 

1 Sauhund, linke Kröte! Hau ab! (keine Fiktion. original)

 

2 Es ist unglaublich, in unserem Land kann man nicht einmal mehr ein privates Gespräch führen …

 

  1. Aufzug

In der Bahnhofshalle. 3 strebt dem Ausgang zu. Plötzlich steht 2 neben ihm. «Können wir uns einmal zu einem vertraulichen Gespräch treffen?» 

 

 

Update – 12. Mai 2022

 

Dinky Toys

 

Eine meiner schönsten Kindheitserinnerung war der jährlich erscheinende Franz Carl Weber-Katalog. Mit leuchtenden Augen habe ich die Dinky Toys, die Flugzeuge (Vampire) und Bastelkästen (Meccano) ausgeschnitten und auf die Wunschliste an den Weihnachtmann geklebt. Die Vorfreude war gross!  Dieser Katalog hat Generationen geprägt.

 

Heute gibt es den Katalog nicht mehr (neu: im Internet). Und die gegossenen Flugzeugmodelle sind nun aus Kunststoff, aber viel naturgetreuer. Einzig Meccano gibt es noch, allerdings in anderer Art.

 

Aber der Dinky-Geist lebt weiter! Unsere Parlamentarier*innen füllen Wunschlisten aus ohne Ende. Leuchtende Augen! Bei zwei Milliarden mehr kann jede/jeder mitbieten. Panzer! Flugzeuge! Artillerie! We know: Ein Politiker braucht Headlines! Und Politikerinnen ebenso. Deren Forderungen sind TV-konform und sexy. Weniger sexy sind kugelsichere Schutzwesten für alle AdA (wofür?), eine Stärkung unserer Genietruppen (hä?) oder – und das ist elementar! – ein Raketen- und Drohnenschutzschild für den unteren und untersten Luftraum.

 

Letzteres war nie eine Option bei Beschaffungsunterfangen. Die eigene Bevölkerung schützen? Wohl etwas viel verlangt von unseren (zukünftigen) Nato-Strategen …  

    

Zur Beschaffungseuphorie: Es ist irritierend und befremdend, wie unsere Parlamentarier*innen - ohne Strategie und oft nur mit rudimentärster Sicherheitsexpertise - zu Rüstungsmaterialeinkäufern mutieren.

 

Legen wir einmal alles beiseite und schauen wir 50 Jahre zurück: Seit 1968 standen ausschliesslich bürgerliche Politier dem VBS vor (und zuvor sowieso): SVP 5x, FDP 3x, CVP/Mitte 2x. Darum gibt es keine Rechtfertigung: Diese Parteien haben immer über eine Mehrheit im Parlament verfügt und sind deshalb ohne Wenn und Aber für den heutigen Zustand der Schweizer Armee verantwortlich.   

 

Der Hinweis auf die «bösen Linken» ist abstrus (gibt es ein besseres Wort für abstrus?)

 

Die heutigen Sicherheitskommissionen des NR und SR sind ein Trauerspiel. Allerdings ragt im Kreis der Sik-Träumer, Sik-Lobbyisten und Selbstdarsteller eine Person heraus. Priska Seiler Graf, eine Sozialdemokratin. Igitt!  

 

Was immer ihr von ideologischen Schwätzern unterstellt wird, sie sieht das Gesamte. Und sie handelt: Unsere Dinky-Mentalität muss strategisch untermauert werden. Lesen Sie dazu bitte ihre Motion https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/suche-curia-vista/geschaeft?AffairId=20223429.

 

Eine Motion lesen? Lesen heisst Zeit. Besserwisser haben die nicht. Also werden Burkart , Riniker und Co. die Motion so beantworten, wie es ihre PR-Abteilung vorgibt.

 

Denn: Wer lobbyiert liest nur seinen Bankauszug.

 

 

Update – 5. Mai 2022

 

«Chambre de Réflexion»

 

Aussergewöhnliche und unerwartete Ereignisse vernebeln die Sinne. Die Folge: Lähmung oder Aktivismus, Angst oder Adrenalin. Davon ist auch die «Elite» unseres Landes, die Chambre de Réflexion (Ständerat), nicht gefeit. Zumindest was die Sicherheitskommission (SiK SR) des Ständerats betrifft. Aktivismus und Adrenalin pur.  

 

Von Nachdenken (réflexion) keine Spur. Allen politischen Gepflogenheiten zum Trotz: F-35 sofort und zusätzliche Milliarden in das Armeebudget!

 

Eine endlich zeitgerechte Verteidigungsstrategie? Unnötig. Analyse des Krieges in der Ukraine? Später. Hinweisen auf die Inkontinenz (kein Druckfehler) des US-Deal nachgehen? Nur für Armeefeinde, Querulanten, ins Hirn geschissene (wörtliche Verleumdungen aus der Verwaltung Kritikern gegenüber).

 

Die Chambre de Réflexion leidet unter Etikettenschwindel. Nachdenken? Der Präsident der SiK, SR Salzmann SVP (aka Kleinkaliber) ist Angestellter seines Kantons (Steuerverwaltung Bern). Für ihn ist die Verwaltung der Staat. Nachdenken ist etwas für Träumer.  

 

Anderen Mitglieder der SiK ist ihre Agenda wichtiger als Réflexion. Beispiele: Dittli FDP (aka Wetterfahne): Wiederwahl. Burkart FDP (aka Lobbyist): die Auftraggeber.

 

Ich weiss, nachdenken kann mühsam und zeitaufwendig sein. Und doch erwarten wir Bürger der Schweiz, dass unsere Volksvertreter sich einmal eine Stunde Zeit nehmen, den Kritikern (und Fachspezialisten) zuzuhören. Ist das – in einer Demokratie! – zu viel verlangt?

 

Das Komitee BOSS hat in sehr aufwendiger Arbeit weltweit überaus konsistente Fakten zum F-35-Deal zusammengetragen. Eine Arbeit, die eigentlich das VBS oder armasuisse hätten tun müssen. Aber eben nicht tun.

 

Ich bitte Sie, in diese Faktensammlung einzutreten. Aber ich warne auch: Es ist zeitaufwendig und englische Sprachkenntnisse sind unabdingbar. Voraussetzungen, die unser SiK-Präsident (bestenfalls) an die Verwaltung delegiert …  

 

https://sichereschweiz-ch.translate.goog/wiki/index.php/Hauptseite?_x_tr_sl=de&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp  oder Website BOSS: https://www.securisee.ch/    

 

 

Update – 3. Mai 2022

 

NZZ: AUS DER REDAKTION

Unter der Überschrift «Artillerist und Journalist: unser Sicherheitsexperte für den Ukraine-Krieg» schreibt die NZZ «… Der Militärexperte Georg Häsler analysiert das Kriegsgeschehen in der Ukraine regelmässig für die NZZ».

Der Bericht endet mit der Frage … Wie ist es, Teil des Sicherheitsapparats und gleichzeitig Journalist zu sein? «Dies ist der Kern des Milizsystems», sagt Häsler. Beide Seiten würden profitieren. «Die beiden Welten verbindet die Verpflichtung, den freiheitlichen Prinzipien unseres Landes zu dienen.»

Recht hat er. Sein Vorgänger, Bruno Lezzi, hat es vorgemacht. Es kann, es geht, es darf.

Häslers’ Analysen aus dem Ukraine-Krieg sind konsistent und auch für Laien verständlich. Er nutzt die Quellen und setzt sie zu einem Gesamtbild zusammen. Eigentlich könnten das andere (fleissige) Journalisten auch; die vielen öffentlichen Quellen (z.B. ausländische Geheimdienste) sind klar und vertrauenswürdig.

Der Artillerist macht seine Sache gut. Er kann das Bewegungsbild am Boden richtig einordnen.

Und nun mein Vorbehalt: Für das VBS zu arbeiten ist mit Abhängigkeiten, Verpflichtungen und Loyalität verbunden. Lezzi konnte damit umgehen. Kann Häsler das auch? Das VBS lässt nach der kürzlichen Beförderung (1. April) grüssen.

Häslers’ Texte zum Thema Air2030 könnten aus einer VBS-Feder stammen. PR copy paste. Zu seinen militäraviatischen Kompetenzen habe ich mich in meinem Blogeintrag vom 11. April bereits geäussert.

In Häslers’ Analysen zum Ukraine-Krieg lese ich kaum etwas über die Wirkung (und den Terror!) der Boden-Boden-Lenkwaffen. Auch nichts von der praktisch inexistenten russischen Luftwaffe – trotz offensichtlicher Luftüberlegenheit.  

Vielleicht deshalb: Weil er a) das nicht einordnen kann und weil b) eine solche Analyse unser ganzes Konzept Air2030 brutal demontieren würde?

Genau hier ist die Sollbruchstelle der Doppelfunktion «Journalist» und «Milizoffizier».      

Seit den 1950er-Jahren ist unsere Verteidigungsstrategie auf einen Konflikt mit der Sowjetunion/Russland fixiert. Mit Bildern im Kopf aus dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Mauerfall haben unsere Nachrichtendienste aufgehört, Nachrichtendienst zu sein.

Und so kam es, dass die armasuisse auf Beschaffungsmuster des letzten Jahrhunderts zurückgreift. Flugzeuge statt Fliegerabwehr (neu: Lenkwaffen- und Drohnenabwehr).

Es ist wirklich dringend, die angedachte Beschaffung der F-35 zu stoppen und die Mittel für eine leistungsfähige bodengestützte Luftverteidigung einzusetzen. Besonders für den unteren und untersten Luftraum. Für unsere Bevölkerung!

Lieber Herr Häsler: Wenn Sie Ihre Aussage «… den freiheitlichen Prinzipien unseres Landes zu dienen» wirklich so meinen, dann setzen Sie sich bitte unverzüglich für eine wirkungsvolle Bodluv ein und für die Beendigung des Prestige-Ankaufs der F-35.

20 einstrahlige Kampfjets (F-16, Gripen) reichen bei weitem aus, den Luftpolizeiauftrag zu erfüllen.   

Zum Abschluss eine Frage an unsere Experten: Welche Wirkung hätten unsere Patriot-Systeme im bisherigen Ukraine-Kriegsverlauf gehabt?  Gegen Hyperschallraketen, tief fliegende Lenkwaffen, Helikopter?  

 

 

Update – 30. April 2022

 

«Aus Virologen sind nahtlos Militärexperten geworden» (Harald Schmidt)

 

Grossartig!

 

Der Ukraine-Krieg ist zum Mutations-Booster geworden. Endlich Kompetenz im Schweizerland!? Beispiele:   

 

Der Blick ist vom grenzenlosen Pierin Vincenz-Fan nahtlos zum grenzenlosen F-35-Fan geworden. Super, Herr Dorer! Kompetenz pur.

 

Der FDP-Präsident und Hauptmann der Militärjustiz ist nahtlos zum Neutralitäts-Staatsrechtler geworden. Super, Herr Burkart! Kompetenz pur.

 

Der MITTE-Präsident ist vom (Kriegsmaterialgesetz-)Opportunisten nahtlos zum (Kriegsmaterial-)Oberopportunisten geworden. Super, Herr Pfister! Kompetenz pur.  

 

Nun gut. Alle, Regierung und Parlament, geben ein schlechtes Bild ab. Und so auch ein Teil der Presse. Super, lieber Bundesrat, super, liebe Parlamentarier, super, liebe (ex-)Kollegen der schreibenden Zunft. Kompetenz poor.  

 

Besteht Hoffnung? Ja. Gemäss geleakten Unterlagen (Quellenschutz!) rät VBS-Chef Kalbermatten seiner Assistentin, beim nächsten illegalen Wolfsüberritt aus Italien ins heimatliche Wallis dem Nachbarn den Krieg zu erklären. Dann endlich – Herr Burkart – hat sich auch die Neutralitätsfrage geklärt.

 

Kalbermatten empfiehlt auch, vor der Kriegserklärung den Bundesrat - wie immer - nicht zu konsultieren. Die Mitberichte könnten negativ sein. Maurer: zu teuer. Cassis: mein Land! Einzig von Parmelin wird eine positive Antwort erwartet: keine Wein-Konkurrenz mehr aus Puglia. 

 

Im VBS also alles richtig gemacht: Bedrohungsanalyse - Führungsstärke - Aktion. Der Erstschlag wird zerstörerisch sein. Über 40 Bomben. Mamma mia! (zu einem zweiten Schlag reicht es dann nicht mehr ganz, weil ausgebombt) https://www.dsca.mil/press-media/major-arms-sales/switzerland-f-35-joint-strike-fighter-aircraft-and-weapons     

 

 

Update – 11. April 2022

Georg Häsler, Oberst

 

Journalistenpreise gibt es zuhauf. Und das ist auch richtig so. Gute Recherche wird gewürdigt. Und macht die/den Schreibende*n etwas froh.

 

Manchmal kommt das schief heraus (Relotius). Was solls, nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.

 

Wurden eigentlich Militärpublizisten schon geehrt? Meines Wissens - nein. Zumindest nicht in Form eines herkömmlichen Preises.

 

Aber in Form einer militärischen Beförderung? Georg Häsler, NZZ-Redaktor und die Stimme Violas wurde für seine VBS-Berichterstattung per 1. April «bepreist». (Natürlich wird Thomas Süssli in seinem Vorschlag andere, zwingende Gründe aufgeführt haben. Honi soit qui mal y pense.)

 

Im seinem NZZ-Bericht vom 7. April zitiert Häsler unter der Überschrift «Russischer Grundlagenirrtum» folgende Passage: Wörtlich schreibt die ukrainische Armee: «Kampfflugzeuge werden für den Luftraum am dringendsten benötigt.» Die Piloten der ukrainischen Luftwaffe wären in der Lage, innerhalb von zwei bis drei Wochen westliche Kampfflugzeuge wie die F-16 oder F-15 zu bedienen. Anders als die MiG-29 seien die westlichen Jets mit besseren Radar- und Raketensystemen ausgerüstet.

 

Nun kann jedermann einen solchen Unsinn schreiben. Ich erwarte jedoch vom Militärexperten und bedingungslosen F-35-Promotor Häsler, dass er eine solche Aussage relativiert. Sonst soll er zu fliegerischen Themen in Zukunft besser schweigen.

 

Ich sage jetzt, was Sache ist: Natürlich kann jeder Pilot mit Kampfflugzeugerfahrung innerhalb von zwei bis drei Wochen einen anderen Typ «fliegen». Bei Piloten mit Erfahrung in westlichen Jets geht das schneller (Cockpit-Auslegung, Doktrin), bei Besatzungen aus russischen Maschinen länger. Aber zwischen «fliegen» und Kampfeinsatz – auch rudimentär! – stehen Monate. «Fliegen», resp. ein Kampfflugzeug zu operieren ist mehr, als sich Schorsch so locker vom Hocker vorstellt. Und nicht zu vergessen die Bodencrew, die Einsatzleitung, die Bewaffnung, sprich die gesamte Infrastruktur.  

Folgerung: Oberst Häsler ist bei fliegerischen Themen schlicht inkompetent. Die weiteren Folgerungen überlasse ich den Lesern meines Blogs.

 

Nachtrag: Nun hat Georg Häsler also die (militärische) Stufe seines unvergleichlichen Vorgängers Bruno Lezzi erreicht. No comment. 

 

Update – 7. April 2022

Zusatzbericht Sipol-B 2021 – Drohnenbericht: bezahlte Inkompetenz   

Seit dem Ende des Kalten Krieges verfügt die Schweiz über keine Armeestrategie, welche die Aufgabe der Armee konkret beschreibt. Diese Lücke wird auch durch den Sipol 21 nicht geschlossen.

In der parlamentarischen Sipol-Diskussion von Anfang März versprach die Chefin VBS, ihr Departement werde bis spätestens Ende Jahr einen Zusatzbericht liefern, der auf die neue Situation eingehe. In dessen Zentrum soll die Armee stehen (Text: NZZ).

Schön und richtig. Aber: Wetten, dass in diesem Zusatzbericht eine umfassende Rechtfertigung für den F-35-Kauf zu finden sein wird? Im aktuellen Bericht 2021 steht nämlich kein einziges Wort, weshalb die Schweizer Luftwaffe ein offensives, nur im Nato-Verbund effizient operierendes Stealth-Flugzeug mit einer Durchhaltefähigkeit von vier Wochen (CdA Süssli) einsetzen soll.

Ich freue mich auf diesen Bericht. Weil er auch Hardcore-F-35-Befürwortern aus FDP und SVP die Augen öffnen wird.

Anderes Thema: Die Sicherheit der Schweiz angesichts der Drohnentechnologie. Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulates 21.3013 SiK-N vom 25. Januar 2021 1 / 22

Dieses von der Sik-N eingereichte Postulat wird sehr ausführlich beantwortet. Nur: Ein Teil der Schlussfolgerungerungen ist falsch, ja inkompetent.

Zitat 1: Gegenwärtig lassen sich Mikro- und Mini-Drohnen noch nicht zuverlässig entdecken, orten, verfolgen und identifizieren, und zwar weder im zivilen noch im militärischen Bereich. Je nach Bedrohungslage und Umgebungsfaktoren – wie Einsehbarkeit in das Gelände und Lärm – ist es zielführend, wenn ein geschulter Mensch die Drohne entdeckt und identifiziert.

Zitat 2: Um kleinere Drohnen abzufangen, existieren bereits jetzt Netzwurfgeräte, die eine Reichweite von 30-80 Metern erreichen. Alternativ können bis zu 30 Metern Distanz auch Schrotflinten verwendet werden, die kleinste Subgeschosse ausstossen und damit eine Splitterwolke bilden. Deren Wirkung ist im Vergleich zu Netzwurfgeräten bei höherem Kollateralschaden-Risiko allerdings geringer. Kleinwaffen und Waffenstationen können überdies speziell ausgerüstet werden, zum Beispiel mit einem Gewehraufsatz, sodass sich mit ihnen Drohnen bekämpfen lassen. Erprobt werden auch Drohnenabwehr-Drohnen, welche die eingedrungene Drohne unschädlich machen.

Nach solchen Folgerungerungen bleibt nur lachen, statt zu verzweifeln. Weil, sie sind ganz einfach falsch!

Haben Sie meinen Blog vom 27. März gelesen? Natürlich gibt es Systeme, die das können. Aber eben nicht von Herstellern, die auf ihre Webseiten schöne Filmchen solcher (vielleicht zukünftigen) Abwehrsysteme zeigen.  

Kurz: Das System Drone Dome von Rafael ist schon seit mehreren Jahren im Einsatz - weltweit. Nach dem Vorfall in London Gatwick wurde Rafael auch in der Schweiz aktiv. Die KP Zürich (Flughafen) und die KP Bern wurden kontaktiert. Kein schlechtes Wort dazu: Wie sollen deren Beschaffungsverantwortlichen (Wm) diese komplexen Systeme verstehen?

Aber ein schlechtes Wort zu armasuisse: Auch unserer Beschaffungsbehörde wurde in Bern das System präsentiert. «Erfolg»: Danke und auf Wiedersehen.

Nun, Drone Dome, wird, wie geschrieben, weltweit eingesetzt. Als ehemaliger Rafael-Mitarbeiter darf ich natürlich nicht sagen wo. Aber ein einfaches googeln «Rafael, Drone Dome» ergibt schon einige Antworten.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Bedrohung von Klein- und Kleinstdrohnen ist akut, nicht nur im Kriegsfall. Es ist SOFORT etwas zu unternehmen. Nicht übermorgen.

Ich gehe davon aus, dass der Drohnenbericht mit Hilfe externer «Experten» erstellt wurde. Bezahlte Inkompetenz.  

 

Update – 2. April 2022

Structure follows Process follows Strategy

Was in der Betriebswirtschaft eine Selbstverständlichkeit ist, läuft in der Schweiz bei VBS-Beschaffungen gerade umgekehrt. Aber alles schön der Reihe nach:

Die Schweizer Luftwaffe umfasst aktuell drei Kampfstaffeln. Also war es nur klar, dass eine zukünftige Beschaffung wieder drei Staffeln umfassen wird. Je Staffel 12 Flugzeuge. Besitzstandwahrung. Am Anfang stand also die Struktur.

Für den Prozess – für den Kernauftrag der Luftwaffe – beschafft man sich das gewünschte Gerät. Zufällig das «günstigste» Angebot (die Amis sind exzellente Verkäufer; nach mir die Sintflut). Zufällig auch das «geeignetste» Angebot (weil man die Gewichtung in der Evaluation so ansetzte, dass nur dieser Flugzeugtyp gewinnen konnte). Beschafft eine Unternehmung auf diese Art und Weise seine Betriebsmittel, dann fährt es irgendwann gegen die Wand.

Und nun sucht man angestrengt nach einer Strategie, die gemachte Fehler übertuschen soll. Nato? Ein bisschen Nato? Nato nur im Kriegsfall? Ein absurder Zirkus. Für unsere besonders patriotischen und eurokritischen Parteien sind internationale Berührungsängste wie weggeweht. Und die Linke verteidigt unsere Neutralität.

Verkehrte Welt. Glückliche Schweiz.

 

Update – 31. März 2022

NZZ: Blamiert sich die russische Armee in der Ukraine?

In einer bemerkenswerten Analyse schreibt NZZ Redaktor Häsler über die Probleme der russischen Armee in der Ukraine. Sein Befund ist in vielen Belangen deckungsgleich mit Analysen aus anderen Quellen.

Bemerkenswert ist auch, dass in seiner Analyse nie die Wörter Luftwaffe oder Kampfjet erscheinen. Diese scheinen in diesem Krieg keine wirkliche Rolle zu spielen. Was sich ebenfalls mit meiner Quellenlage deckt.

Anders in der Schweiz: Hier setzen unsere Planer und Strategen das Thema Luftüberlegenheit mit Kampfflugzeugen gleich. Ein teurer und gefährlicher Irrtum. Und ein gestriger Ansatz auch, denn die Zukunft ist schon da: Lenkwaffen jeder Art.           

Quintessenz: Die Grundlagen für die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und das daraus abgeleitete Anforderungsprofil sind falsch. Darin liegt die wahre Krux der Kampfjetbeschaffung.

https://www.nzz.ch/international/ukraine-krieg-blamiert-sich-die-russische-armee-ld.1676743       

 

Update – 27. März 2022

Priorität: Bodluv

Der ehemalige CdA der Schweizer Armee, André Blattmann, verwendet zum Kampfflugzeugbeschaffung klare Worte: «Die Varianten im Bericht Air 2030 sind keine echten Varianten im Sinne der Bedürfnisse der Armee und vernachlässigen vor allem die Bedrohung durch Marschflugkörper und Drohnen, aber auch Boden-Boden Raketen».

Hier kann man aus aktueller Erfahrung noch anfügen: durch Hyperschallraketen.

Leider lässt die staatliche F-35-PR-Walze keinen Raum für vernünftige Argumente. Schlimmer, sie verhindert, dass sich (kompetente) Leute wie André Blattmann überhaupt noch zum Thema äussern. In dieser Diskussionskultur aus persönlichen Anwürfen und Verunglimpfungen verstehe ich jedermann/jedefrau, die sich solches nicht antun will.

Air 2030 ist das Eingeständnis von strategischer Inkompetenz und vorgestriger Denkweise; Air 2030 ist ein teures, unnötiges Geschenk an das fliegende Personal. Prestige statt Wirksamkeit.

Zum Thema «Luftverteidigung der Zukunft, Expertengruppe» schreibt André Blattmann: «Wer sind diese Experten? Willfährige Handlanger oder Interessensvertreter der Industrie oder gar der eigenen Tasche?» Darf ich diese Frage an die Chefin VBS weiterleiten?

Ich meine, die Mittel für Air 2030 werden gerade verkehrt eingesetzt: Im unteren und untersten Luftraum (Bodennähe) liegt die Bedrohung des modernen Krieges und des Terrors. Boden-Boden-Lenkwaffen, Kampf- und Aufklärungsdrohnen, Kleinstdrohnen, Luft-Boden-Lenkwaffen aus grosser Distanz (z.B. Hyperschallrakete), Artillerie- und Granatwerfer, Kleinstraketen terroristischer Gruppen.

Das ist die Realität. Und davor muss unsere Bevölkerung und unsere Infrastruktur geschützt werden. Sofort! Israel macht es vor, mit Iron Dome wird der untere Luftraum vollautomatisch und mit hoher Effizienz vor feindlichen Raketen und selbst Artilleriebeschuss geschützt. Und mit Drone Dome gibt es den idealen (mobilen) Objektschutz (Flughäfen, Infrastruktur allgemein, Städte, Konferenzen). Es sind weltweit die einzigen voll funktionsfähigen Systeme, auch wenn einige andere Hersteller auf ihre Webseiten schöne Filmchen solcher Abwehrsysteme zeigen (aber nie im Echteinsatz …).

Folgerung: 6 Milliarden für unseren unmittelbaren Bevölkerungsschutz (Bodluv), 2 Milliarden für den Luftpolizeidienst. Dieser kann mit ca. 20 (ev. geleasten) Flugzeugen ausreichend sichergestellt werden.    

Feststellung: Die zur Beschaffung vorgeschlagenen Bodluv-Batterien sind eine reine Alibiübung und taugen nicht für den Schutz der Bevölkerung in einem Krieg/Terroreinsatz mit heutigen Mitteln.    

Zur Transparenz: Ich war bis 2020 Vertreter der israelischen Rafael Advanced Defense Systems für die Schweiz. Rafael ist der Hersteller von Iron Dome und Drone Dome.                    

 

Update – 23. März 2022

Armeebudget und Volkswirtschaft

Es gibt im Parlament Armee-Experten (wirklich?) und es gibt Volkswirtschafter (nehme ich an). Gibt es auch Mitglieder, die sowohl als auch den Durchblick haben?

Die Grännis (Wortschöpfung Hanspeter Latour) schreien, fordern, interpellieren: mehr Geld für das VBS, 2% des BIP!

Die Grännis – sonst ausländischen Ideen nicht gerade gut gesinnt – übernehmen die ausländischen Forderungen 1 zu 1. So weit, so erstaunlich.

Aber die Grännis blenden die Realität aus: Zum eigentlichen Rüstungsbudget von rund 5,3 Milliarden trägt in der Schweiz die Allgemeinheit (Wirtschaft) Kosten von weiteren zirka 3 Milliarden Franken bei. Nichtwissen, bewusstes Ausblenden oder… Tricksen?

Aufgrund unserer Struktur (Miliz) lassen sich die Armeeausgaben nicht mit den USA oder europäischen Ländern vergleichen. Wer das in der jetzigen Diskussion trotzdem macht à siehe oben.

Ja nu dä, es sind ja nur "ein paar Milliarden" ...   

 

Update – 21. März 2022

Kinschal vs. unkoordinierter Hyperaktivismus (Adrian Vatter)

«Kinschal» ist jetzt nicht mehr nur eine Drohgebärde, sondern Realität (bitte lesen Sie dazu meinen Blogeintrag vom 25. Februar).  

«Kinschal» ist der Albtraum. Kaum abzuwehren, mit äusserster Zerstörungswirkung, terminal: Flugplätze, Infrastruktur, Kommandoeinrichtungen, Bundeshaus. In einem Tag ist der Spuk vorbei und die Schweiz ist handlungsunfähig.

So könnte ein Angriffsszenario auf die Schweiz aussehen. Die Militärflugplätze inoperabel, die zukünftigen Patriot-Batterien als Zuschauer.  

Für die äusserst gefährliche Hyperschall-Rakete gibt es aktuell kein effektives Gegenmittel. Dies weiss auch das Pentagon und versucht deshalb die Wirkung von «Kinschal» herunterzuspielen.

Zitat aus der NZZ vom 20.3.2022: Der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin sieht im Einsatz der russischen Hyperschall-Rakete «Kinschal» (Dolch) keine massgebliche Veränderung im Krieg in der Ukraine. Austin sagte dem Sender CBS am Sonntag, er halte den Einsatz der «Kinschal» nicht für einen entscheidenden Wendepunkt im Kriegsverlauf. Der russische Präsident Wladimir Putin greife auf solche Waffen zurück, weil er versuche, wieder Schwung in den Vormarsch seiner Truppen in der Ukraine zu bekommen.

Viele nicht-Worte zu «Kinschal» und trotzdem eine entscheidende Message: Lesen Sie den letzten Halbsatz.

Wie verarbeitet das Parlament die ersten Erfahrungen aus dem Krieg? Mit einer Flut an peinlichen Vorstössen. Adrian Vatter nennt dies «unkoordinierter Hyperaktivismus».

Zur Ehrrettung der F-35-Fans: Das Flugzeug würde dank gutem Luftlagebild die Kinschal-Bedrohung eventuell sogar erkennen, verfügt aber keine Mittel zur Abwehr ... Die Fliegerabwehr (Patriot)? No comment.             

Aber weshalb schreibe ich hier eigentlich meine Finger wund? Deshalb: Das VBS organisiert mit Steuergeldern die Emmen-PR-Show, den (meisten) Parlamentariern ist Linientreue wichtiger, als nachzudenken und die (meisten) SiK-Mitglieder sind von der Materie schlicht überfordert (Tuena), desinteressiert oder opportunistisch (Dittli). Oder, noch schlimmer, der Krieg ist ein PR-Event in eigener Sache (Maja Riniker, oberpeinlich). Und: Es ist ein Elend, wenn Lobbyisten (wie Burkart und Co.) den Krieg in unappetitlicher Weise für ihre Profilierung missbrauchen.          

 

Update – 18. März 2022

Wegschauen statt mitdenken

Im sehr lesenswerten Essay von André Blattmann von 2021 schreibt der ehemalige Chef der Armee: «Gerade aufgrund der militärischen, aber auch der gibt es in der Schweiz keine Szenarien, welche den Bericht stützen».

Und: «Viel mehr ist dieser Bericht einer ein lückenhaftes Konstrukt zur argumentativen Heranführung an den Kauf eines neuen (ganz bestimmten, mit Stealth-Eigenschaften versehenen?) Kampflugzeuges. Das Know-How zur Beurteilung des Berichtes ist nur einer sehr kleinen Gruppe von Fachleuten vorbehalten. Vielmehr wurde und wird mit allerlei Massnahmen versucht, dem Bericht einen wissenschaftlichen Anstrich der Unfehlbarkeit zu geben. Die Frage warum, oder wofür Kampfflugzeuge gekauft werden sollen, wird im Bericht nicht wirklich beantwortet».

Klare Worte! Natürlich wurde dieses Essay von Armee-Insidern gelesen – und gleich verschämt zur Seite gelegt. Und alle anderen, sprich Parlamentarier, sind nicht bereit, ihre Meinung von einem Störenfried (vulgo VBS: Querulant) beschädigen zu lassen. Traurig.

Wir sprechen vom grössten Rüstungsgeschäft der Eidgenossenschaft: Wer wegschaut anstatt mitzudenken, dem wird fraktionsintern auf die Schultern geklopft. Nur: Die «tumben Stimmbürger» werden dieses (Nichts-)Tun brutal bestrafen …

André Blattmann skizziert in seinem Essay sehr genau, wie die zukünftige Luftverteidigung der Schweiz aussehen soll. Dafür wurde er von seinen ex-Kameraden mit viel Prügel eingedeckt. Das hat ihn sicher getroffen, aber manchmal ist es gut zu wissen, wer die wirklichen Kameraden sind. Zu Blattmanns Sicht der Dinge mehr in diesem Blog bei nächster Gelegenheit.   

Die subtile Art der persönlichen Verunglimpfung ist eine schweizerische Eigenart der unappetitlichen Art. Draufhauen ist leicht, argumentieren ist anspruchsvoll.

Wahrlich keine guten Aussichten für junge, innovative und kritische Leute in unserer Armee der Zukunft.   

         

Update – 16. März 2022

Den Jammeris gehört die Welt (nicht)

Seit 1848 gibt es im Parlament der Schweiz eine bürgerliche Mehrheit. Wer, wenn nicht die Mehrheit, ist denn verantwortlich für den Zustand der Armee? Das aktuelle Gejammer von FDP, SVP und der Mitte ist das traurige Eingeständnis des eigenen Scheiterns.

Aus der jüngsten Geschichte der Armee-Politik: Den Gripen haben nicht die Linken gestürzt. Deren anti-Armee-Anteil ist bekannt und stabil. Die Gripen-Abstimmung ging verloren, weil sich viele «bürgerliche Politiker» (Beispiel: Thomas Hurter), andere Militärs, Teile der Verwaltung (Leaks) und selbst Angehörige der Luftwaffe illoyal verhielten. Das ist die Realität. Die Gründe? Persönliche Befindlichkeiten (vorsichtig ausgedrückt …). Der geleistete Parlamentarier-Eid … «die Pflichten meines Amtes gewissenhaft zu erfüllen» wurde mit den Füssen getreten.

Wir hätten heute eine moderne Luftwaffe, die unabhängig und in überschaubarem Kostenrahmen ihre Aufgabe erfüllen würde.

Wer heute jammert, soll sich an der eigenen Nase nehmen. Und hat mit Sicherheit nicht nur meine Unterstützung verloren, sondern auch die der Mehrheit der Stimmberechtigten.

Ein Tipp an Tuena & Co: Sie alle jammern über eine (zu) späte Abstimmung der «Stop F-35 Initiative». Herr Tuena – handeln Sie! Unterschreiben Sie die Initiative! Beweisen Sie, dass IHNEN ein klares Resultat wichtiger ist, als einfach nur der Jammeri vom Dienst zu sein. Es geht doch, wie Sie schreiben, um Milliarden, nicht?   

 

Update – 25. Februar 2022

Falsche Schlüsse

In der Schweiz wird nicht immer korrekt über die Kampfhandlungen in der Ukraine berichtet. Für die F-35-Promotoren ist der Krieg Wasser auf die Mühlen ihrer PR-Strategie. Allerdings mit falschen Argumenten.  

So schreibt SRF: «Aus fast der ganzen Ukraine werden Explosionen gemeldet, verursacht durch Kampfflugzeuge, Raketen und Artillerie».

Das ist nicht korrekt. Die Aktionen der russischen Streitkräfte verliefen nach dem bekannten Muster: Ballistische Raketen und Cruise Missiles. Diese haben innerhalb von Stunden Kommandozentralen, Flugplätze und Infrastruktur zerstört. Russlands Flugzeuge wurden nur eingesetzt, um die Cruise Missiles und ballistischen Raketen vom russischen Luftraum aus zu launchen (abzufeuern).

Laut dem US-Verteidigungsministerium sind in den ersten Stunden über 160 ballistische Raketen und Cruise Missiles (meist von Land und von See) auf das Gebiet der Ukraine abgefeuert worden.

Quintessenz: Dies ist die Bestätigung, dass die VBS-Doktrin nicht zeitgemäss ist.

Flugzeuge haben nämlich, entgegen den Meldungen von SRF, kaum eine Rolle gespielt. Russland hat erst in einer zweiten Welle demonstrativ Kampfflugzeuge im Tiefflug über Kiew fliegen lassen. Als Machtdemonstration und zur Einschüchterung, und dies erst nachdem die gesamte Luftabwehr durch Raketen ausgeschaltet worden war.

SRF hat möglicherweise die Meldungen des amerikanischen Verteidigungsministeriums falsch übersetzt, wo die Wortwahl leider wenig präzis war. Der Sprecher hat von „air strikes“ gesprochen und dann erklärt, dass diese Luftangriffe allesamt durch ballistische Raketen und Cruise Missiles erfolgt seien. Es wäre präziser gewesen von „Missile Strikes“ zu sprechen.

In der Schweiz wird diese Ungenauigkeit jedoch zum Politikum. Die F-35-Promotoren versuchen nun, den Krieg in der Ukraine zur Bestätigung ihrer Position zu benutzen. Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall: In einem solchen Szenario könnten die F-35 gar nie starten, weil die wenigen Pisten in der Schweiz längst durch ballistische Raketen und Cruise Missiles zerstört wären. So hatte es schon der ehemalige CdA, André Blattmann, geschrieben: Es braucht  – wenn schon – mehr und bessere bodengestützte Mittel, aber ganz sicher keine Tarnkappenbomber.

Vergessen wir nicht: Russland hat in der Exklave Kaliningrad MiG-31K mit Hyperschallraketen stationiert. Diese «Kinschal» Luft-Boden-Lenkwaffe mit einem Durchmesser von etwa einem Meter und ca. sieben Meter Länge fliegt mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit! Zitat FlugRevue: eine brachiale Waffe.   

 

Update – 24. Februar 2022

Heer und Haus – reloaded

Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, schreibt in seinem salbungsvollem Kommentar zum Mediengesetz: «In der Krise vertrauen die meisten Menschen offenbar nicht kruden Quellen, sondern den Journalistinnen und Journalisten der etablierten Medien».  

Dorer und sein «etabliertes Medium» reisten mit dem Chef von armasuisse & Co. im bundeseigenen Flugzeug nach Cameri (I). Im SoBli rapportiert er mit kindlicher Begeisterung über den F-35-Fertigungsstandort. Ui, war das schön! Und auch nicht anstrengend. Den Text für das SoBli-Interview hatte das VBS netterweise auch schon vorbereitet …   

Logisch: Dorer ist ja nicht dafür bekannt, auf diesem Gebiet über spezifische Kompetenzen zu verfügen. Aber das war auch nicht der Sinn der Reise.

Der Sinn: Regierung und Presse im Gleichschritt. Das sind österreichische Verhältnisse. Shame on you.  

Der wachsende Kontrollverlust über das F-35-Geschäft treibt wirklich sonderbare Blüten. Unter dem Vorwand von «Information» läuft eine konzertierte PR-Walze über unser Land. Darf das der Bund? Sind Bürger und Bürgerinnen Konsumenten, die es zu bewerben (beeinflussen) gilt?

Wer Print und Foren zum Thema Kampfflugzeuge analysiert, stösst stets auf dieselben Textbausteine. Liebe Kollegen (es sind immer Männer, nie Frauen): Wenn ihr lieber PR macht als Recherche, dann wechselt den Beruf!  

Heer und Haus

Ältere Leser dies Blogs erinnern sich. Für jüngere Leser Wikipedia: Heer und Haus war eine Sektion der Schweizer Armee und wichtigstes Werkzeug der Geistigen Landesverteidigung zur Stärkung des Wehr- und Widerstandswillens bei den Armeeangehörigen und der Schweizer Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg.

Propagandistisch sind wir zurück in dieser Zeit. Mit der NZZ (Häsler) als Flugkapitän und (neu) dem Blick als Passagier. Pressevielfalt made in Switzerland.

Die PR-Walze beschränkt sich aber nicht nur auf die Beeinflussung von beinflussbaren Journis. Wer nicht beeinflussbar ist, soll eingeschüchtert werden: Über einhundert Beschwerden gingen bei der UBI zum SRF-Beitrag «Ist der F-35 wirklich der billigste Jet?» ein! Zentral initiiert. Ein erbärmliches Beispiel, wie demokratische Instrumente missbraucht werden können. Lasst uns hoffen, dass diese Einschüchterungsstrategie keine Früchte trägt. 

Nun, ganz so dumm wie die Superstrategen es gerne hätten, sind die Bürger*innen nicht. Deshalb ist diese Art von PR auch kontraproduktiv. Sinkende Zustimmung zum F-35, sinkende Auflage (Blick), sinkendes Vertrauen in das VBS.

 

Update – 2. Februar 2022

VBS: völlig losgelöst

«Meine Experten» ist Viola Amherds Lieblingswort. Sie, die Experten, wissen, was zu tun ist, was Sache ist, was richtig ist und was sie wollen.

«Meine Experten» geben alles. Eine Kaskade von Richtigstellungen, eine Flut an Medienmitteilungen, persönliche Gespräche mit Ungläubigen.

«Meine Experten» handeln mit den USA den weltweit besten F-35 Vertrag aller Zeiten aus. «Meine Experten» wissen, dass alle technischen und finanziellen Schwierigkeiten im Hersteller- und in anderen Ländern die Schweiz nicht treffen wird.

«Meine Experten» wissen, dass 3 dB(A) mehr Lärm eigentlich gar nicht wahrnehmbar ist. Trotzdem beruhigen «Meine Experten» besorgte Anwohner mit dem Versprechen, die Anzahl Flugbewegungen um die Hälfte zu reduzieren. Mathematik by «Meine Experten».

«Meine Experten» entwickeln Szenarien, im fernen Ausland Angriffe zu fliegen. «Meine Experten» verwenden zur Evaluation ein ungeprüftes Tool, welches das gewünschte Ergebnis bringt. Weil «Meine Experten» schon vor Beginn wissen, was genau sie wollen. Was «Meine Experten» oben in den Trichter eingiessen, kommt unten so raus. Bingo!

«Meine Experten» bereiten den Luftwaffenchef (miserabel) auf seinen Auftritt in der Rundschau SRF vor. «Meine Experten» halten die Chefin VBS vom Kleinkram fern. Sie wissen, was gut und was schlecht für die Chefin ist.   

Der F-35 wird eine Bauchlandung hinlegen. Die Chefin VBS ihr Waterloo erleben. Der Luftwaffenchef seinen Nachfolger fördern. «Meine Experten» aber, die bleiben. Wie schon immer in der Vergangenheit.             

Völlig losgelöst von der Realität segelt das VBS durch den Kampfflugzeug-Sturm. Für die Kapitänin an Bord bleiben drei Szenarien: 1. Das Steuer zu übernehmen.  2. Von Bord zu gehen. Oder 3. mit «Meinen Experten» ins Rettungsboot zu steigen. Ob dieses gross genug bemessen ist, steht in den (wasserdichten) Verträgen «Meiner Experten»  …  

 

Update – 15. Januar 2022

Der F-35A ist die falsche Wahl – Facts & Figures

Aus meiner beruflichen Erfahrung weiss ich, dass bei der Kampfflugzeugbeschaffung primär emotionale «Argumente» dominieren. Das können pro Äusserlichkeiten («das Flugzeug gefällt mir») oder contra  (miss)beliebige Lieferländer sein.

Einen Autokauf kann man selbstverständlich so tätigen; eine Milliardenbeschaffung von Hightech-Material aber nicht. Es sei denn, die Risiken seien einem völlig wurst … Genau so erlebe ich aber die aktuelle Situation.

Der ehemalige Chef der Armee, André Blattmann, hat schon vor dem Typenentscheid eine brillante Analyse zu Air2030 verfasst. Dieses 9-seitige Papier war für einen kleinen Kreis von Insidern bestimmt, fand aber den Weg in die Öffentlichkeit. Ein Vertrauensbruch.    

So weit so schlecht. Noch schlechter ist aber, dass die verantwortlichen Sicherheitspolitiker*innen (und alle anderen Parlamentarier) dieses Papier offensichtlich  nicht gelesen haben. Denn: Was nicht sein darf, darf nicht sein.

Nun hat das Online-Magazin Republik Fakten und Zahlen zusammengetragen und die Autorin, Priscilla Imboden, hat äusserst akribisch und aufwendig recherchiert. Das Ergebnis wurde in einem dreiteiligen Bericht publiziert.

Jetzt gibt es für Militärexperten und Politiker*innen aller Parteien definitiv keinen Grund mehr, einfach wegzuschauen.

https://www.republik.ch/2022/01/12/die-kampfjet-saga-folge-1-der-geplatzte-deal-mit-paris

https://www.republik.ch/2022/01/13/die-kampfjet-saga-teil-2-eine-wahl-mit-turbulenzen

https://www.republik.ch/2022/01/14/die-kampfjet-saga-teil-3-getarnte-kosten

 

Update – 10. Januar 2022

Schweiz: Deshalb ist der F-35A die falsche Wahl

Die NZZ meint, dass der F-35 das zukünftige Standardflugzeug der Luftwaffen Europas sein wird. Natürlich soll mit dieser Aussage der Typenentscheid der Schweiz legimitiert werden. Aber, diese Meinungsmache ist a) objektiv falsch und b) für die Kritiker des Geschäfts wie ein Sechser im Lotto.

Der F-35 wird in verschiedenen Ländern Europas eingesetzt, vorwiegend von kleineren und mittelgrossen Nato-Staaten. Die einflussreichen und grossen Luftwaffen Kontinentaleuropas, Deutschland und Frankreich, setzen jedoch auf eigene Produkte. Auch in Grossbritannien bleibt der Typhoon (Eurofighter) das Rückgrat der Luftstreitkräfte; im Königreich werden die veralteten, senkrechtstartenden Harrier von F-35B ersetzt (Flugzeugträger).

Für kleinere Nato-Mitgliedstaaten Europas mag die Wahl richtig sein. Unter dem gemeinsamen Nato-Kommando und in grosser Anzahl operierend spielt der F-35 seine Stärken aus. Der Nato-Doktrin entsprechend.   

Die Nato-Schwergewichte Deutschland und Frankreich gehen mit der Rafale und dem Eurofighter einen anderen Weg. Das hat (auch) industriepolitische Gründe. Aber eben nicht nur: Im Gegensatz zu anderen europäischen Nato-Ländern profilieren sich diese Staaten mit aktiver, selbständiger Aussenpolitik. Zu einer solchen gehört – trotz Nato-Partnerschaft - Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit. Auf die Kampfflugzeuge bezogen heisst das, keine Abhängigkeit bei den Systemen (HW, SW). Keine Abhängigkeiten bei der Bewaffnung (Lenkwaffen). Und ganz wichtig: Die Datenhoheit zu bewahren. Also Autonomie. 

So sind die industriepolitischen Gründe (auch) ein elementarer Pfeiler der eigenen Sicherheitsstrategie.

Kürzlich traf ich einen ehemaligen Kommandanten einer ausländischen Luftwaffe. Sein salopper Kommentar zum Schweizer Entscheid lässt keine Zweifel offen: «Wenn die Amis nicht wollen, werden eure Piloten nicht einmal mehr nach Hause finden».        

Da lohnt es sich hinzuhören, Verträgen und Zusicherungen zum Trotz. Weil: Es gilt stets die Sprache des Stärkeren (America First!), ganz besonders im Krisenfall.

Noch eine Randbemerkung: Der F-16 wurde (wird) in 13 europäischen Luftwaffen eingesetzt. Niemand hat dafür je das Wort «Standardflugzeug» benützt ...    

Ein Sechser im Lotto. Die Vermutung wird zur Gewissheit: Die Schweizer Luftwaffe soll nicht autonom den hiesigen Luftraum sichern; sie soll im europäischen Verbund operieren.

Der Systementscheid macht aus dieser Perspektive Sinn. Und damit auch die Aussage des armasuisse-Projektleiters, Darko Savic, anlässlich der Pressekonferenz vom 26. November: «Es ist die Vernetzung ist, die den vielzitierten grossen Unterschied macht».

Kurz: Die Schweiz soll Teil eines europäischen Verteidigungskonzepts sein.

Und damit ist auch klar, weshalb weder das VBS noch die politischen Supporter über den Luftpolizeidienst sprechen wollen. Die Fragen nach dem am wenigsten geeigneten Flugzeug umschiffen.   

Völlig losgelöst von Parteizugehörigkeit, von Fachwissen in Sicherheitsfragen oder Gleichgültigkeit der Armee gegenüber, von Pro oder Contra generell sei festgestellt: Mit dem Projekt F-35 verkauft uns das VBS eine Lösung für den grossen (unwahrscheinlichen) europäischen Krieg und nimmt in Kauf, beim Kernauftrag der Luftwaffe – dem täglichen Luftpolizeidienst -- mit einem suboptimal geeigneten Flugzeug zu operieren.

Das VBS (der Bundesrat) nimmt in Kauf, nach einer weiteren Abstimmung ein System einzusetzen, dem höchstens 40% der Schweizer Stimmbürger zustimmen werden.  

Das VBS (der Bundesrat) nimmt in Kauf, ein super lautes und super teures System (Nachrüstungen, Bewaffnung, Infrastrukturnachrüstungen) einzukaufen, dessen Nutzen für den hiesigen Bedarf nur bedingt geeignet ist.

Das VBS (der Bundesrat) nimmt in Kauf, eine langfristige Abhängigkeit mit den USA einzugehen (Vertragsgarantien à la «America First») und setzt dabei naiv auf das Prinzip Hoffnung.  

Das VBS (der Bundesrat) stösst unsere europäischen Nachbarn -- und damit die Mitglieder unserer logischen Lebens- und Wertegemeinschaft -- vor den Kopf.

Das VBS (der Bundesrat) lässt sich von einer kleinen militärischen Insider-Gruppe eine neue Einsatzdoktrin aufoktroyieren, ritzt dabei die Bundesverfassung und desavouiert die Aussenpolitik.

Der Bundesrat (das VBS) muss jetzt dringend seine Führungsverantwortung wahrnehmen, um ein (weiteres) Rüstungsdesaster zu verhindern. Dasselbe gilt auch für die Parlamentarier*innen aller Parteien.                              

 

Update – 3. Januar 2022

NZZ: «Der F-35 wird zum europäischen Standard» - Teil 2

Für die NZZ wird der F-35 das zukünftige Standardflugzeug der Luftwaffen Europas sein. Dieser PR-Gag wird wohl schon bald auch in anderen pro F-35-Berichten aufpoppen.

Der Wunsch ist Vater des Gedankens.

Häslers Bericht ist a) objektiv falsch und b) für die Kritiker des Geschäfts wie ein Sechser im Lotto. Die Vermutung wird zur Gewissheit: Die Schweizer Luftwaffe soll nicht autonom den hiesigen Luftraum sichern; sie soll im europäischen Verbund operieren.

Der Systementscheid macht aus dieser Perspektive Sinn. Und damit auch die Aussage des armasuisse-Projektleiters, Darko Savic, anlässlich der Pressekonferenz vom 26. November: «Es ist die Vernetzung ist, die den vielzitierten grossen Unterschied macht».

Die Schweiz als Teil einer eines europäischen Verteidigungskonzepts!

Bei dieser Ausgangslage müssten bei FDP und SVP sämtliche Alarmlampen tiefrot blinken! Aber sie tun es nicht. Im Gegenteil. Der neue Präsident der SiK NR, Mauro Tuena, lässt sich in der Weltwoche zitieren: «Ich werde alles unternehmen, um die VBS-Chefin zu unterstützen, damit die Kampfjets beschafft werden können». Wow!

Wow - was für ein power couple! Tuena und Sicherheit? Fällt mir grad nichts ein. Aber vielleicht ist er ja stealthy unterwegs?

Nicht stealthy unterwegs ist unsere Chefin VBS. Ihre PR-Abteilung produziert Medienmitteilungen im supersonic-Takt. Und sie wird gelobt: «Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Akribie von Bundesrätin Viola Amherd». Zitat Häsler, NZZ. Punkt. Beförderung.         

Zu Zweitletzt: Wie kommt da Thierry wieder raus?

Zu guter Letzt: Lesen Sie im nächsten Blogeintrag, weshalb a) die Argumentation Standardflugzeug falsch ist und weshalb b) der F-35 zum super GAU wird.

(Aber keine Panik, liebe Leserinnen und Leser. Die verantwortlichen Politiker und armasuisse-Beamten werden, wie in der Schweiz üblich, in den «wohlverdienten Ruhestand» gehen. Gegessen wird der F-35-Hamburger vom Souverän, sprich: von den Anwohnern der Flugplätze, den Steuerzahlern, den … Eigentlich von allen!)

 

Update – 30. Dezember 2021

NZZ: «Der F-35 wird zum europäischen Standard»

In der Ausgabe vom 18. Dezember stellt Georg Häsler die These auf, der F-35A würde das zukünftige Standardflugzeug der Luftwaffen Europas sein. Der finnische pro-F-35-Entscheid feuert die Schweizer Träume an.

Häslers These, als pro-F-35-Streitschrift gedacht, verfehlt den Zweck. Aber sie ist ein Glücksfall für die Skeptiker des US-Waffendeals.  

Der Autor lobt den Entscheid Finnlands und zählt die Parallelen auf. Nur: Die geopolitischen und geschichtlichen Parallelen Finnlands und der Schweiz sind minim. Und das von ihm erwähnte «ähnliche Anforderungsprofil» ist ganz einfach falsch. Deplatziert ist sein Seitenhieb auf Finnlands Regierung «… unter der Führung der Sozialdemokratin Sanna Marin, ein Star der europäischen Linken …». Dazu passt auch sein Kotau in Richtung Bundeshaus Ost: «Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die Akribie von Bundesrätin Viola Amherd».

Nicht alles war früher besser. Die NZZ aber schon. Bruno Lezzi!

Lesen Sie in den nächsten Tagen in diesem Blog, weshalb der NZZ-Beitrag ein Glücksfall für die Gegner ist. 

 

Update – 13. Dezember 2021

 

Maja Riniker, Briefträgerin

 

In der Fragestunde vom 12. Dezember hat Nationalrätin Riniker (FDP, Aargau) unter dem Titel Fake News und Mittel der Desinformation bezüglich Evaluationsprozess des neuen Kampfflugzeugs nachstehende Frage eingereicht:  

 

Airbus hat bestätigt, dass sie ein Dokument mit Kritik am Evaluationsprozess für ein neues Kampfflugzeug vorbereitet haben. Darin sind falsche Informationen enthalten. So heisst es, der Auswahlprozess ist nicht objektiv, beinhaltet formale und inhaltliche Fehler, wurde nachträglich verändert und unterschlägt Teil-Ergebnisse. Was hält der Bundesrat davon, dass unterlegene Anbieter mit Fake News und Mitteln der Desinformation nachträglich den politischen Prozess zu beeinflussen versuchen?

 

FDP- Präsident Burkart hatte zum Thema Airbus im SoBli am 14. November bereits vorgespurt: … Man muss sich überlegen, ob jemand, der sich nicht an die Abmachungen hält, eine gewisse Zeit für künftige Rüstungsgeschäfte ausgeschlossen werden soll …

 

His misstress’ voice (Kalbermatten,VBS) ergänzt: … wäre die Vorgehensweise sehr problematisch und für die zukünftige Zusammenarbeit und das Image der Hersteller in der Schweiz nicht förderlich.

 

Es gibt viele gute Gründe, eine Frage einzureichen. Vielleicht, weil man etwas wissen möchte? Etwas anstossen möchte? Etwas beeinflussen möchte? Sich profilieren möchte? Korrigieren möchte? Betroffen ist?

 

Nur: Gefälligkeitsfragen sind ein No-Go. Diese Anfrage dient allein dem Zweck, dem Bundesrat einen Steilpass zum Airbus-Bashing zu zuspielen. Ziemlich durchschaubare PR-Arbeit.  

 

Liebe Frau Riniker: Wer sich seiner Sache sicher ist, steht über Kritik. Und wer sich seiner Sache sicher ist, hört auch hin. Sie schreiben, dass Airbus ein Dokument vorbereitet. Aber Sie wissen offenbar schon, was in diesem Dokument steht. How is this possible?

 

Es ist gut und richtig, dass die GPK sich nun mit der Beschaffung befasst. Und die EFK recherchiert. Aber alle juristischen Untersuchungen schlecken eines nicht weg: Dass das Pflichtenheft mangelhaft ist. Wer meinen Blog regemässig liest, weiss: Was man oben in den Trichter giesst, kommt unten raus.

 

Airbus ist weltweit tätig. Airbus hat Tausende Kunden. Regierungen, Luftwaffen, Airlines, Private. Airbus hat, das sei hier gesagt, eine exzellente Reputation. Airbus weiss, wie internationale Verträge ausgestaltet sind. Wenn Airbus glaubt, dass nicht alles richtig läuft, soll man hinhören.  

 

Frau Riniker möchte lieber nicht hinhören. Thierry gibt die pace vor. Als Mitglied der Nationalrätlichen Sicherheitskommission hätte sie einen wichtigeren Auftrag: Die Arbeit des VBS (der armasuisse) zu hinterfragen.

 

Und nicht Fake-Briefträgerin sein.   

       

Update – 7. Dezember 2021

 

SiK Nationalrat: Melanie Mettler löst Beat Flach ab

 

Wie der Website des Parlaments zu entnehmen ist, ist Melanie Mettler (GLP BE) neu Mitglied der Sicherheitskommission des Nationalrats. Sie ersetzt den immer wieder unglücklich agierenden Beat Flach (z.B. Duro, siehe auch Blog vom 15. November).

 

Es bleibt jetzt die Hoffnung, dass die GLP auch in der Sicherheitspolitik Akzente setzt.

 

Das andere GLP-Mitglied der SiK, Francois Pointet, wird sich als zukünftiger Präsident aus taktischen Gründen – leider – zurückhalten. Ein intelligenter und sympathischer Mann. Aber er sagt auch: «Für mich ist die SiK kein Kontrollorgan der armasuisse».  

 

Ähm …  Verstehe ich etwas falsch? Wozu – denn sonst – gibt es diese Fachkommissionen? 

 

Liebe Frau Mettler: Ich wünsche Ihnen nur das Beste in Ihrer neuen Aufgabe! Zeigen Sie Profil. Hinterfragen Sie. Bilden Sie mit Ihrem Kollegen Pointet ein Team, das Ihrer Partei auch in der Sicherheitspolitik ein erkennbares Profil verschafft.  

 

Die SiK soll nicht nur Sprachrohr des VBS/der armasuisse sein. Im Gegenteil, weil: Auch die SiK steht in der Verantwortung für die Beschaffungsskandale der letzten Jahre.     

 

 

Update – 4. Dezember 2021

 

Evaluation made by armasuisse

 

Eigentlich läuft es bei der Kampfflugzeugbeschaffung so, wie es immer läuft. armasuisse weiss schon vor Evaluationsbeginn, was es sein soll. Und dann wird ein «Prozess installiert», der zum gewünschten Ergebnis führt.

 

Nun ist es mit diesen Prozessen so, wie bei einem Trichter: Was man oben eingiesst, kommt unten raus.

 

Dieses Prinzip funktionierte in der Vergangenheit ganz gut. Weil die armasuisse weiss, dass unterlegene Anbieter sich mit Kritik zurückhalten – sie möchten bei anderer Gelegenheit gerne den Zuschlag kommen. Ideal! Der Monopolist braucht nicht mit den Muskeln zu spielen.   

 

Der Projektleiter der Kampfflugzeugbeschaffung, Darko Savic, hat es anlässlich der Pressekonferenz vom 26. November deutlich gemacht: Es ist die Vernetzung, die den vielzitierten grossen Unterschied macht. Einverstanden, das ist die grosse Stärke des US-Fliegers. 

 

Eine Stärke allerdings, die nur beim gleichzeitigen Einsatz einer grossen Anzahl Flugzeuge zum Tragen kommt. Träumen hier einige vom Fliegen im Nato-Verbund? Wie war das wieder? Was man oben in den Trichter eingiesst …

 

Hauptaufgabe der Schweizer Luftwaffe ist der Luftpolizeidienst. Bei diesen Einsätzen mit (nur) zwei Flugzeugen ist die hoch gepriesene Fähigkeit «Luftlagebild» nihil.   

 

Dafür fehlen beim F-35 Fähigkeiten, die im Luftpolizeidienst unabdingbar sind: Steigflugleistung, Höchstgeschwindigkeit und eine adäquate Bewaffnung. Europäischen Kampfflugzeuge übertreffen im Luftpolizeidienst den US-Jet deutlich.  

 

Vor lauter «Luftlagebild» vergisst das VBS das politische Lagebild. Mit den europäischen Nachbarn hat man es bereits verkackt. Auch innenpolitisch droht ein Strömungsabriss.

 

Im Pilotenjargon tönt das etwa so:  Die Kapitänin (Amherd) hat hocherfreut einen Schnupperflug absolviert. Und dann das Steuer aus der Hand gegeben. Der Copilot (Rüstungschef) sass untätig nebenan. Nun sollen es die Flugschüler richten (Pressekonferenz vom 26. November).

 

Aber auch das Bodenpersonal wird eingesetzt. Man lässt im VBS nun doch die Muskeln spielen: Der Druck auf kritische Medien ist gross.    

            

Ein Vorgeschmack auf das neue Mediengesetz? Bald österreichische Verhältnisse?       

 

 

Update – 26. November 2021

 

Die Demontage hat begonnen

 

Mit dem heutigen «Fachgespräch zu den Kosten der Beschaffung des F-35A» hat das VBS exemplarisch aufgezeigt, dass Zweifel am Geschäft berechtigt sind.

 

In nur fünf Monaten wird das Beschaffungspaket um eine schlappe Milliarde teurer. Fortsetzung folgt. Garantiert.

 

Für die Überbringung dieser Nachrichten wird die dritte Garde vor die Kameras geschickt. Wie schrieb mir ein guter Freund dazu: «Das Team hat mich an Jungs erinnert, die beim Klauen erwischt wurden».

 

Frau Bundesrätin, Herr Rüstungschef: Bad News auf Ebene «Fachgespräch» zu kommunizieren ist schlechter Stil.

 

Am 26. November 2021 hat die (Selbst-)Demontage definitiv begonnen.      

 

Fortsetzung folgt -- auch in diesem Blog!

 

 

Update – 25. November 2021

 

Achtung von den Andersdenkenden. Journalismus. NZZ. (TV-Werbung 22.November, SRF1)

 

Ein gediegener und unerwarteter Slogan der NZZ im TV-Werbeblock. Unaufgeregt, bündig, schön.    

 

Ob NZZ-Journalist Georg Häsler auch TV schaut? In der Ausgabe vom 20. November tut er sich mit Andersdenkenden schwer. In seinem Bericht «Zeit für ein Ausrufzeichen von Bundesrätin Amherd» geht er mit Andersdenkenden gnadenlos um. Und setzt diese schon einmal auf die Strafbank: «… gemütlich können die Linken zuschauen, wie eigentlich armeefreundliche Akteure Stimmung gegen den F-35 machen. Im Hintergrund hausieren Lobbyisten von unterlegenen Anbietern mit Halbwahrheiten und Falschinformationen …».

 

Häslers Artikel ist fachlich, politisch und auch juristisch eine journalistische Nullnummer.  

    

(Sogenannte) armeefreundliche Kreise sind mit dem Beschaffungsentscheid unzufrieden, schreibt Häsler. Ja, aber weshalb? Weil Fakten – Fakten, Herr Häsler! – eine deutliche Sprache sprechen. Und Sie schreiben weiter: «Nach dem gegenwärtigen Wissenstand hat das VBS nichts zu befürchten». Genial zusammengefasst, Kollege Häsler! Ich freue auf Ihren Kommentar, nach dem gegenwärtigen Wissenstand.      

 

Die Andersdenkenden. Duden: Dissident, Dissidentin, Häretiker, Häretikerin. Sicher hat es die NZZ-Werbeagentur mit dem Slogan nur gut gemeint. Aber Häsler stellt die Opponenten – oder Andersdenkenden – Duden-konform in die Dissidentenecke.   

 

Es gibt in der Schweiz ein riesiges Potenzial an wirklichen Experten. Mit betriebswirtschaftlicher, politischer und militärischer Expertise. Weshalb verweigert sich das VBS diesem Wissenspool?

 

Aller Komplimente zum schönen Slogan zum trotz:  Leute als «Andersdenkende» zu apostrophieren pisst mich eigentlich an. Weshalb? Weil diese verschwurbelte Wortschöpfung nur eines impliziert: Wir sind Wahrheit (NZZ).  

 

Nun bleiben noch drei letzte Fragen: Weshalb publiziert die NZZ diesen dünnen Artikel? Ist Eric Gujer in den Ferien? Oder bereitet Georg Häsler bereits seinen nächsten Karriereschritt (VBS) vor?

 

 

Update - 15. November 2021

Ist Missmanagement die weibliche Form von Management?

Natürlich nicht. 

 

Missmanagement ist geschlechtsneutral. «Es» kommt hier vor, und «es» kommt da vor. In einigen Bereichen mehr, in anderen Bereichen weniger.

 

Missmanagement ist branchenunabhängig. Es trifft Kleinunternehmen, Aktiengesellschaften, Vereine, Stiftungen oder die Verwaltung. Beispiele dazu gibt es genug.

 

Aber weshalb ist das so? Einfach gesagt: Es ist eine Frage der Kontrolle. Und der Integrität.

 

Unser Rüstungschef liess kürzlich verlauten, dass er sich bewusst aus der Kampfflugzeug-Evaluation herausgehalten hätte. Um nicht den Anschein zu erwecken, Einfluss zu nehmen. Das sind wahrlich neue und revolutionäre Führungsgrundsätze.

 

(Hier bekommen Sie ein paar Sekunden des Insichgehens) ...

 

Der Chef unserer Beschaffungsbehörde steht beim grössten Rüstungsgeschäft aller Zeiten abseits? Delegiert die Verantwortung an seine Untergebenen? Was meint die Chefin VBS dazu?

 

Umkehrschluss: Wenn der Rüstungschef so argumentiert - ach, lassen wir das.

 

Honi soit qui mal y pense.

 

Themenwechsel. Im SonntagsBlick vom 14. November wird über die Kampfflugzeug-Opposition gelästert. Cheflobbyist und Ständerat Burkart denkt laut über Konsequenzen für Konzerne wie Airbus nach. Und Amherds Mentor Kalbermatten haut noch einen oben drauf: «… für die zukünftige Zusammenarbeit und das Image der Hersteller in der Schweiz nicht förderlich». Gut gebrüllt, Löwe. Aber schlecht durchdacht. Weil: Der Misserfolg bei einer kommenden Abstimmung wird Frau Amherd angekreidet werden. So wird Misserfolg zur weiblichen Form von Erfolg. Mit männlichem Support.

 

Zum Schluss eine Randnotiz (1). Auch der grünliberale Sicherheitspolitiker Flach lässt sich im Blick staatsmännisch zitieren: «Wettbewerbsrechtlich heikel und demokratiepolitisch nicht zu rechtfertigen». Demokratiepolitisch(!) – ein Schwätzer vor dem Herrn (sorry).

 

Beat Flach. Mitglied der Siko NR für die GLP. 2015 empfiehlt er als Sprecher der Kommission wärmsten den Duro-Deal. Solche Sicherheitsexperten braucht die Schweiz!

 

Randnotiz 2. Die GLP hat sich mit einem erstaunlichen Wählerzuwachs als neue, ernstzunehmende Kraft etabliert. Bei grünen Themen und Aussenpolitik mischt sie munter mit. Beim Thema Sicherheitspolitik fliegt sie unter dem Wahrnehmungsradar. Nur Pressesprecher der armasuisse zu sein kann den Ansprüchen der Wähler nicht genügen.

 

Randnotiz 3 Kampfflugzeugbeschaffung (Wiederholung): Wie kommt da Thierry Burkart wieder raus?                      

 

 

Wie laut darf laut sein?  - 21. Oktober 2021

Who cares …

Seit Jahren fordere ich einmotorige Kampfflugzeuge. Primär aus ökologischen und ökonomischen Überlegungen, aber auch aus Lärmschutzgründen (who cares …).

Das kommt nicht überall gut an. 

Stellen wir klar: einmotorig ist nicht einmotorig. Das unglaublich leistungsstarke Triebwerk der F-35 leistet (beinahe) so viel, wie andere Kampfflugzeuge mit zwei Triebwerken. Aus dieser Sicht ist also meine Einmotor-Theorie untauglich.

Nur: Diese famose Leistung des Triebwerks von Pratt & Whitney hat auch seinen Preis: noch lauter! Was auf den Luftwaffenbasen der US Air Force kein Problem ist, ist rund um die Militärflugplätze im dichtbesiedelten Europa eine Katastrophe.

Was sagt unsere Verteidigungsministerin dazu? In einem Interview liess sie Fakten sprechen: 3 Dezibel (dB) lauter. Wie weit ist die gelernte Juristin mit der Physik des Schalls vertraut?  Vielleicht sollte man die F-35 in Sitten stationieren? In der Urkantonen? In Altenrhein oder Appenzell? Dann wäre das von ihr anvisierte Ständemehr schnell Makulatur. 

Regelmässige Leser dies Blogs wissen es: Die Verteidigungsministerin gibt wieder, was ihr die «Experten» diktieren. 3 Dezibel? Who cares …

Regelmässige Leser dieses Blogs wissen auch: Frau Amherd wird mit diesem Geschäft ihr bundesrätliches Waterloo erleben. Oder sie wird rechtzeitig das Departement wechseln. (Courant normal für Neumitglieder des Bundesrates, nachdem sie ins VBS verbannt wurden.)  

Lesen Sie zum Thema Lärmproblematik nachstehenden Text (mit bestem Dank an Georg Mader, Wien, für die Übermittlung dieses Berichtes).  

Ein Bericht der Rundschau SRF befasst sich ebenfalls mit diesem Thema: https://www.srf.ch/news/schweiz/kampfjetlaerm-viel-laerm-um-den-f-35

 

 

Residents near Leeuwarden airbase lament sound of F-35 fighter jets

Residents near the Leeuwarden airbase said they are becoming increasingly frustrated with the thundering noise of F-35 fighter jets above their homes, the Trouw reported.

In the first five months of this year, six hundred complaints about the noise from the F-35 jets were received by the Military of Defense. Most of the complaints came from residents of the surrounding villages, Marsum, Ingelum, Stiens, Jelsum, Britsum and Koarnjum.

The majority of homes in the area are insulated well to block out the sound of air traffic, however, the disturbance caused by the F-35 pierces through the walls. Gerard Veldman from Jelsum hoped to adapt to the sound of the F-35 as he had to the F-16 fighter jets. “You can’t get used to it. The sound of the F-35 is louder and thunders on for much longer”, he said.

Locals established a website monitoring the decibels the sound of the F-35 fighter jets produced. On the website, it showed that the F-35 produced 109 decibels at its maximum. That is equivalent to the sound of fifteen F-16 jets landing, according to the website.

Other residents from the surrounding area also voiced their disapproval of the fighter jets. An inhabitant of Marssum said a piece of plaster fell from the ceiling when a F-35 jet flew over his house.

Parents of children in the nearby region said their children “panicked completely” at the sound of the jets. Some children even vomited due to anxiousness caused by the sound.

A farmer also reported that a calf was trampled to death by cows frightened by the noise.

Velman said he believes the flight behavior of the pilots is to blame, "When four aircrafts arrive simultaneously they often have to make a go-around before landing." Veldman said they could replace that circuit landing by having the aircrafts land one by one.

The base commander said he hoped to be able to reduce the noise slightly but said, “they are still fighter jets”. An afterburner during takeoff would be one such solution. “This allows the aircraft to gain altitude faster and fly higher over Marsum”, the base commander said. “There will be less noise nuisance here but other villages may experience more disturbance. So, it is complex.”

The F-35 fighter first arrived in the Netherlands in 2016 after the country purchased more operationally and technically advanced 5th-generation aircraft, explaining the F-16 was outdated after being used for more than 30 years. 

 

 

Aus dem Leben – 11. Oktober 2021 (nur für geduldige Leser ...)

Eine (ziemlich) wahre Geschichte – und ein Quiz

Nicht lange her fragte Tochter M (1) ihren Vater (mich), ob er für seine vier Enkel eine Seifenkiste (2) kaufen oder zusammenbauen könnte. Sie wusste natürlich um Grossvaters (3) Affinität zu allem was fährt und fliegt. Vaters/Grossvaters schnelle Zusage machte sie zufrieden und sie legte die Abwicklung (4) in seine Hände.

Als junger Mann – also im letzten Jahrhundert – wäre Grossvater allein kreuz und quer durch Europa gefahren. Und hätte nach wenigen Tagen die spektakulärste Seifenkiste nach Hause gebracht. Inzwischen etwas gereift und mit einiger Führungserfahrung ging Grossvater das Projekt (5) aber anders an: Mit Mitbestimmung, Motivation, Spass und Teamarbeit sollte das gesetzte Ziel (6) erreicht werden.

Kurz: Er delegierte die Teilbereiche (7) Anforderungen, Design und Einsatz an die zukünftigen Fahrer (8) und das Team (9). Tochter M. hatte bei Auftragserteilung eine Kostenbeteiligung (10) von maximal 450 Franken zugesagt.

Nach einem ersten Gespräch machten sich die Jungs (11) intensiv und breitaufgestellt an die Arbeit. Googeln, Prospekte wälzen und Gespräche mit Experten auf dem Pausenplatz (12).

Nicht verwunderlich, dass das Projekt schon bald wie folgt vorgestellt wurde: «Eine Seifenkiste entspricht nicht unseren Ansprüchen, das ist etwas für Bubis» (13). Es sollte ein Renn-Go-Kart sein. Mehr Leistung, mehr Spass, mehr Prestige!

Nun befand sich Grossvater in einem Zwiespalt. Um ganz ehrlich zu sein, wäre ihm ein schneller Flitzer auch lieber, als eine Seifenkiste Mal für Mal den Berg hochzuschieben. Auf der anderen Seite: Der vorgegebene Finanzrahmen wurde um ein Mehrfaches gesprengt. Und der Auftrag von Tochter M war ein anderer. Nun war guter Rat teuer.

Teuer war auch der Rennkart: Die Jungs hatten zwar gut verhandelt und der Verkäufer war offensichtlich vom Enthusiasmus und der Freude der kleinen Fans (14) sehr angetan. Er kam ihnen preislich entgegen, wie es schien. Und fügte an, dass die Helfer (15) den Unterhalt selber machen könnten und für grössere Arbeiten die Garage (16) des Vaters ideal sei.

Aber wer soll das bezahlen?  Abklärungen über Eigenmittel (Sparkässeli 17) fielen ernüchternd aus. Ein sehr jugendlicher Geistesblitz löste das Dilemma: Geld gibt es doch am Bankomaten (18)! «Macht mein Papa immer so, wenn er Bargeld braucht». «Oder E-Banking» fügte das mit 12 Jahren älteste Teammitglied hinzu. Wow! Zu meiner Zeit wurde der Wochenlohn jeweils freitags in einem Couvert ausbezahlt … Grossvater war stolz, auf Teamarbeit gesetzt zu haben.  

Er – früher selber in einem Rennkart unterwegs – war euphorisiert. Er versprach, für den Betrieb (19) des Karts den Jungs seine Ressourcen bereitzustellen. Und er sagte begeistert ja zum Kaufvertrag. Erste Bilder und Statements wurden auf Social Media hochgeladen. 

Zu Grossvaters Überraschung hatten die Jungs ganz kurze Zweifel. Sie konsultierten (20) einen Nachbar, der ein schnelles Auto fuhr. Er empfahl ein Go  und fügte gleich bei, den Kart ebenfalls zu fahren.

Ein anderer Nachbar hatte juristische Kenntnisse (21). Er schaute auf den Kaufvertrag und hob den Daumen hoch. Er hatte zwar noch nie von Karts gehört, geschweige denn mit Kindern gearbeitet. Trotzdem möglich, dass jetzt auf seiner Website unter Referenzen «Kartrennsport» und «juristische Begutachtung von Kinder-Start-Ups» aufgelistet hat.

Das so wunderbar vorbereitete Projekt fand jedoch ein jähes Ende: Papa! (22). Er fand die ganze Sache unnötig, überrissen und überteuert sowieso. Das Projekt wurde gestoppt. Tochter M fand das schade für die Fahrer und das Team und schimpft nun auf ihren Mann (Papa).  

Quiz: Ersetzen Sie die fett geschriebenen Worte durch nachstehende «Synonyme».

1     Tochter M                  Vulgo: BR. Die einzige Frau im gesamten Projekt. Sie hätte gerne auch die einzige Enkelin als Fahrer                                                gehabt. Das hätte einem Frauenanteil von 20%(!) entsprochen.

2     Seifenkiste                 Kampfflugzeug

3     Grossvater                 armasuisse

4     Abwicklung                 Beschaffung

5     Projekt                         Evaluation

6    Ziel                                das Machbare

7     Teilbereiche                Air2030

8     Fahrer                          Piloten

9     Team                            armasuisse-Mitarbeiter

10   Kostenbeteiligung      realistisches Budget

11   Jungs                            Begleitgruppe NKF

12  Pausenplatz                 STA

13   Bubis                           Länder wie Liechtenstein, Luxemburg, Österreich (?)

14   Fans                             SOG

15   Helfer                          Bodentruppe

16  Garage                         RUAG

17   Sparkässeli                 LW-Budget

18   Bankomat                   Steuerzahler

19   Betrieb                        Logistik: Schulung, Training, Transporte, Treibstoff sowie alle anfallende Betriebskosten (wird in                                                        Kostenberechnungen oft kleingeredet)

20   konsultieren               Consultants: Ratschläge zum eigenen Gutgehen

21   juristische K.               Anwaltskanzlei

22   Papa                             der Souverän

 

Quintessenz 1: Das Projekt wurde falsch aufgegleist. Unklare Vorgaben und Enthusiasmus reichen nicht aus, um eine Seifenkiste zu kaufen. Das Team war nicht auf die Machbarkeit fokussiert. Alle Beteiligten sind unglücklich (ausser der Anwaltskanzlei). Grossvaters Rat: «Reset – beim nächsten Mal machen wir das besser!»

 

Quintessenz 2: Ohne Papa (Souverän) ginge alles besser.

 

Ein Letztes: Weshalb ist dieser Blog mit «Eine (ziemlich) wahre Geschichte»? übertitelt? Weil der Ausgang noch unklar ist. Siehe Quintessenz 2.  

 

 

Update –  8. Oktober 2021

Lehren aus dem Betrieb der F/A-18

Seit 1997 stehen F/A-18 bei der Schweizer Luftwaffe im Einsatz. Damals ein topmodernes Flugzeug für höchste Ansprüche; aber auch heute noch und auf absehbare Zeit hinaus absolut state of the art.

Ende 2020 wurde die Bereitschaft rund um die Uhr (24/7) eingeführt. Damit ist in unserem Land der Luftpolizeidienst ohne Einschränkungen sichergestellt – endlich!

Kurz: Die F/A-18 ist aus Sicht der Luftwaffe eine Erfolgsgeschichte. Eine unglaublich teure Geschichte allerdings auch (Anschaffung, Upgrades, Betriebskosten). Und deshalb ein Lehrstück für die Zukunft.

Weshalb?

Weil die F/A-18 nicht primär für den Luftpolizeidienst entwickelt wurde, sondern als Mehrzweckkampfflugzeug. Als Jäger (F für Fighter) und zur Bodenunterstützung (A für Attack). Doktrin-konform wurde Erdkampf von unserer Luftwaffe nicht trainiert oder praktiziert. Folgerung: Die Schweiz setzt seit über 20 Jahren ein sehr leistungsstarkes, sehr schweres Kampfflugzeug für nur den einen Zweck ein. Diesen Part hätte ebenso gut ein leichteres, einstrahliges und damit wesentlich günstigeres Kampfflugzeug übernehmen können (z.B. F-16).   

Weil die F/A-18 die Abhängigkeit vom Lieferanten exemplarisch aufzeigt. Bei Upgrades diktiert der Hersteller den Preis: Nicht die eigentlichen Arbeiten an HW und SW fallen ins Gewicht, sondern die exorbitanten Lizenzkosten. Take it or leave it. Folgerung: Die Gesamtkosten eines Systems können nur vorausgesagt werden, wenn eine Preisgarantie für die gesamte Einsatzzeit garantiert ist. Alternative: Leasing.   

Weil Flugzeuge dieser Grössenordnung (Gewicht, Treibstoff, Abgase) für die Verwendung in der Schweiz nicht mehr zeitgemäss sind. Militärpuristen mögen Umweltargumente belächeln. Aber ob man 10 Tonnen oder 20 Tonnen in die Luft bringt: it’s physics, stupid.  Auch die Armee ist verpflichtet, den Klimazielen Rechnung zu tragen. Da genügt es nicht, ein paar Elektrofahrzeuge für die Galerie zu erwerben …       

Urteilen wir nicht zu streng. Der F/A-18-Entscheid war noch vom Kalten Krieg geprägt. Seither hat sich die Welt jedoch ein paar Mal gedreht. Zur aktuellen Beschaffung urteilen wir jedoch strenger: Das Anforderungsprofil stammt noch aus dem letzten Jahrhundert.  

 

 

Update – 7. Oktober 2021

Viola im Stress

Fertig lustig im VBS … Viola Amherds Tamedia-Interview spiegelt die Nervosität wieder, die im VBS herrscht. Der F-35-Deal wird ihr Waterloo.

Die Chefin VBS hat voll auf ihre «Experten» gesetzt. Diese haben einen Vertrag ausgehandelt, der juristisch, finanziell und  politisch nicht tragbar ist. Nur, wen wundert‘s? Kein Grossauftrag der armasuisse ging in den letzten zehn Jahren reibungslos über die Bühne – vorsichtig ausgedrückt.   

Frau Amherds Blick in den Bundesrat lässt uns ratlos zurück: Im Vorfeld keine Konsultation mit  anderen Bundesräten, jetzt keinen Plan B. Eine politische Gesamtschau scheint bei VBS-Beschaffungen unwichtig zu sein. Logo, war es ja bisher auch nie.       

Viola Amherd ist die teuerste Pressesprecherin der Schweiz: Sie rezitiert die Texte ihrer PR-Berater perfekt. Wort für Wort, bei jeder Gelegenheit. Eine Musterschülerin.  

Doch das PR-Geschwurbel geht auf lange Zeit nicht auf. Plötzlich stellen auch Leute aus den eigenen Reihen kritische Fragen. Das kommt nicht gut an. «Wir können nicht umschwenken» trötzelt sie den Kritikern entgegen.    

Niemand bezweifelt, dass die Schweiz einen robusten Luftpolizeidienst braucht. Nichts mehr und nichts weniger. So, wie er jetzt von den F/A-18 sichergestellt wird.

Also keine hochvernetzten und damit störanfällige Superspielzeuge. Keine Träume, im Nato-Verbund zu operieren. Keine Milliarden, wenn der Kernauftrag auch mit deutlich niedrigeren Kosten wahrgenommen werden kann.

Plan B: Das Zauberwort heisst Leasing. Kostentransparenz auf den Franken genau. Und Machbarkeit, Bescheidenheit, Vernunft. Um Waterloo abzuwenden.

 

 

Update - 22.09.2021

These: Für die armasuisse (VBS) ist die Beschaffung zwei Nummern zu gross

Covid beherrscht die Diskussion – logisch. Damit rückt die Kampfflugzeugbeschaffung in der öffentlichen Diskussion in den Hintergrund. Die wenigen Artikel, die in der Presse erscheinen, haben es aber in sich:

Sonntags Zeitung vom 19. September: «Frankreichs Präsident lädt Guy Parmelin aus»

Tagesanzeiger vom 20. September: «Wie Amherd den F-35 billiger rechnet»

Und damit komme ich zum Thema: Die Reaktionen auf diese Artikel waren bisher lau, siehe oben (Covid). Lau war eigentlich auch das Echo auf den damaligen, fatalen Systementscheid. Weshalb? Das mussten viele erst einmal leer schlucken.

Nur eine Person outet sich erfreut und klopft sich dabei auf die eigene Schulter: «Die starke Stimme für den Aargau» – Thierry Burkart. Der zukünftige Präsident der FDP und Kampfflugzeug-Cheflobbyist. 

Also der Chef derjenigen Partei, die im letzten Jahrhundert die Sicherheits-, Finanz- und Aussenpolitik so stark prägte. Mit Persönlichkeiten, Kompetenz und politischer Intuition.

Lieber Thierry Burkart: Das VBS hat (schon wieder) Mist gebaut. Und Sie geben hocherfreut und uneingeschränkt ihre sicherheits-, finanzielle und aussenpolitische Zustimmung dazu. Wie kommen Sie da je wieder raus?

Als 73-jähriger Oldie bin ich erstaunt und besorgt: Wie kann ein junger Mann (Jahrgang 1975) so vehement auf ein Konzept des letzten Jahrhunderts setzen? Sind die Jungen die Bewahrer des gestern?    

Die armasuisse hat bei allen grossen Projekten der letzten 10 Jahre magistral versagt.  Das scheint aber für Herrn Burkart und Frau Amherd kein Grund zu sein, an den Aussagen der Verwaltung zu zweifeln. 

 

 

Update – 29.8.2021

Der Blitz mag keine Blitze

Die Schweiz belegt in der europäischen Blitzhäufigkeit einen Spitzenplatz (Quelle: MeteoSchweiz).

Dass Blitze für Tarnkappenflugzeuge eine Gefahr darstellen, war Experten schon lange klar. Im klassischen Flugzeugbau wirkt die metallische Aussenhaut wie ein Faradaykäfig; bei Stealth-Flugzeugen entfällt aber dieser Schutz.

Jane’s-Korrespondent Georg Mader aus Wien hat mir dazu folgenden Text zugesandt:

Der offizielle Twitter-Account der Nellis Air Force Base hat ein großartiges Bild von einem Paar F-35A Joint Strike Fighter der US-Luftwaffe, auch bekannt unter dem offiziellen Namen Lightning II, gepostet, das durch Blitzableiter geschützt wird, während tatsächliche Blitzeinschläge im Hintergrund erfolgen.

Der Tweet fragt ironisch: "Welcher Blitz schlägt Ihrer Meinung nach härter zu?" und kommt nur wenige Tage, nachdem das US Marine Corps enthüllt hatte, dass ein Paar ihrer F-35B in Japan mit Millionen von Dollar Schaden bewertet wurden, nachdem sie Anfang dieses Monats bei Einsätzen von Blitzen getroffen wurden. Letzte Woche bestätigte das Marine Corps, dass beide Jets während eines Fluges am 13. Juli vom Blitz getroffen wurden, aber dass sie glücklicherweise sicher landen konnten und dass keiner der Piloten verletzt wurde. "Nach der Durchführung unserer Standard-Melde- und Bewertungsverfahren wurde der wetterbedingte Vorfall aufgrund der kombinierten prognostizierten Reparaturkosten von mehr als zweieinhalb Millionen US-Dollar als Missgeschick der Klasse A bezeichnet", sagte der Kapitän des US Marine Corps, Marco Valenzuela, ein Sprecher der Marine Air Group 12 in Iwakuni, in einer Erklärung gegenüber der Marine Corps Times.

Air Force F-35As wurde es, zumindest in der Vergangenheit, verboten, irgendwo in der Nähe von Gewittern zu fliegen, weil Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit bestehen, dass ihre Treibstoffsysteme explodieren, wenn sie von Blitzen getroffen werden. Grund ist, wie in früheren Dokumenten dargelegt, dass die radarabsorbierende Verbundmetallbeschichtung (Haut) aller F-35-Varianten im Gegensatz zu metallverkleideten Flugzeugen "keinen inhärenten passiven Blitzschutz bietet". Die potenziellen Risiken von Blitzeinschlägen bestehen sowohl am Boden als auch in der Luft...

Das Bild im Tweet zeigt ein Paar F-35As von der Hill Air Force Base in Utah, der Heimat des 388th und 419th Fighter Wings, die beide mit Joint Strike Fighters ausgestattet sind. Die Jets befinden sich – samt je einem Blitzableiter - in Nellis, das am Stadtrand von Las Vegas, Nevada, liegt.

Ganze Story: https://www.thedrive.com/the-war-zone/41698/air-force-tweet-showing-f-35as-protected-by-lightning-rods-asks-which-lightning-strikes-harder

 

 

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